Julia Extra Band 364 (German Edition)
schien Sydney mehr in sich zusammenzusinken. Sie mochte es sich kaum eingestehen, doch sie hatte gehofft, er würde ihr widersprechen. Warum war sie bloß immer so naiv, wenn es um Malik ging?
„Wissen wir das?“ Er warf ihr einen wütenden Blick zu, sein Tonfall wurde schroff. „Ich weiß nur, ich bin ein Al Dhakir. Und du bist meine Frau . Hast du eigentlich mal daran gedacht, wie unangenehm diese ganze Sache mir und meiner Familie ist?“
Enttäuschung machte sich in Sydney breit. Sie hatte gehofft, er würde zugeben, dass er sie vermisst hatte. Aber natürlich hatte er das nicht. Malik brauchte nichts und niemanden. Er war sich selbst genug.
Sie hatte ihn nie verstanden. Und das machte einen großen Teil ihrer Probleme aus. Lange hatte sie versucht, die Augen davor zu verschließen. Er war so exotisch und wundervoll gewesen. Er hatte sie vollkommen in seinen Bann gezogen.
Sie konnte sich noch gut an den Moment erinnern, als ihr klar geworden war, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Und da er sie als seine Ehefrau auserwählt hatte, hatte sie angenommen, er würde das Gleiche für sie empfinden.
Sie hatte sich geirrt. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie daran dachte, wie er ihre Hoffnungen mit Füßen getreten hatte.
„Deswegen bist du hier? Weil es dir ‚unangenehm‘ ist, dass ich dich verlassen habe?“ Zitternd vor Wut sog Sydney die Luft ein. Es fiel ihr schwer, sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgebracht sie war. „Dann hast du aber verdammt lange gebraucht, um mir das mitzuteilen.“
Er trat einen Schritt auf sie zu. Mit gespielter Gelassenheit sah sie ihm entgegen. Abrupt blieb er stehen und steckte die Hände in die Hosentaschen – ganz der stolze Prinz, der alles unter Kontrolle hatte.
„Es ist nicht schlimm, getrennt zu leben, Sydney. Das ist nichts, wofür meine Familie sich schämen müsste. Es wird sogar fast erwartet, jedenfalls nachdem aus der Ehe mindestens ein Erbe hervorgegangen ist. Eine Scheidung jedoch ist absolut nicht akzeptabel.“
„Ok, es ist also die Scheidung und nicht die Tatsache, dass ich dich verlassen habe, ich verstehe“, erklärte sie. Als ob sie jemals daran gedacht hätte, Kinder mit ihm zu haben. Sie hätte zuhause Windeln gewechselt, während er sich mit seinen Gespielinnen vergnügte, oder wie?
Wie hatte sie überhaupt annehmen können, dass ihr gemeinsames Leben jemals normal sein könnte? Er war ein Prinz aus der Wüste. Sie war die unbedeutende Sydney Reed aus Santa Monica in Kalifornien.
„Ich habe dir deine Freiheit gelassen“, fuhr er fort. „Aber nun reicht es.“
Sydney spürte, wie ihr vor Ärger das Blut ins Gesicht schoss.
„Du hast mir meine Freiheit gelassen? Was soll das denn verdammt noch mal heißen?“
Maliks Augen blitzten auf.
„Spricht so eine Prinzessin?“
„Ich bin keine Prinzessin, Malik.“
Theoretisch war seine Frau natürlich eine Prinzessin. Sie hatte sich jedoch nie wie eine Prinzessin gefühlt. Er hatte sie nie nach Jahfar mitgenommen, ihr nie sein Heimatland gezeigt oder sie seiner Familie vorgestellt.
Das hätte sie stutzig machen müssen. Sie spürte, wie ihr Gesicht vor lauter Ärger über ihre Naivität noch mehr zu glühen begann. Als Malik sie geheiratet hatte, war sie sich sicher gewesen, dass er sie liebte. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass sie nicht mehr als ein Instrument seiner Rebellion gegen seine Familie gewesen war. Er hatte sie geheiratet, weil sie seiner Familie ein Dorn im Auge sein würde. Er hatte sie schocken wollen mit seiner einfachen Ehefrau.
Sie war lediglich zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Er hatte diese Idee im Kopf gehabt, und sie war zufällig die Frau gewesen, die ihm zu dem Zeitpunkt das Bett gewärmt hatte.
„Du bist immer noch meine Frau, Sydney“, erklärte er gefährlich leise. „Und solange das so ist, wirst du dich so benehmen, wie es deine Position verlangt.“
Sydney ballte die Hände zu Fäusten. Sie war kurz davor, zu explodieren.
„Ich werde nicht mehr lange deine Frau sein, Malik. Unterschreib die Papiere, und du musst dir keine Gedanken mehr darüber machen, dass ich dich jemals wieder blamieren könnte.“
Langsam trat er noch näher an sie heran. So langsam, dass ihr fast das Herz stehen blieb. Sie fühlte sich, als würde sie gejagt. Am liebsten wäre sie ihm ausgewichen, doch diese Genugtuung würde sie ihm nicht geben. Draußen brachen sich die Wellen mit einem ohrenbetäubenden Rauschen am Strand. Malik war ihr nun so nah,
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