Julia Extra Band 364 (German Edition)
„Was ist los mit dir?“, fragte sie erstaunt. „Du verhältst dich sehr merkwürdig.“
Sergios erhob sich. „Was erwartest du denn? Erst triffst du dich mit meiner ehemaligen Geliebten, dann eilst du zu einem privaten Stelldichein mit deinem Ex, der dich ganz offensichtlich zurückhaben will!“, rief er zornig aus. „Ich meine, das ist nicht unbedingt mein Traumtag, und ich weiß immer noch nicht, was zur Hölle hier eigentlich vor sich geht!“
Ehemalige Geliebte? Sie spitzte die Ohren. Wollte er etwa behaupten, dass seine Beziehung zu Melita vorbei war? Während sie noch über diese Möglichkeit nachdachte, griff sie nach dem Glas und nahm einen großen Schluck Brandy. Die Wärme tat ihrem leeren Magen gut.
„Warum hast du dich mit Melita getroffen?“, fragte er. „Wie zum Teufel bist du nur auf diese Idee gekommen?“
„Sie hat mich um das Treffen gebeten.“
Fassungslos starrte er sie an. „ Sie hat dich gebeten?“
Bee hob das Kinn. „Ja, und ich war neugierig. Immerhin hatte ich sie auf der Insel gesehen.“
Er schluckte. „Nectarios hat es erwähnt, aber ich hoffte, dir wäre nicht klar, wer sie ist.“
Sie verdrehte die Augen. „Ich bin nicht dumm, Sergios.“
„Offensichtlich nicht“, gab er zu. „Aber wenn du glaubst, dass ich seit unserer Hochzeit mit ihr zusammen war, dann bist du es doch.“
„Laut Melita hast du sie bei jeder Gelegenheit, die sich dir bot, gevögelt – das ist ein direktes Zitat von ihr“, konterte sie.
Sergios wirkte erstaunt. „Das hätte ich nicht von ihr erwartet. Wir haben uns – wie ich dachte – im Guten getrennt.“
„Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?“
„Ungefähr vor sechs Wochen in Athen. Wir hatten keinen Sex“, fügte er sofort hinzu. „Ich habe nicht mehr mit ihr geschlafen, seit wir verheiratet sind.“
Bee lachte zornig. „Und das soll ich dir glauben? Melita ist die Frau, von der du gesagt hast, sie sei nicht verhandelbar!“
„Es ist aber die Wahrheit. Melita war einfach Teil meiner Routine.“
„Routine?“, wiederholte sie verächtlich.
„Es war keine romantische Beziehung. Ich habe ihr Modehaus finanziert, sie hat mein Bett geteilt. Sie ist um die ganze Welt gereist, um mich zu treffen. Es war einfacher, sie als Geliebte zu halten, als mich überall auf andere Frauen einzustellen“, gab er zu, wobei ihm das Thema sichtlich unangenehm war.
„Wenn es angeblich vorbei ist, warum hat sie dann gelogen?“
„Wahrscheinlich weil sie glaubt, ich würde zu ihr zurückkommen, wenn sie Unfrieden zwischen uns stiftet“, versetzte er grimmig. „Ich könnte ihr den Hals umdrehen, dass sie dich kontaktiert und angelogen hat. Himmel, sie hat am Ende unserer Affäre eine großzügige Abfindung bekommen und hätte damit zufrieden sein sollen.“
„Sie hat behauptet, dass du in unserer Hochzeitsnacht bei ihr warst.“
Sergios fluchte heftig. „Ich war mit ihr verabredet, aber ich habe abgesagt.“
„Du bist ausgegangen.“
„Ich bin ins Casino gefahren, habe eine Runde Roulette gespielt und getrunken. Es hat sich nicht richtig angefühlt, zu ihr zu gehen. Unsere Beziehung sollte zwar nur eine Zweckehe sein, aber in dieser speziellen Nacht bei ihr zu sein …“ Sergios zuckte unbehaglich die Schultern. „Es wäre respektlos gewesen.“
„Respektlos“, echote sie schwach. Ihr Blick war fest auf sein Gesicht gerichtet, in dem sie eine Mischung aus Beklommenheit und Aufrichtigkeit sah.
„Ich schwöre, dass ich nicht bei Melita war“, knurrte Sergios, der allmählich die Geduld verlor. „Und wenn ich sie hierher schleifen muss, damit sie es vor dir zugibt!“
„Sie würde nicht kommen.“
„Doch, das würde sie, wenn ich damit drohen würde, unsere finanzielle Vereinbarung zunichtezumachen. Sie hat ein Dokument unterschrieben, in dem sie sich verpflichtet, unsere vergangene Beziehung diskret zu behandeln. Dich zu kontaktieren und zu belügen hat mit Diskretion allerdings nichts zu tun!“, donnerte er aufgebracht.
Bee erinnerte sich, wie sehr Melita darauf bedacht gewesen war, ihr Treffen vor Sergios geheim zu halten – kein Wunder, wenn ihre finanzielle Abfindung von ihrem taktvollen Schweigen abhängig war. War es möglich, dass sie tatsächlich nur Unfrieden hatte säen wollen?
„Ich fange an, dir zu glauben“, sagte sie mit einem Stirnrunzeln. Einerseits hatte sie Angst, zu leichtgläubig zu sein, andererseits war bislang noch keine Situation vorgekommen, in der er sie belogen hatte. Es lag
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