Julia Extra Band 364 (German Edition)
ist. Aber ich wünschte, er wäre es nicht. Ich will nur, dass er und ich nicht länger mit dir zu tun haben müssen.“ Sie starrte traurig in die Nacht. „Dabei waren wir einander so nah …“
Théo sah sie schockiert an. Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben? Frauen versuchten normalerweise alles, umso lange wie möglich in seiner Nähe zu bleiben. Carrie Powell jedoch schien ihn wirklich nicht in ihrem Leben haben zu wollen – auch nicht im Leben ihres Kindes. Das erkannte er in ihren Augen.
„Sollte ich wirklich der Vater sein“, meinte er nüchtern, „bleibt mir nichts anderes, als Verantwortung zu übernehmen.“
„Die hast du das ganze Jahr nicht übernommen. Wir beide waren auch ohne dich sehr glücklich“, erwiderte sie kühl.
„Du scheinst nicht zu verstehen. Ich würde mich um das Kind kümmern. Finanziell.“
„Dein Geld interessiert mich nicht. Ich will nur nach Hause.“
„Falls Henry mein Sohn ist, ist dein Zuhause hier.“
Sie sah sich um und schüttelte den Kopf. „Hier gibt es keine Liebe.“
Er verzog abfällig den Mund. „Du würdest das Schicksal deines Kindes aufgrund eines Märchens festlegen?“
„Liebe ist kein Märchen, sie ist real. Sie ist es, die ein Heim schafft“, begehrte Carrie auf.
Unnachgiebig antwortete er: „Ich lasse dich nicht weg, bevor mir nicht der Beweis vorliegt, ob er mein Sohn ist oder nicht.“
Entsetzt sah Carrie ihn an. „Es kann Tage dauern, bis das Ergebnis vorliegt. Wochen!“
Théo ging davon aus, dass sich das Ganze mit dem richtigen Preis beschleunigen ließ, aber das sagte er nicht laut. „Wie lange es auch dauert … so lange bleibst du.“
Sie hob das Kinn. „Du kannst mich nicht hier festhalten. Wir leben schließlich nicht im Mittelalter. Ich bin keine Magd auf deinem Besitz, Monsieur le Comte!“
Théo lächelte dünn. „Magd nicht, nein.“ Er kam zu ihr und beugte sich vor. „Aber ich könnte dich zu meiner Gefangenen machen“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie warf den Kopf zurück. „Ich habe keine Angst vor dir.“
„Das solltest du aber.“ Er ließ den Blick über sie wandern. „Weißt du eigentlich, wie ich meinen Lebensunterhalt verdiene? Wie ich mein Vermögen geschaffen habe?“
„Du kaufst Firmen auf und schlachtest sie aus, um damit Profit zu machen.“
„Genau. Ich kaufe Dinge. Und Menschen.“ Er machte eine Pause. „Deine Familie in Seattle, die du so sehr liebst … was, meinst du, könnte ich ihr antun?“
Ihr stockte der Atem. „Nichts!“
Amüsiert musterte er sie. „Du bist wirklich naiv.“ Nachdenklich neigte er den Kopf zur Seite. „Ob ich wohl – natürlich nur, wenn ich wollte – Einfluss auf die Banken nehmen kann, bei denen deine Eltern ihre Hypothek haben? Oder vielleicht auf die Firmen, bei denen deine Brüder arbeiten?“
Carrie legte die Wange an das weiche Haar ihres Babys und schloss die Augen. „Wenn ich daran denke, dass ich dich tatsächlich einmal für einen anständigen Mann gehalten habe …“
Wieder meldete sich dieses Schuldgefühl, das er jedoch rigoros beiseiteschob. „Entscheide dich.“
„Ich lasse mich nicht erpressen“, sagte sie entschieden. „Mach nur, versuche es ruhig. Ich gehe.“
„So mutig“, murmelte er. „Und so unvernünftig. Es wäre besser, wenn du mir meinen Wunsch erfüllst. Deine Familie kann davon nur profitieren. Braucht einer deiner Brüder vielleicht einen neuen Job? Einen Kredit? Ich könnte ein wertvoller Freund sein.“
„Du bist niemandes Freund.“
„Dafür verlange ich nur, dass du im Château bleibst, bis das Ergebnis des Vaterschaftstests vorliegt. Ist das etwa zu viel verlangt?“
Er spürte ihr Zögern, schwankend zwischen dem Hass für ihn und der Liebe für ihre Familie. Langsam hob sie die Augen, richtete den Blick aus kühlen Augen auf ihn. Augen, die jetzt grün waren wie ein dunkler Wald.
„Wieso tust du das? Du hast doch kein Interesse daran, Vater zu sein.“
Er streckte die Arme aus. „Gib ihn mir.“
Unwillkürlich hielt sie ihren Sohn fester. Dann jedoch gab sie nach, ging auf Théo zu und legte ihm vorsichtig das Baby auf den Arm.
Théos Herz zog sich zusammen, als er das selige Lächeln auf ihren Lippen wahrnahm, mit dem sie auf das Baby blickte. Ihn mochte sie vielleicht hassen, aber ihr Kind liebte sie.
Er sah auf Henry hinunter und streichelte sacht über den dunklen Flaum. Das Baby sah ihn argwöhnisch an. Fast hätte Théo gelacht. Der Ausdruck auf dem Gesichtchen glich so sehr dem
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