Julia Extra Band 364 (German Edition)
dumm.
„Und du hast damals auch keine andere Frau geheiratet.“
„Nein.“
Er hatte Dimah nicht heiraten wollen. Sie kannten einander seit ihrer Kindheit und waren immer füreinander vorgesehen gewesen. Aber Malik hatte sie nie gewollt. Dimah war wie ein Gespenst für ihn gewesen. War ihm immer heimlich in einiger Entfernung gefolgt, hatte an seinen Lippen gehangen, wenn er sprach, und ihn angesehen, als sei er außer ihr die einzige Person auf der Welt.
Als sie älter wurden, veränderte sich ihr Verhalten ein wenig. Sie versuchte, ihre Bewunderung für ihn etwas mehr zu verbergen, was ihr nicht immer gelang. In ihrer Gegenwart fühlte er sich jedes Mal, als würde ihm die Luft zum Atmen genommen. Zum Glück sahen sie sich nicht allzu häufig.
Als sein Vater eines Tages bestimmte, es sei Zeit für ihre Hochzeit, rastete Malik aus. Vor lauter Wut auf seinen Vater, auf die Situation, war er zu Dimah gelaufen und hatte sie wüst beschimpft.
„Sie hat sich umgebracht“, fuhr er gedankenverloren fort. „Weil ich ihr gesagt habe, dass ich sie hasse.“
Es entging Malik nicht, wie Sydney nach Luft schnappte. Jetzt würde sie ihn verachten.
„Oh, Malik.“ Sie drückte erneut seine Hand, um ihr Mitgefühl zu zeigen. Die Geste bedeutete ihm viel. „Es war nicht dein Fehler.“
Er sah immer noch Dimahs Gesicht vor sich. Er hatte ihren Traum zerstört.
„Wie könnte es nicht mein Fehler sein?“
„Du bist nicht verantwortlich für ihre Reaktion“, beharrte Sydney. „Es war ihre Entscheidung.“
Malik wollte Sydney gern glauben, aber er würde es nicht tun. Er verdiente es, diesen Schmerz zu fühlen.
Ihre Finger waren ineinander verschlungen. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und zog ihre Hand sehnsüchtig zu sich heran, um seine Lippen gegen ihr zartes Handgelenk zu pressen.
Als er die Augen wieder öffnete, um sie anzusehen, sah er, wie sie lächelte.
„Ich habe wie ein Verbrecher gehandelt, Sydney. Warum vergibst du mir so leicht?“, fragte er. „Gerade dir muss doch bewusst sein, wie egoistisch ich sein kann.“
„Ich …“
Sie schlug die Augen nieder.
Jetzt würde sie ihm zustimmen, er wusste es. Und er spürte eine gewisse … Enttäuschung.
„Jeder ist manchmal egoistisch. Das heißt trotzdem nicht, dass es deine Schuld ist, was deine Verlob… was Dimah getan hat.“
Malik lächelte sie an. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus. Natürlich hatte sie unrecht. Aber er rechnete es ihr hoch an, dass sie ihn verteidigte. Hatte er deswegen damals alle Zweifel über Bord geworfen und sie geheiratet?
Er erinnerte sich noch genau an ihr erstes Treffen. Wie ihre langen Beine ihn vollkommen durcheinandergebracht hatten, als sie vor ihm hergegangen war und über die Häuser gesprochen hatte, die sie ihm zeigte.
Er war von ihr hingerissen gewesen. Vor allem von der Art, wie sie mit ihm umging. Als ob sie ihn kein bisschen attraktiv fände. Das war eine ganz neue Erfahrung für ihn. Normalerweise gerieten die Frauen völlig aus dem Häuschen, wenn sie erfuhren, dass er ein Prinz und dazu noch Junggeselle war.
Noch nie hatte sich eine Frau ihm gegenüber so feindselig benommen wie Sydney. Es hatte ihn fasziniert.
Ein weiterer Blitz erhellte den Himmel weit draußen über dem Meer, gefolgt von einem entfernten Donnern. Sydney beobachtete ihn. Ein Knistern lag in der Luft. Er war sich nicht sicher, ob es das Gewitter oder die Spannung zwischen ihnen war.
„Niemand ist perfekt“, fuhr sie fort. „Jeder von uns trägt eine gewisse Schuld an Dingen, die passiert sind.“ Sie rieb sich mit der Hand über die Augen und zog den Gürtel ihres Morgenmantels fester. „Ich hätte sicher auch manches anders machen können. Ich hätte vielleicht ehrlicher und direkter mit dir umgehen sollen. Stattdessen habe ich zugelassen, dass du die totale Kontrolle übernommen hast. Du Wüstenprinz, du“, fügte sie scherzend hinzu.
„Hey, jetzt machst du dich über mich lustig“, entgegnete er lächelnd. Es ärgerte ihn nicht, er fand es ungewohnt erfrischend.
„Nein, ich meine es wirklich so!“
Er fasste sie bei den Schultern. Die schlichte Berührung brachte seinen Puls sofort zum Rasen.
„Weißt du, was ich von Anfang an an dir gemocht habe? Du hast mir nie etwas vorgemacht. Du hast mir gleich gezeigt, dass du nicht gerade begeistert von mir warst.“
Sie lachte.
„Das kann man wohl sagen. Hätte nur noch gefehlt, dass ich dir irgendwelche Beleidigungen an den Kopf geknallt
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