Julia Extra Band 364 (German Edition)
gesorgt, dass sie ihr Haar blondieren und aufreizende Dessous tragen wollte, wenn es das war, was ihn hielt. Aber ihr Verstand sagte ihr, dass das alles oberflächlicher Blödsinn war und eine Beziehung nicht retten konnte, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war.
Vollkommen blind für ihre Umgebung folgte Bee ihrem Mann in das Apartment, dem man deutlich ansah, dass es nicht regelmäßig benutzt wurde. Es wirkte ein wenig steril. „Also hier triffst du dich mit Melita …“
Sergios erstarrte, so als hätte sie etwas furchtbar Unanständiges gesagt. „Nein, nicht hier. Mein Großvater benutzt diese Wohnung, wenn er in London ist – er mag es, unabhängig zu sein. Es ist ein Firmenapartment.“
Bee nickte und entspannte sich ein klein wenig. Sie verabscheute Melita Thiarkis so sehr, dass sie auf keinen Fall an einem Ort sein wollte, an dem sich das blonde Gift mit ihrem Mann getroffen hatte.
„Sie war nie hier – sie hat ihre eigene Wohnung“, erklärte Sergios abrupt, so als könnte er Bees Gedanken lesen.
Da sie nie so viele böse Gedanken gehabt hatte wie in diesem Moment, konnte sie nur hoffen, dass er nicht noch mehr davon lesen würde. Plötzlich ertrug Bee es nicht mehr, ihn anzusehen. Sie drehte sich um und tat so, als würde sie sich für die Aussicht interessieren.
„Was auch immer es kostet – ich will dich halten“, sagte Sergios überraschend harsch. „Ich hoffe, du weißt es zu schätzen, dass ich Townsend nicht die Zähne ausgeschlagen habe. Das hätte ich nämlich gern getan.“
„Manchmal verhältst du dich wie ein Steinzeitmensch.“ Beinahe amüsierte es sie, dass er trotz seiner eigenen Untreue so besitzergreifend war, was sie anging. Diese Logik verstand Bee nicht. Aber natürlich wollte er sie als Ehefrau behalten – schließlich brauchte er sie für die Kinder.
„Schau mich an“, drängte er.
„Ich will nicht“, erwiderte sie wahrheitsgemäß, drehte sich aber trotzdem um.
„Schon besser“, murmelte er und betrachtete sie derart eindringlich, dass ihr ganz unwohl wurde.
„Warum hast du mich hierher gebracht?“
„Falls wir streiten, möchte ich nicht, dass die Kinder es mitbekommen“, gab er offen zu.
„Meine Güte, du denkst wirklich an alles!“ Bee war nur zu bewusst, dass sie nicht daran gedacht hätte, bis es zu spät gewesen wäre.
„Sie verdienen etwas Besseres von uns …“
„Willst du mich damit an meine Pflichten erinnern?“, versetzte sie mit erstickter Stimme. Plötzlich war ihre Kehle wie zugeschnürt.
„Was auch immer es braucht – ich will dich halten.“
„Das sagtest du bereits.“
„Es ist mehr, als ich je zu einer Frau gesagt habe“, gestand er rau. Er stand mit breiten Schultern und gespreizten Beinen da, so als erwarte er einen Schlag.
Er wollte alles, wollte zu viel. Er wollte Geliebte und Ehefrau – eine Kombination, die er offensichtlich für seine Bequemlichkeit und Zufriedenheit brauchte. Bee wollte keinesfalls vor ihm in Tränen ausbrechen, weshalb sie die Augen weit aufriss.
„Wenn wir hier bleiben, möchte ich mich gern eine Weile hinlegen“, erklärte sie abrupt, denn sie sehnte sich danach, allein zu sein.
„Natürlich.“ Sergios durchquerte den Raum und öffnete eine Tür, die in einen Flur führte. Er zeigte ihr das Schlafzimmer und überraschte sie damit, dass er ihr die Decke zurückschlug. In seinem Blick lag eine Unsicherheit, die sie nie zuvor gesehen hatte, und zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass auch er aufgewühlt war.
„Danke“, murmelte sie benommen, zog ihre Jacke aus und streifte die Schuhe ab.
„Möchtest du einen Drink?“, fragte er.
„Einen Brandy“, entgegnete sie, weil sie irgendwo mal gelesen hatte, dass der gut gegen Schock war.
Sergios schien froh zu sein, etwas zu tun zu haben, und eilte rasch aus dem Zimmer. Bee setzte sich auf das Bett. Die Zeit verging, ohne dass sie es bemerkte. Jedenfalls kehrte Sergios sehr schnell mit einem Glas zurück, das bis zur Hälfte mit Brandy gefüllt war. „Willst du mich etwa betrunken machen?“, fragte sie.
„Du bist weiß wie ein Gespenst. Trink das“, drängte er.
„Ich kann so nicht mit dir leben …“, brach es aus ihr heraus, ehe sie es verhindern konnte.
Sergios kniete sich vor sie und hielt ihr das Glas an die Lippen. „Trink“, wiederholte er.
„Mir könnte davon übel werden.“
„Das glaube ich nicht.“
Plötzlich bemerkte sie, dass die Hand, mit der er das Glas hielt, heftig zitterte.
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