Julia Extra Band 364 (German Edition)
sie auf beide Wangen. „Dein Besuch ist längst überfällig.“
„Ich … vielen Dank, Eure Majestät“, stammelte Sydney und spürte, wie sie knallrot anlief.
Malik griff nach ihrer Hand, dankbar ließ sie sich von ihm an seine Seite ziehen. Wenigstens hörte Adan nun auf, sie von oben bis unten zu mustern, wandte sich um und führte seine Gäste ins Esszimmer.
Er war Malik so ähnlich. Geheimnisvoll, gut aussehend, mit einer intensiven Ausstrahlung. Es war nicht zu übersehen, dass die beiden Brüder waren. Und doch schien zwischen ihnen eine ungewöhnliche Distanziertheit zu herrschen.
Sydney dachte erst, sie bilde es sich nur ein, doch den ganzen Abend hindurch redeten sie so förmlich miteinander, als seien sie Geschäftspartner.
Isabella war es, die dafür sorgte, dass das Gespräch in Gang gehalten wurde, die Scherze machte und sich einschaltete, sobald das Gespräch ins Stocken geriet. Sie war unglaublich warmherzig und eine echte Persönlichkeit.
Zum ersten Mal sah Sydney, wie das Leben als Frau eines Scheichs aussehen konnte, und es schüchterte sie nicht mehr ein.
Als sie mit dem Essen fertig waren, fragte Isabella, ob Sydney sie zum Kinderzimmer ihres Sohnes begleiten wolle. Gemeinsam sahen sie nach, ob der Kleine noch schlief.
„Ich wollte einen Moment mit dir allein sein“, offenbarte Isabella ihr, kaum dass sie die Tür zum Kinderzimmer hinter ihnen wieder geschlossen hatte.
„Oh“, entgegnete Sydney überrascht. „Ach so.“
Der kleine Rafiq hatte sie vollkommen in seinen Bann gezogen, wie er dort in seinem Kinderbett auf dem Rücken lag, das Gesicht von dunklen Löckchen umrahmt. Sie hatte nie viel über Kinder nachgedacht, auch wenn sie immer davon ausgegangen war, dass Malik und sie eines Tages welche haben würden.
Der Gedanke daran gab ihr einen Stich ins Herz.
Isabella nahm ihre Hand und führte sie ans Fenster, wo sie sich auf einer Bank niederließen.
„Es ist sicher gerade alles sehr belastend für dich“, sagte Isabella und sah sie mitfühlend an. „Ich weiß, es ist nicht leicht, eine Ehe zu kitten, wenn man so lange getrennt war. Aber es ist nicht unmöglich. Und ich möchte, dass du weißt, ein Al Dhakir ist es wert, dass man um ihn kämpft. Auch wenn du manchmal große Lust hast, ihn einfach auf den Mond zu schießen.“
Sydney zwang sich zu einem Lächeln.
„Hat der König dir Probleme bereitet?“
Isabella lachte.
„Mehr als du denkst. Aber wir haben es überlebt. Und ihr schafft das auch. Gib Malik eine Chance. Er ist ein guter Mann – das sind sie alle. Sie wissen manchmal nur nicht, wie sie den Menschen, die sie lieben, ihre Gefühle zeigen können.“
Liebe. Darum ging es nun wirklich nicht bei ihr und Malik. Schließlich liebte er sie nicht. Aber das würde sie Isabella nicht erzählen. Sie beneidete die Königin um ihre Liebe. Es war nicht zu übersehen, wie sehr Adan seine Frau verehrte. Seine Augen strahlten, wenn er sie ansah. Immer wieder berührte er sie wie zufällig, legte seine Hand leicht auf ihre.
Vor einer Weile noch hätte sie alles dafür gegeben, dass Malik derartige Gefühle für sie entwickelte.
„Ich werde daran denken“, entgegnete sie bloß.
Isabella drückte ihre Hand.
„Gut. Dann lass uns gehen und unseren Kaffee trinken, einverstanden?“
Mitten in der Nacht schreckte Sydney auf und saß kerzengerade im Bett. Ein ohrenbetäubendes Donnern hatte sie geweckt. Verwirrt rieb sie sich die Augen. Gab es in der Wüste Gewitter?
Ein weiterer Donner ertönte, direkt gefolgt von einem Blitz, der das ganze Zimmer erhellte. Schlaftrunken griff Sydney nach ihrem Morgenmantel, kletterte aus dem Bett und trat hinaus auf die Terrasse. Ein warmer Luftstrom wehte ihr entgegen, als sie die Terrassentüren öffnete und barfuß hinaus in die Nacht trat. Der Steinboden war noch immer aufgeheizt von der Nachmittagssonne. Ein weiterer Blitz über dem Meer ließ für einen Moment die dunklen Gewitterwolken erkennen, die über dem Wasser hingen.
Sie hatte Stunden gebraucht, um einzuschlafen. Ihr Jetlag war nur ein Grund dafür. Der andere Grund war Malik. Nach dem Abendessen bei Adan und Isabella waren sie schweigend wieder zu seinem Haus gefahren.
Im Hausflur hatte er ihr mit knappen Worten eine gute Nacht gewünscht und sie dann allein dort stehen lassen.
Ein weiterer Windstoß wehte ihr ins Gesicht und ließ ihre Haare flattern. Tief atmete sie die regenschwere Luft ein.
„Es sieht schlimmer aus, als es ist.“
Sydney wirbelte
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