Julia Extra Band 365
er näherkam, erkannte sie einige kleine Veränderungen an ihm. Er trug keine Krawatte, seine Wangenknochen traten stärker hervor, und dunkle Ringe unter den Augen zeugten von seiner Erschöpfung.
„Maddy.“ Er verriet so viel mit diesem einen Wort, dass ihr Herz einen Sprung machte.
„Hi.“ Die Kehle war ihr wie zugeschnürt.
„Kann ich mit dir sprechen?“
Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Sie sind der Boss, Mr Petrov. Seit wann fragen Sie um Erlaubnis?“
„Seit ich erkannt habe, wie falsch meine Entscheidung war. Bitte schenke mir ein paar Minuten.“
„Jederzeit“, flüsterte sie.
Er trat näher, nahm ihre Hand in beide Hände und führte sie an die Lippen. Als er die Hände sinken ließ, bemerkte sie eine frisch verheilte Verletzung an der einen.
„Was hast du da gemacht?“, fragte sie.
„Mich verbrannt. Ich habe bei der Arbeit nicht aufgepasst.“
„Du solltest vorsichtiger sein.“
„Versprochen.“ Er zog sie zu der großen Doppeltür, die zu einem Balkon führte, von wo man über den Garten blickte.
Lichterketten ließen alles in hellem Glanz erstrahlen. Es war schon spät, und es war kalt. Die meisten Gäste hielten sich drinnen auf. Maddy war die Kälte egal. In Aleksejs Nähe wurde ihr eher heiß.
Aleksej stellte sich an die Balustrade und blickte über den Garten. Seine Hände umklammerten den Stein so fest, dass die Brandnarbe hell hervortrat. „Ich bin nach Moskau zurückgekehrt, um vor dir zu fliehen. Um vor meinen Gefühlen zu fliehen. Ich schäme mich, es zuzugeben, aber du hattest recht. Ich hatte Angst. Ich habe in der Vergangenheit gelebt, aber nicht ganz so, wie du glaubtest. Ich dachte nie an all das Gute, das die Liebe mir geschenkt hatte. Nur an die Schmerzen. Ich hatte Angst, mich an das Gute zu erinnern. Und dann kamst du, Maddy. Ich wollte dich. Dich und nicht nur Sex mit einer Unbekannten.“
Sie bekam keine Luft mehr. Ihr Herz schlug viel zu schnell, und sie war wie gelähmt.
„Und du ließt mich etwas fühlen“, fuhr er mit rauer Stimme fort. „Ich hatte so lange nichts mehr gefühlt, dass ich gar nicht mehr wusste, wie das ist. Ich rannte vor dem Gefühl davon. Ich redete mir ein, ich wäre nicht der Richtige für dich. So musste ich mir nicht eingestehen, dass es in Wirklichkeit die Angst war, die mich zurückhielt.“
Er griff in die Tasche und zog eine flache, mit Samt überzogene Schachtel hervor. „Ich weiß nicht, ob ich der Richtige bin für dich. Aber ich will es sein. Denn ich kann nicht ohne dich leben, Maddy.“
Er öffnete die Schachtel, und Maddy stockte der Atem,
„Was ist das?“, flüsterte sie und strich vorsichtig mit den Fingern über den filigranen Schmuck.
„Das hier“, er deutete auf den oberen Teil des Colliers, der aus ineinander verschlungenen Ranken mit kleinen rosa Blüten bestand und den Madeline kannte, „das ist meine Vergangenheit. Ich hatte aufgehört zu leben. Ich glaubte zu leben, weil ich Erfolg und Geld hatte. Aber das war eine Täuschung.“
Maddy spürte heiße Tränen, die ihr über die Wangen liefen. Sie versuchte nicht, sie zu verbergen. „Und was ist mit der restlichen Kette?“
Sie war aus den gleichen, ineinander verwobenen goldenen Ranken gemacht, aber die Blumen aus bunten Edelsteinen waren größer, offener und fielen in der Mitte in einer Kaskade zusammen.
„Ich hatte eine genaue Vorstellung von meinem Leben. Als sie zerstört wurde, hörte ich auf, mich weiterzubewegen. Das …“ Seine Stimme brach, und er hatte Mühe, weiterzusprechen. „Das hier ist nicht mein ursprünglicher Entwurf. Es ist nicht so, wie ich mein Leben geplant hatte. Aber es ist schön. Meine Vergangenheit wird es immer geben.“ Er berührte den ursprünglichen Teil der Halskette. „Ich werde Pauline nie vergessen. Aber du besitzt mein Herz, Maddy. Du hast mich wieder an die Schönheit der Liebe erinnert, hast mich wieder fühlen lassen. Die Liebe, die ich jetzt empfinde, ist grenzenlos. Und für immer. Sie ist für dich, für die Familie, die wir haben werden. Ich verstehe jetzt, was es heißt, eins zu werden mit einem anderen Menschen. Es kommt mir vor, als wärst du ein Teil von mir, und so etwas habe ich noch nie gespürt. Ich kann nur hoffen, dass ich deine Liebe zu mir nicht zerstört habe.“
Madeline ging zu ihm, legte die Arme um seinen Hals und barg das Gesicht in seiner Halsmulde. Sie atmete tief ein. Aleksej. Ihre Liebe.
„Nein Aleksej, du hast meine Liebe zu dir nicht getötet. Ich glaube, das
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