Julia Extra Band 364 (German Edition)
bestand. Ehrfürchtig verneigte sich Hala, bevor sie genauso unauffällig, wie sie den Raum betreten hatte, wieder verschwand.
Sydney schüttelte den Kopf und lächelte still vor sich hin. Hätte Alicia diese Szene beobachten können … Wenn es etwas in ihrem Leben gab, worum ihre Schwester sie beneidete, dann war es Malik. Dabei gab es eigentlich nichts, worum sie Sydney wirklich beneiden konnte, es sei denn, sie hatte das dringende Verlangen, mit einem Mann zusammen zu sein, der auf ihren Gefühlen herumtrampelte. Alicias derzeitiger Freund trug sie auf Händen.
Irritiert runzelte Sydney die Stirn. Sie musste endlich aufhören, ihr Leben mit dem perfekten Leben ihrer Schwester zu vergleichen. Es brachte nichts, und sie fühlte sich dadurch nur noch elender.
„Sie erweist dir ihre Ehre, weil du eine Prinzessin bist“, sagte eine Stimme hinter ihr. Sydney sprang auf und wirbelte herum. Malik trat von der Terrasse ins Wohnzimmer. An diesem Tag trug er ein Paar khakifarbene Hosen und ein frisches weißes Hemd. Wenngleich er damit nicht ganz so exotisch wirkte wie in der Dishdasha , sah er dennoch unheimlich attraktiv aus. Selbst in dieser westlichen Kleidung machte er den Eindruck, als sei er gerade auf einem feurigen arabischen Hengst durch die Wüste galoppiert.
Sydneys Puls ging schneller, als ihre Blicke sich trafen. Ihre Wangen brannten, offensichtlich war sie rot geworden.
Sie konnte sich in seiner Gegenwart einfach nicht beherrschen. Sie war nervös, beschämt und verärgert zugleich. Keine gute Kombination.
„Mir wäre es lieber, wenn sie sich ganz normal verhielte“, erklärte sie. „Ich fühle mich unwohl, wenn die Leute so einen Aufstand um mich machen.“
„Siehst du. Genau deswegen habe ich dich nicht früher mit nach Jahfar genommen“, antwortete er und warf ihr einen spöttischen Blick zu.
Sydneys Augen funkelten vor Wut.
„Wenn das wirklich der Grund war, warum hast du es mir nicht einfach gesagt? Du willst dich doch nur rausreden, Malik.“
Wortlos ging Malik an ihr vorbei und ließ sich auf die weichen Kissen, die um den flachen Esstisch herum arrangiert waren, fallen. Sydney blieb fast das Herz stehen, als er so dicht an ihr vorbeiging. Hatte sie etwa gedacht, er würde sie schnappen und sich über die Schulter werfen, um dann im Schlafzimmer über sie herzufallen?
Eine leise Stimme in ihr flüsterte: oh ja, bitte. Stolz hob sie ihr Kinn und ignorierte die Stimme, bevor sie sich wieder auf ihrem Platz niederließ. Malik griff nach einem Stück Fladenbrot und tauchte es in das Schälchen mit dem Hummus. Dann warf er ihr einen scharfen Blick zu.
„Denk, was du willst, Sydney. Du glaubst mir ja sowieso nicht.“
Sydney wusste nicht, was sie ihm antworten sollte. Hatte er tatsächlich nur versucht, auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen und ihr diese Erfahrungen hier in Jahfar zu ersparen?
Sie beobachtete ihn beim Essen. Einen Moment überlegte sie, ob sie einfach gehen sollte. Der Duft des Essens jedoch ließ ihren Magen knurren. Es war bereits eine Weile her, seit sie gefrühstückt hatte.
„Ich kann mich nicht erinnern, dich zum Mittagessen eingeladen zu haben“, erklärte sie schließlich und streckte sich nach einem der Schälchen.
„Eigentlich habe ich dich eingeladen“, entgegnete Malik unbeeindruckt und lehnte sich zurück, die Ellenbogen auf dem Boden abgestützt. „Ich habe Hala gebeten, mein Mittagessen hier bei dir zu servieren.“
Sydney mied seinen Blick und steckte sich eine Olive in den Mund. Es war fast zu intim, hier am Boden mit ihm zu essen. Nicht, dass sie nicht bereits zusammen gegessen hatten. Hin und wieder sogar im Bett, daran erinnerte sie sich allzu gut … Aber das hier war etwas anderes. Weil sie hier bei ihm in Jahfar war. Weil alte Gefühle wieder hochkamen.
„Warum?“, fragte sie. „Ich hätte auch ins Esszimmer kommen können – oder wo auch immer du sonst isst. Oder ich hätte allein essen können.“
„Ja, das hättest du. Aber heute Abend werden wir mit meinem Bruder und seiner Frau speisen. Ich dachte, wir könnten diese Gelegenheit nutzen, damit ich dir ein paar Instruktionen gebe.“
Sydney blieb die Olive fast im Hals stecken, sie hustete.
„Dein Bruder – der König?“, brachte sie hervor, nachdem sie geschluckt hatte. „Und seine Königin?“
„Der König und die Königin von Jahfar, genau. Sie möchten dich gern kennenlernen.“
Sydney spürte, wie ein leichter Schweißfilm ihre Haut überzog. Sie war auf dieses
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