Julia Extra Band 364 (German Edition)
mit ihr in Kontakt trat. Und selbst das hatte er nur wegen ihrer Scheidungsvorbereitungen getan.
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, was ich glauben soll“, seufzte sie schließlich.
„Dann lass dir gesagt sein, Sydney, dass es nicht so ist.“
Sie lehnte sich ein wenig zurück und stützte sich mit beiden Händen auf dem Boden auf.
„Warum hast du dann zu deinem Bruder gesagt, du hättest einen Fehler gemacht? Erzähl mir jetzt nicht, ich hätte mich verhört.“
Seine Gesichtsmuskeln zuckten, während er sie mit seinem intensiven Blick zu durchbohren schien.
„Nein, du hast dich nicht verhört.“
Obwohl sie diese Antwort erwartet hatte, gab sie ihr einen Stich ins Herz.
Im nächsten Moment erhob sich Malik.
„Ich habe es gesagt, Sydney. Ich wollte aber nicht, dass du es hörst. Es war nie meine Absicht, dir wehzutun.“
Sydney sah zu ihm auf. Zu ihrem Ärger sammelten sich Tränen in ihren Augenwinkeln. Verdammt, sie würde es nicht zulassen, dass ihr auch nur eine Träne die Wange herunterlief. Nicht vor ihm! Sie würde genauso stark und emotionslos sein wie er.
„Gut, dann haben wir ja alles geklärt“, antwortete sie. „Du hast einen Fehler gemacht, und jetzt lassen wir uns scheiden. Alles läuft so, wie du es dir wünschst.“
„Ja“, sagte er leise. „Vielleicht tut es das.“
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Während er absolut cool wirkte, fühlte Sydney sich wie ein Häufchen Elend. Ihr Magen schien sich ständig umzudrehen, ihr Herz war schwer, der Appetit war ihr vergangen.
„Die Kleidungsstücke werden in einer Stunde eintreffen. Such dir aus, was dir gefällt. Bezahl es, wenn du unbedingt willst. Mir ist es egal.“ Er nickte ihr zu. „Bis heute Abend.“
Am liebsten hätte Sydney ihm etwas an den Kopf geworfen. Stattdessen schlug sie auf ein Kissen ein, sobald er weg war. Es half ihr nicht.
Malik fühlte einfach nichts. Während sie von ihren Gefühlen ständig überwältigt zu werden drohte. Und es war doch erst der zweite Tag.
6. KAPITEL
Sydney wählte eine wunderschöne türkisfarbene Abaya aus Seide. Sie verzichtete auf das Kopftuch, drehte ihr Haar jedoch zu einem lockeren Knoten auf und fixierte es mit einigen glitzernden Strassnadeln. Sie trug ihre eigenen Sandalen, die zwar nicht so hoch und elegant waren, wie es für diesen Anlass vielleicht angemessen wäre, aber sie waren unauffällig und sie konnte gut in ihnen laufen.
Ihr Make-up hielt sie dezent, konzentrierte sich lediglich auf ihre Augen und trug einen Hauch pink Lipgloss auf. Nach einem letzten zufriedenstellenden Blick in den Spiegel griff sie nach ihrer Handtasche und machte sich auf den Weg. Malik stand bereits vor den Stufen des Hauses und wartete auf sie. Er hatte immer atemberaubend ausgesehen, wenn er einen Smoking trug. Doch in diesem Moment zerriss es ihr fast das Herz, als sie ihn sah. Statt eines Smokings trug er eine bestickte schwarze Dishdasha mit goldenen Säumen sowie eine dunkelrote Keffiyeh , die traditionelle Kopfbedeckung. Die Keffiyeh umrahmte sein Gesicht und zog Sydneys Aufmerksamkeit unwillkürlich auf seinen Mund.
Diese sinnlichen Lippen, die sie bis in den Himmel und wieder zurück gebracht hatten …
Sie schlug die Augen nieder, entschlossen, gar nicht darüber nachzudenken.
Dennoch konnte sie nichts dagegen tun, dass sich eine Hitze in ihr ausbreitete und es zwischen ihren Schenkeln zu kribbeln begann.
Wieso nur fühlte sie sich noch immer so zu ihm hingezogen, obwohl er sie so sehr verletzt hatte? Er wollte sie nicht! Es war mit ihm nicht anders als mit ihrer perfekten Familie, in der sie ebenfalls nicht wirklich willkommen war. Weil sie mit zu vielen Makeln behaftet war.
„Du musst nicht nervös sein, Sydney“, erklärte Malik in diesem Moment. Offensichtlich interpretierte er ihre Unfähigkeit, ihm in die Augen zu schauen, als Angst. „Du siehst wunderschön aus. Der König und die Königin werden nichts an dir auszusetzen haben.“
„Danke“, antwortete sie knapp. Mehr brachte sie nicht über die Lippen.
Sie stiegen in den silbernen Bugatti, der vor dem Haus parkte. Der Motor des Sportwagens röhrte, als Malik auf der Straße beschleunigte. Sie sah aus dem Fenster und beobachtete die Lichter der Stadt, um ihn nicht ansehen zu müssen. Der Sportwagen musste ein Vermögen gekostet haben, war innen jedoch so eng, dass sie viel zu dicht neben ihm saß.
Sie nahm seinen Duft wahr, sein frisch gewaschenes Haar. Sie spürte seine Hitze, als läge er
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