Julia Extra Band 364 (German Edition)
Sergios Ihr Bett teilt – das habe ich erwartet. Immerhin sind Sie da, wenn ich es nicht sein kann, und er ist ein ganzer Mann“, schnurrte Melita, wobei ihre Augen sinnlich schimmerten.
Für den Bruchteil einer Sekunde war Bee so übel, dass sie beinahe in das Hotelbad gerannt wäre und sich dort von ihrem spärlichen Krankenhaus-Frühstück getrennt hätte. Sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, wie sich Melita nackt mit Sergios auf einem Bett wälzte. Der Gedanke tat furchtbar weh. Genauso wenig konnte sie akzeptieren, dass sie selbst nur eine sexuelle Lückenbüßerin sein sollte.
„Ihnen ist doch hoffentlich klar, dass Ihr Ehemann mich immer noch bei jeder Gelegenheit vögelt, die sich ihm bietet!“, ließ Melita die Maske der Höflichkeit fallen und warf Bee einen bösen Blick zu. „Er war in Ihrer Hochzeitsnacht bei mir, und ich habe ganz sicher nicht vor, ihn aufzugeben.“
„Was auch immer“, murmelte Bee hölzern, stellte ihre Tasse vorsichtig ab und erhob sich mit so viel Würde, wie sie in dieser Situation aufbringen konnte. „Ich denke, es reicht. Wenn Sie mich noch einmal kontaktieren, werde ich es Sergios sagen.“
„Wagen Sie es ja nicht, mir zu drohen!“, fauchte Melita wütend.
Bee ging ohne ein weiteres Wort und schaute weder zurück noch wagte sie zu atmen, bis sie im Fahrstuhl war. Sergios schlief also immer noch mit seiner Geliebten? Warum war sie so schockiert? Was hatte sie denn anderes erwartet? Dass ein Mann mit seinem sexuellen Appetit sich plötzlich von Grund auf änderte und eine monogame Ehe einging?
Furchtbar aufgewühlt verließ Bee das Hotel. Sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte, aber sie wusste, dass sie nicht in diesem Zustand ins Krankenhaus zurückkehren konnte. Genauso wenig konnte sie so bei ihrer Mutter auftauchen. In diesem Moment klingelte ihr Handy. Es war Jon Townsend. Sie seufzte zwar, war aber auf merkwürdige Weise dankbar für die Ablenkung und nahm den Anruf an. Er lud sie zu einem Lunch in seinem Apartment in Anwesenheit der PR-Frau seiner Wohltätigkeitsorganisation ein. Es war ein Ort, an den sie gehen konnte. Es gab ihr etwas zu tun in einer Welt, die in ihren Grundfesten erschüttert worden war. Deshalb stimmte sie zu und stieg in den nächsten Bus. Ihre Gedanken kreisten noch so sehr um die schreckliche Begegnung mit Melita Thiarkis, dass sie gar nicht bemerkte, dass sie verfolgt wurde.
Sergios hatte bereits alle Termine gecancelt und verließ gerade das Büro, um Beatriz im Krankenhaus zu treffen. Die Nachricht, dass sie sich mit Melita getroffen hatte, war wie eine Bombe eingeschlagen und hatte ihn völlig vor den Kopf gestoßen. Was hatte er getan, um das zu verdienen? Ein großes Gefühl der Ungerechtigkeit durchströmte ihn, und er befürchtete, dass er auf übelste Weise hintergangen worden war. Kein Wunder, dass er nicht in der besten Stimmung war, um die nächste Information seines Bodyguards zu verdauen: Beatriz hatte die Wohnung von Jon Townsend betreten?
„Beatriz …“ Schon vom ersten Moment an, als sie durch die Tür kam, begann Bee, zu bereuen, die Einladung zum Lunch angenommen zu haben. Jon war allein. Die PR-Frau steckte angeblich noch im Verkehr. Dummerweise löste die überschwängliche Begrüßung ihres Gastgebers noch größeres Unbehagen in Bee aus.
Sie schob den Salat auf ihrem Teller lustlos hin und her und versuchte zum dritten Mal, das Gespräch wieder auf die Wohltätigkeitsorganisation zu lenken, doch Jon schien viel eher gewillt, über vergangene Zeiten zu plaudern.
„Wir standen einander so nahe“, sagte er wehmütig.
„Nicht so nahe, wie ich dachte. Wir waren noch sehr jung“, erwiderte Bee.
„Ich habe erst begriffen, wie viel du mir bedeutest, als es schon zu spät war und ich dich verloren hatte“, äußerte er kühn.
„Wenn du glücklich mit mir gewesen wärst, dann wärst du nicht gegangen“, versetzte Bee knapp.
Jon schob seine Hand über ihre. Im ersten Moment war sie so irritiert, dass sie ihm am liebsten ihre Gabel in die Finger gerammt hätte. „Jenna …“
Bee hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Hör sofort auf. Ich will wirklich nichts von deiner Ehe hören, Jon. Das geht mich nichts an.“
„Vielleicht will ich aber, dass es dich etwas angeht.“
„Ich glaube eher, dass du auf dem Holzweg bist – ich liebe meinen Ehemann“, entgegnete Bee. „Und jetzt, ist es an der Zeit, dass ich gehe. Ich möchte zurück ins Krankenhaus.“
Als sie aufstand, sprang
Weitere Kostenlose Bücher