Julia Extra Band 364 (German Edition)
dass sie den Duft seiner Haut wahrnahm.
Leicht strich er ihr mit den Fingerspitzen übers Kinn, so leicht, dass sie sich nicht sicher war, ob sie es sich nur eingebildet hatte. Den Ausdruck in seinen Augen vermochte sie nicht zu deuten. Angestrengt kämpfte sie gegen ihr Bedürfnis an, die Augen zu schließen und ihm ihr Gesicht entgegenzustrecken, um seine Lippen noch ein letztes Mal auf ihren zu spüren.
Aber so verzweifelt war sie nun auch wieder nicht. Und vor allem nicht so dumm.
Sie hatte schließlich dazugelernt. Sie war einmal blind vor Liebe zu ihm gewesen, ja. Aber jetzt wusste sie es besser!
Seine Stimme war Verführung pur. Ein tiefer, exotischer Lockruf.
„Du willst mich doch immer noch, Sydney.“
„Du irrst dich“, gab sie mit fester, kühler Stimme zurück. Ihre Beine zitterten, ihr Körper stand unter Hochspannung. Wenn er sie weiter so berührte, würde sie die Kontrolle über sich verlieren.
Doch wenn sie ihn bat, aufzuhören, wüsste er sofort, dass ihr seine Berührung nicht gleichgültig war.
„Das glaube ich nicht“, antwortete er.
Und dann beugte er seinen Kopf zu ihr herunter. Ehe sie sich dessen versah, berührten seine Lippen ihren Mund. Für einen Moment wurde sie weich, ließ sich nur allzu bereitwillig von ihm küssen. Sie verlor jegliches Zeitgefühl, schien wieder in einem anderen Haus in einer anderen Zeit gelandet zu sein.
Bis der Schmerz sie einholte und sich tief in ihr Herz grub. War es ihr Schicksal, für den Rest ihres Lebens zu leiden, wenn sie nur an Malik dachte?
Mit all ihrer Kraft stieß sie ihn von sich. Sie hatte sich entschieden – gegen ihn!
Überrascht trat Malik einen Schritt zurück. Draußen über dem Meer ging die Sonne langsam unter. Der schwächere Lichteinfall in der Wohnung ließ seine Gesichtszüge ungewohnt hart wirken. Seine Wangen schienen durch die Schatten im Raum wie ausgehöhlt.
Er wirkte traurig. So kannte sie ihn gar nicht.
Aber natürlich war Malik nicht traurig. Warum sollte er auch? Er machte sich nichts aus ihr. Sie war für ihn nicht mehr als ein Mittel zum Zweck gewesen. Beeindruckbar und etwas anders als seine anderen Frauen und daher reizvoll für ihn.
Selbst nach einem Jahr schämte sie sich noch dafür, dass sie sich so leicht von ihm und seinem Charme hatte einwickeln lassen.
„Das kenne ich ja gar nicht von dir“, bemerkte er amüsiert. „Du hast mich doch sonst nie weggestoßen.“
„Damals habe ich es auch nicht für notwendig gehalten“, gab sie kühl zurück.
„Und jetzt hältst du es für notwendig?“
„Was soll das, Malik? Willst du dir beweisen, dass du immer noch unwiderstehlich für mich bist?“
Malik legte den Kopf schief.
„Bin ich denn unwiderstehlich?“
„Wohl kaum.“
„Das ist aber schade“, erklärte er bedauernd.
„Finde ich nicht“, antwortete sie knapp.
Hinter ihrer Stirn begann es zu pochen. Diese ganze Wut und Aufregung hatte sie vollkommen erschöpft.
Malik fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
„Das ändert trotzdem nichts“, erklärte er. „Wenngleich es die ganze Sache vielleicht ein wenig schwieriger macht.“
Irritiert runzelte Sydney die Stirn.
„Welche Sache?“
„Unsere Ehe, Habibi .“
„Es gibt keine Ehe mehr, Malik. Unterschreib die Papiere, und wir sind geschiedene Leute.“
Malik lächelte sie spöttisch an.
„So einfach, wie du dir das denkst, geht das nicht. Ich bin ein jahfarischer Prinz. Wir müssen uns an ein Protokoll halten.“
Entgeistert griff Sydney hinter sich, um sich am Türrahmen festzuhalten. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Sie spürte, wie ihre Knie weich wurden, und konnte sich in ihren hohen Designer-Pumps kaum auf den Beinen halten.
„Welches Protokoll?“
Er warf ihr einen durchdringenden Blick zu. Sah sie da Mitleid in seinen Augen?
Als er schließlich sprach, waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt.
„Wir müssen nach Jahfar fliegen …“
„Wie bitte?“
„… und dort für einen Zeitraum von vierzig Tagen als Mann und Frau zusammenleben.“
Sydney fühlte sich, als würde ihr das Blut in den Adern gefrieren. Das konnte doch nicht wahr sein – oder? Sie musste sich verhört haben!
„Nein“, flüsterte sie, während Malik sie weiterhin ausdruckslos ansah.
„Doch“, antwortete er. „Erst danach können wir meinen Bruder, den König, darum bitten, die Scheidung zu genehmigen.“
2. KAPITEL
Wie betäubt trat Sydney hinaus auf die Terrasse und ließ sich in einen der bequemen Liegestühle fallen. Aus
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