Julia Extra Band 364 (German Edition)
hätte.“
„Nun ja, du hattest eben Erkundigungen über mich eingezogen, was soll man da auch erwarten?“, entgegnete er.
Sydney wandte den Blick von ihm ab und verschränkte die Hände ineinander.
„Richtig. Und ich hatte das Gefühl, du bräuchtest keine weitere Frau, die sich dir vor die Füße wirft. Obwohl du nicht gerade lange dafür gebraucht hast, bis ich genau das getan habe, stimmt’s?“
Aus irgendeinem Grund versetzten Sydneys Worte Malik einen Stich. Er erinnerte sich daran, wie sie mit sich gerungen hatte. Um sich ihm dann doch willenlos hinzugeben. Er hatte es nicht eine Sekunde lang als Schwäche interpretiert.
„Für mich war deine Gleichgültigkeit eine Herausforderung.“
„Tolle Herausforderung“, entgegnete sie mit sarkastischem Unterton. „Du hast mich in weniger als einer Woche rumgekriegt.“
„Und das ärgert dich, ja?“
Offensichtlich bereute sie ihre Kapitulation. Bereute es, mit ihm zusammen gewesen zu sein. Ein fast übermächtiges brennendes Verlangen nach ihr machte sich in ihm breit. Er wollte nichts mehr als sie jeden einzelnen schmerzlichen Moment vergessen lassen.
Warum kamen diese Gefühle erst jetzt? Warum hier? Sie wollte ihn nicht mehr. Es war zu spät. Er hatte seine Chance gehabt. Er hätte ihr nachreisen sollen, nachdem sie ihn in Paris verlassen hatte.
Er war ein Idiot gewesen.
„Es ist spät, Habibi . Du brauchst deinen Schlaf“, erklärte er ein wenig traurig.
Dann nickte er ihr zu und machte sich auf den Weg zurück in sein Schlafzimmer. Zurück in seine Einsamkeit.
Sydney verbrachte eine unruhige Nacht. Es gab so viele Dinge, die sie Malik hatte fragen wollen. Er war so offen gewesen, so ungewohnt emotional. Diese Seite kannte sie gar nicht an ihm. Sie hatte sich unglaublich zu ihm hingezogen gefühlt.
Doch mit einem Mal hatte er sich wieder von ihr distanziert. Sie allein auf der Terrasse zurückgelassen, allein mit sich und ihren aufgewühlten Gefühlen.
Fast wäre sie ihm nachgelaufen. Glücklicherweise hatte sie sich im letzten Moment zurückhalten können. Wer weiß, was sonst noch passiert wäre, wenn sie ihm in sein Schlafzimmer gefolgt wäre?
Und warum hatte er ihr nie zuvor von Dimah erzählt? Ein weiteres Indiz, dass etwas nicht stimmte zwischen ihnen. Sie kannten einander kaum. Ihre Beziehung hatte fast ausschließlich aus wahnsinniger Leidenschaft und heißen Liebesspielen bestanden. So etwas ging nie lange gut. Irgendwann verglühte auch die heißeste Leidenschaft.
Die Sonne schien bereits durch die Vorhänge ihres Schlafzimmers, als Sydney erwachte. Nach einer ausgiebigen Dusche, die ihre Lebensgeister weckte, zog sie ihr mokkafarbenes Lieblingskleid und ein Paar Zehensandalen an, band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und legte einen Hauch Lippenstift und Wimperntusche auf. Dann machte sie sich auf den Weg ins Esszimmer.
Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie vor der Tür stehen blieb und gedämpft Maliks Stimme hörte.
Nach kurzem Zögern trat sie ein.
Zwei Augenpaare waren auf sie gerichtet. Malik schien verärgert zu sein. Doch es war die Frau, die Sydneys Aufmerksamkeit erregte. Sie war mittleren Alters, schlank, äußerst elegant angezogen – und sie schien furchtbar wütend zu sein.
Nach einem missbilligenden Blick in Sydneys Richtung wandte die Frau sich Malik wieder zu und schimpfte auf Arabisch auf ihn ein.
„Mutter“, unterbrach Malik sie schließlich energisch, „ich möchte, dass wir in Anwesenheit meiner Frau Englisch sprechen. Bitte!“
Seine Mutter? Sydney blieb das Herz stehen. Sie hatte bisher nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass sie Maliks Mutter begegnen könnte.
Die Frau warf Sydney erneut einen abschätzigen Blick zu.
„Ich soll in meinem eigenen Zuhause Englisch sprechen? Und du meinst tatsächlich, dass diese Frau kultiviert genug ist, um eine Al Dhakir zu sein? Wenn sie nicht einmal Arabisch spricht?“
„Sprachen können erlernt werden, Mutter. Du sprichst schließlich auch Englisch.“
Maliks Mutter schnaubte verächtlich.
„Dein Vater hat dich viel zu leicht davonkommen lassen nach Dimahs Tod. Adan hat dir auf meine Bitte hin eine passende Braut gesucht, und du hast dich einfach aus dem Staub gemacht.“
„Ich habe es vorgezogen, mir meine eigene Braut zu suchen, Mutter.“
Demonstrativ kam Malik zu Sydney herüber und legte ihr den Arm um die Schultern. Sydney wusste gar nicht, wie ihr geschah. Sie musste erst einmal verarbeiten, dass Malik eine weitere
Weitere Kostenlose Bücher