Julia Extra Band 364 (German Edition)
neben ihr im Bett.
Vielleicht war es auch die Hitze ihres eigenen Körpers, der auf ihn reagierte.
Maliks Stimme durchbrach ihr Schweigen.
„Mein Bruder weiß nicht, warum du hier bist.“
Völlig perplex sah sie ihn von der Seite an. Hatte sie richtig gehört?
„Du hast ihm nicht von der Scheidung erzählt? Warum nicht?“
Es entging ihr nicht, wie Maliks Finger sich plötzlich um das Lenkrad krampften.
„Weil es ihn nichts angeht. Das ist eine Sache zwischen dir und mir.“
Fassungslos starrte sie ihn an.
„Aber wir sind seit einem Jahr getrennt. Meinst du nicht, dass er es ohnehin bereits ahnt?“
„Manchmal vertragen sich Paare wieder, Sydney.“ Er warf einen Blick in den Rückspiegel und wechselte schnell die Spur. „Und ich würde vorschlagen, du lässt dir einfach nichts anmerken. Du möchtest doch heute Abend nicht über unsere Probleme sprechen, oder?“
Als ob Sydney einfach einen Schalter umlegen und so tun könnte, als hätte dieser Mann ihr nicht das Herz gebrochen.
„Ehrlich gesagt ich weiß nicht, ob ich das kann.“
„Lächle einfach, lach über die Witze und starr mich nicht an.“
„Leichter gesagt, als getan“, gab Sydney störrisch zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
Zehn Minuten später fuhren sie durch die Tore des Palastes und hielten vor dem prächtigen Eingang. Malik kam zu ihr herum und half ihr beim Aussteigen. Sie hakte sich bei ihm ein, und er führte sie über einen roten Teppich die Stufen zum Palast hinauf. Die uniformierten Wachen zu beiden Seiten der Treppe verbeugten sich ehrfürchtig.
Schon waren sie im Palast. Sydney musste sich beherrschen, sich nicht allzu neugierig umzusehen. Natürlich hatte sie durch ihren Job bereits viele luxuriöse Villen von innen gesehen – aber das hier war ein ganz anderes Kaliber.
Es übertraf ihre Erwartungen bei Weitem. Kristallkronleuchter, Mosaikfliesen, syrische Hölzer mit Einlegearbeiten aus Perlmutt, maurische Deckengewölbe und Kuppeln, zarte Seidenmalereien, Marmorböden …
Ihre Absätze klackerten auf dem Marmor und erzeugten ein Echo, das von den hohen Wänden der Eingangshalle dröhnend zurückgeworfen wurde.
„Bist du hier aufgewachsen?“, erkundigte sie sich und wünschte im gleichen Moment, sie hätte nichts gesagt. Ihre Stimme klang unnatürlich laut in der stillen Halle.
„Nein“, antwortete er knapp. Er wirkte angespannt, lächelte dann jedoch, als sei ihm gerade eingefallen, dass sie an diesem Abend den Schein wahren wollten.
„Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt“, zitierte Sydney versonnen.
„Heinrich der Vierte, Teil zwei“, gab Malik ohne Zögern zurück.
Überrascht sah sie ihn von der Seite an.
„Ich wusste gar nicht, dass du Shakespeare magst.“
Sie waren ein paar Mal gemeinsam in der Oper gewesen und einmal beim Ballett. Über Shakespeare hatten sie nie gesprochen. Sydney hatte mal Literatur und Kunst studieren wollen, doch ihre Eltern waren dagegen gewesen. Ihre Vorgabe war: ein Wirtschaftsstudium oder gar kein Studium. Kunststudenten arbeiteten nach Meinung ihres Vaters später als Aushilfskräfte in der Gastronomie. Wirtschaftsstudenten hingegen würden die Welt regieren.
„Es gibt vieles, was du nicht über mich weißt, Habibi .“
Bevor sie ihm weitere Fragen stellen konnte, hatten sie ein Portal erreicht, vor dem zwei Wachen standen. Eine der Wachen öffnete ihnen die Tür, und sie traten in einen offensichtlich privaten Bereich des Palasts ein, der viel gemütlicher eingerichtet war als die öffentlichen Räume.
Ein sehr attraktives Paar kam auf sie zu, um sie zu begrüßen. Sydney brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass dies der König und die Königin von Jahfar waren.
Die schwangere Königin sah mit ihrem blond gesträhnten Haar sogar viel mehr wie eine Kalifornierin aus als Sydney.
„Nenn mich Isabella“, forderte die Königin Sydney freundlich auf, nachdem Malik sie vorgestellt hatte. König Adan sah Malik recht ähnlich, hatte jedoch härtere Gesichtszüge und eine ernstere Ausstrahlung. Zweifellos brachte das die große Verantwortung mit sich, die er trug.
Vielleicht war er ihr aber auch nur nicht wohlgesinnt. Beschämt sah Sydney zu Boden, als er sie eingehend betrachtete. Sicherlich erinnerte er sich an das Telefongespräch, als Malik ihm erzählt hatte, dass er es bereue, eine junge bürgerliche Amerikanerin ohne Geld geheiratet zu haben.
„Willkommen in Jahfar, Schwester“, begrüßte der König sie und küsste
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