Julia Extra Band 364 (German Edition)
je eine Frau gewollt hatte.
Er mochte kein Ritter in schimmernder Rüstung sein, aber sollte Henry tatsächlich sein Kind sein, würde er Carrie beweisen, wie sehr sie sich in ihm irrte. Er würde der hingebungsvollste Vater der Welt sein. Und er würde die Mutter seines Kindes heiraten.
Gerade wollte er die Hand an ihren Rücken legen, um sie wieder hineinzuführen, doch sie zuckte vor ihm zurück.
„Ich wollte dich nur nach oben geleiten“, behauptete er harmlos.
„Ich kenne den Weg“, gab sie barsch zurück.
Er blieb ein Stück zurück und sah ihr nach, wie sie mit ihrem Baby ins Schloss ging. Er wusste, warum sie so unwirsch reagiert hatte. Hatte es von dem Moment an gewusst, als er sie geküsst hatte.
Ob sie ihn hasste oder nicht – sie begehrte ihn ebenso heftig, wie er sie begehrte. Ihm blieb eine Woche, um ihr das klarzumachen.
3. KAPITEL
Carrie stieß die blauen Läden vor dem Fenster in ihrem Zimmer auf. Die Morgensonne ergoss sich golden über die Lavendelfelder, strahlte über die üppig grünen Weinberge, die sich bis zu den zerklüfteten Bergen in der Ferne erstreckten.
Sie hatte die Nacht überstanden, auch wenn sie befürchtet hatte, der nächste Morgen würde nie kommen. Immer wieder war sie in der Nacht aufgeschreckt, aus Angst, Théo könnte zu ihr kommen. Als sie dann endlich eingeschlafen war, hatte sie von ihm geträumt. Ich liebe dich, Carrie , hatte er ihr zugeflüstert, sein Körper heiß und hart auf ihrem. Ich habe dich immer geliebt .
Sie schlang die Arme um sich. Der Traum war so real gewesen. Wenn es doch nur so sein könnte …
Ein bitteres Lachen stieg aus ihrer Kehle. Théo und lieben? Ausgerechnet sie? Absolut lächerlich! Sogar für einen Traum!
Und es ist mir auch gleich, ermahnte sie sich streng, während sie den Blick über die großartige Landschaft schweifen ließ und tief durchatmete. Die Luft war frisch, angefüllt mit dem Duft der Blumen und der Morgensonne. Ein einziges Farbenmeer. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie ein ganzes Jahr lang in ewigem Grau herumgewandert und endlich in die Sonne getreten.
Wieso? Wegen der wunderschönen Landschaft? Oder weil Théo gleich am Ende des Korridors schlief?
Sie wandte sich ab und ging ins Bad. Duschte und schlüpfte in ein schlichtes blaues Sommerkleid. Während sie sich das lange braune Haar bürstete, musterte sie sich kritisch im Spiegel.
Wenn du die Wahrheit sagst und Henry tatsächlich mein Sohn ist, wirst du schon bald meine Frau sein.
Vor einem Jahr wäre sie überglücklich über einen derart unromantischen Antrag gewesen. Heute nicht mehr. Sie reckte die Schultern. Sie würde nicht einem unsinnigen Traum nachhängen, der nie wahr werden würde. Der Mann, dem sie eines Tages ihre Liebe schenkte, würde perfekt sein – zärtlich, stark, verlässlich.
Und er hätte sicherlich nichts mit dem Comte de Castelnau gemein.
Und doch setzte ihr Herz einen Schlag lang aus, als sie später am Vormittag zusammen mit Théo die Arztpraxis verließ und ihre Schultern sich zufällig streiften. Als er sich dann vorbeugte, um den Buggy, den sie heute Morgen für Henry gekauft hatten, die kleine Treppe hinunterzutragen, musste sie schlucken, als sie das Muskelspiel seiner Arme und an seinem Rücken mitverfolgte.
Auf dem Bürgersteig drehte er sich mit einem wissenden Lächeln zu ihr um. „Gefällt dir, was du siehst?“
Ihre Wangen begannen zu brennen. Hastig konzentrierte sie sich auf die Auslagen des Juweliergeschäfts gleich neben der Praxis. „Ja, um genau zu sein. Da ist dieser Ring …“ Erst jetzt sah sie das Preisschildchen neben dem Diamantring. „Himmel, meinen die das ernst?“, entfuhr es ihr.
Théo schob den Buggy vor sich her, stellte sich hinter sie und sah ihr über die Schulter. „Ich glaube, schon.“
Dass es Carrie plötzlich so warm wurde, hatte nichts mit der Mittagssonne zu tun. Er war ihr viel zu nah. Erinnerungen stürzten auf sie ein …
Ich brauche dich , hatte er an ihrer Haut geflüstert, als er damals in Seattle jeden Zentimeter ihrer Haut liebkost hatte. Ich lasse dich niemals gehen …
Doch er hatte sie gehen lassen. Sobald sie dumm genug gewesen war, ihn zu lieben, hatte er sie nicht schnell genug fallen lassen können.
Théo deutete mit dem Kopf auf den riesigen Solitär und lächelte. „Möchtest du vielleicht ein Souvenir haben?“
Sie durfte seinem Charme nicht noch einmal erliegen. Durfte es einfach nicht. „Nein danke.“ Sie sah vielsagend zu Henry im Buggy. „Ein
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