Julia Extra Band 364 (German Edition)
seines Vaters, wenn er seine Brille suchte. Und plötzlich stockte ihm der Atem.
Konnte dieses Kind wirklich sein Sohn sein? Er sah zu Carrie. „Du wirst mir erlauben, den Test machen zu lassen.“ Es war eine Feststellung, keine Bitte.
Sie seufzte. „Ich sage die Wahrheit. Du bist sein Vater.“
„Wie kannst du dir da so sicher sein?“
Sie senkte den Blick, ihre Wimpern warfen Schatten auf ihre bleichen Wangen. „Weil du der einzige Mann bist, mit dem ich je geschlafen habe.“
Schockiert zuckte er zurück. Der einzige?
„Aber eines Tages werde ich einen Mann finden, der mich nicht verlässt und mir nicht das Herz bricht.“
Théo versteifte sich. Schon wieder sprach sie von diesem Musterbeispiel eines Mannes, für den er langsam tief sitzenden Abscheu zu entwickeln begann. „Denk nicht mehr an ihn. Wenn du die Wahrheit sagst und Henry tatsächlich mein Sohn ist, wirst du schon bald meine Frau sein.“
Entsetzt sah sie ihn an. „Nein! Auf gar keinen Fall heirate ich dich. Innerhalb einer Woche hast du kein Interesse mehr daran, Vater zu sein.“
„Das weißt du doch gar nicht …“
„Oh doch! Ich weiß genau, was für ein Mann du bist“, erwiderte sie nüchtern. „Ein Playboy, der sich nicht binden will. Der nur darauf aus ist, seine egoistischen Bedürfnisse zu befriedigen, der es bei keiner Frau länger als eine Woche aushält.“
„Wie kannst du es wagen, solche Unterstellungen …?“
„Eine Ehe ist ein Versprechen auf Lebenszeit. Und es wird aus Liebe gemacht.“ Ihre Stimme wurde hart. „Ich verachte dich.“
Ihre Worte brannten sich in seine Seele. Einst hatte Carrie ihn voller Bewunderung angesehen, jetzt schien sie seinen Anblick nicht mehr ertragen zu können. Théo sah auf das Baby hinunter. Die Vorstellung, dass ein anderer Mann seinen Sohn aufziehen würde, verletzte ihn zutiefst.
„Henry wird zusammen mit mir und meiner Familie in Seattle aufwachsen“, fuhr Carrie wieder ruhiger fort. „Er wird von Menschen umgeben sein, die ihn lieben. Solltest du auch nur das Geringste für ihn empfinden, wirst du ihm sein Heim lassen.“ Sie zögerte. „Du kannst ihn besuchen, wann immer du möchtest.“
„Merci beaucoup“ , bedankte er sich ironisch.
Sie sah ihm offen in die Augen. „Du hast mich an die Abmachung erinnert, dass unsere Affäre keine Bindung mit einschloss. Hätte ich mich daran gehalten, hätte ich dir diese Chance nie gegeben.“
„Welche Chance? Ihn kurz zu sehen, damit du ihn mir dann wieder wegnimmst?“
„In Seattle hat Henry eine Familie, die ihn liebt. Dort kann ich ihm ein echtes Zuhause bieten.“
„In dem kleinen alten Haus deiner Eltern? Mit dem Einkommen einer Kellnerin?“
Sie wurde rot. „Wir sind vielleicht nicht reich, aber wir kaufen und verkaufen auch keine Menschen.“ Energisch schüttelte sie den Kopf. „Du wirst nie wissen, was wichtig im Leben ist. Eher sterbe ich, bevor ich deine Frau werde – ob mit oder ohne Vaterschaftstest.“
Théo sah die Entschlossenheit in ihrem Gesicht und wusste, dass seine Drohung, sie hier festzuhalten, eine leere gewesen war. Er mochte skrupellos sein, aber er war kein Monster. Er konnte sie schließlich nicht im Kerker einsperren, so wie seine Vorfahren es vielleicht getan hätten.
Nein, aber er würde weniger brutale Überzeugungstaktiken anwenden. „Du musst bleiben. Das siehst du doch ein, oder?“
Nachdenklich sah sie ihn an. „Wie lange dauert so ein Test?“
„Einen Monat?“, versuchte er es.
„Was? Vergiss es. Es gibt auch in Seattle Labore. Wir fliegen zurück und …“
„Oder auch weniger. Sicher weniger. Mehr als eine Woche kann es wohl nicht dauern.“
Das Baby auf seinem Arm begann zu quengeln. Hatte der Kleine Hunger? Durst? War er übermüdet? Wer wusste das schon?
Mit einem Seufzer nahm Carrie ihren Sohn zurück. „Wenn ich bleibe“, sie musste sich zu den Worten zwingen, „lässt du dann meine Familie in Ruhe?“
Er nickte. „Ich gebe dir mein Wort.“ Er musterte sie. „Also stimmst du zu?“
Sie überlegte noch kurz, strich sich dann das Haar zurück. „Ich würde sogar eine Woche mit dem Teufel verbringen, wenn ich dich damit endgültig loswerde!“
Triumphgefühle wallten in ihm auf. „Parfait.“
Er streckte seine Hand aus, um die Abmachung per Handschlag zu besiegeln. Als sie ihre schmalen Finger in seine Hand legte, zog er sie näher und küsste sie auf beide Wangen. Tief sog er ihren Duft ein und spürte ihr Zittern.
Er wollte sie, mehr, als er
Weitere Kostenlose Bücher