Julia Extra Band 364 (German Edition)
an beim Telefonieren … in deinem Büro …“
Sie konnte nicht mehr weitersprechen.
Sein Gesicht sagte alles.
„ Deswegen bist du wie ein kleines Mädchen davongelaufen? Weil du ein privates Telefongespräch von mir belauscht hast, das nicht für deine Ohren bestimmt war?“
Sie schluckte. Wie konnte er es wagen, ihr jetzt auch noch Schuldgefühle zu machen?
„Tut mir leid, Malik, aber dieses Mal kannst du dich nicht herausreden und mir die Schuld geben. Du hast klar und deutlich gesagt, du hättest einen Fehler gemacht. Und ich habe nicht absichtlich gelauscht. Ich kam zur Tür, um dich zu erinnern, dass wir um sieben in der Oper sein mussten.“
In diesem Moment wirkte er so kalt und unnahbar wie nie zuvor. Sie fühlte sich, als hätte sie ihm hinterhergeschnüffelt, dabei war sie diejenige, der übel mitgespielt worden war. Und sie war damals so unglaublich verliebt in ihn gewesen, dass sie alles aufgegeben hatte, nur um mit ihm zusammen sein zu können. Wie ein albernes Schulmädchen, das zum ersten Mal verliebt ist, hatte sie ihre Freunde, ihren Job und ihr Zuhause hinter sich gelassen und war ihm bis auf die andere Seite der Welt gefolgt.
Weil er sie darum gebeten hatte. Und weil sie geglaubt hatte, er sei der Richtige.
Als er dann vorschlug, zu heiraten, war sie die glücklichste Frau auf der ganzen Welt. Die leise Stimme in ihrem Hinterkopf, die ihr Zweifel einflüsterte, ignorierte sie. Sie war blind vor Liebe, furchtbar aufgeregt und glücklich – bis der Traum wie eine Seifenblase zerplatzt war. Insgeheim hatte sie es geahnt.
Bei Mädchen wie ihr gab es kein Happy End mit Märchenhochzeit und Traumprinz. Sie war zwar ganz hübsch, aber sie war keine Schönheit. Und sie war definitiv nicht kultiviert genug, um einen Mann wie Malik dauerhaft zu begeistern. Sie hatte den Traum geträumt, solange es eben ging. Und sie war gegangen, bevor der Traum sich in einen Albtraum verwandeln konnte.
„Du bist aber nicht an diesem Abend gegangen“, warf Malik ein. „Ich kann mich an die Oper erinnern. Es war Aida . Du bist noch mindestens eine Woche nach dem Telefonat bei mir geblieben.“
„Weil ich gehofft hatte, dass es vielleicht ein Missverständnis war! Ich habe gewartet, weil …“
Seine Augen wurden schmal, als sie den Satz nicht beendete.
„Auf was hast du gewartet?“
Sie konnte es ihm nicht sagen. Sie hatte gehofft, er würde ihr sagen, dass er sie liebte. Ein illusorischer Wunsch.
Während der Oper an jenem Abend hatte sie das Gefühl gehabt, ihr Herz würde in zwei Stücke zerbrechen. Danach fuhren sie nach Haus, und er sagte, er habe noch zu arbeiten. Sie ging allein ins Bett, lag ewig wach, wartete auf ihn, doch er kam nicht. Als die Sonne langsam aufging, fiel sie in einen unruhigen Schlaf. Ihr Herz schmerzte noch immer.
Während der folgenden Woche lernte sie, dass ein Herz niemals mit einem Mal glatt in zwei Teile zerbrach. Es passierte langsam und qualvoll.
Malik verhielt sich in dieser Zeit distanziert. Er vergrub sich tagelang in seinem Büro, wurde immer verschlossener. Doch jede Nacht schlüpfte er in ihr Bett und nahm sie mit einer Leidenschaft, die ihr den Atem raubte.
Schon bald war sie fest davon überzeugt, dass sie sich verhört haben musste an dem Tag, an dem Malik am Telefon mit seinem Bruder gesprochen hatte. Eines Nachts schließlich, als ihre widersprüchlichen Emotionen überzuschäumen drohten, fasste sie sich ein Herz und sprach die Worte aus, die seit Wochen in ihren Gedanken waren. Sie hatte nie den Mut gehabt, sie über die Lippen zu bringen. Aber in dieser Nacht hatte sie ihm gesagt, dass sie ihn liebte.
Sydney schloss die Augen. Selbst jetzt tat die Erinnerung daran noch weh.
Er hatte ihr nicht geantwortet. Als hätte er sie gar nicht gehört. Sie wusste jedoch, dass er sie verstanden hatte, denn er hatte sie für einen kurzen Moment fester an sich gedrückt.
Insgeheim hatte sie wohl gehofft, er würde ihr sagen, dass er sie auch liebte. Und ihr damit bestätigen, dass sie ihn am Telefon bloß falsch verstanden hatte.
„Nichts. Ich habe auf gar nichts gewartet.“
Sofort wandte er sich zu ihr um und hob mit dem Finger leicht ihr Kinn an, um ihr in die Augen schauen zu können. Er war verärgert, ja, das sah sie ihm an. Aber es schien auch noch ein anderes Gefühl in ihm zu geben, das sie nicht so recht einzuordnen wusste.
„Lüg mich nicht an!“
Seine Stimme war hart und kalt.
„Warum ist das jetzt so wichtig, Malik?“, seufzte sie
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