Julia Extra Band 365
ersten Entwürfe zeigten ihr großes Gespür für die Persönlichkeit und – vielleicht auch unbewussten – Wünsche ihrer Kunden.
Nach diesem erfreulichen Auftakt hatten sie sich beide ganz entspannt ins Auto gesetzt und während der Fahrt hierher sehr angeregt geplaudert … und jetzt das! Obwohl Markos noch immer nicht einmal wusste, was dieses „das“ eigentlich war.
„Sag doch was, Eva“, drängte er.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie erwiderte: „Das hat nichts mit dir zu tun. Ich schlage vor, du gehst einfach rein und kümmerst dich nicht weiter um mich. Ich werde …“
„Ohne dich gehe ich nirgends rein“, fiel Markos ihr entschieden ins Wort.
„Aber warum denn nicht? Du bist schließlich derjenige, der eingeladen ist …“ Sie unterbrach sich, weil plötzlich jemand neben ihr an die Scheibe klopfte.
„Kann ich Ihnen weiterhelfen, Ma’am?“, fragte ein junger Mann, der offensichtlich die Aufgabe hatte, die ankommenden Gäste in Empfang zu nehmen, durch den Fensterspalt.
Evas Panik wuchs. „Markos …“
Markos ließ das Fenster herunter und sagte: „Noch eine Sekunde, okay?“
Das Lächeln des Jünglings verblasste leicht. „Kein Problem, Sir … es ist nur, weil hier nichts mehr weitergeht … wenn ich Ihren Wagen vielleicht hinters Haus fahren dürfte …“
Markos schnaubte verärgert. „Ich habe gesagt, eine Sekunde !“
„Er kann nichts dafür, Markos.“ Eva legte ihm besänftigend eine Hand auf den Arm. „Ich komme mit“, versicherte sie ihm leise. „Es ist okay.“
Was sich allerdings erst noch herausstellen musste. Aber immerhin war ihre anfängliche Panik größtenteils verflogen. Jetzt hatte sie nur noch mit einer leisen Verunsicherung zu kämpfen, wie sie mit der Situation umgehen sollte. In den vergangenen drei Jahren war sie ihrem Exschwiegervater schon öfter bei gesellschaftlichen Anlässen begegnet, was wenig erstaunlich war, weil sie sich beide in denselben Kreisen bewegten. Das Besondere heute Abend war, dass die Party in Jonathans Haus stattfand, dort, wo Eva früher als Jonathans Schwiegertochter ein und aus gegangen war. Und dann kam sie auch noch mit einem anderen Mann.
Nicht dass sie befürchten müsste, Jonathan könnte sie unfreundlich behandeln oder gar vor den Kopf stoßen. Das würde bestimmt nicht passieren. Dafür war ihr Exschwiegervater viel zu höflich, außerdem war er von Natur aus ein sehr umgänglicher Mensch, und Markos war sein Gast. Nein, dass ihr diese Situation zu schaffen machte, lag einzig und allein an ihr selbst. Irgendwie kam es ihr einfach nicht richtig vor, in Begleitung eines anderen Mannes im Haus ihres Exschwiegervaters aufzutauchen.
„Eva …?“
Sie drehte sich zu Markos um und lächelte beruhigend. „Alles in Ordnung, Markos. Wirklich.“ Sie schob sich ihre schwarze Clutch unter den Arm, bevor sie sich abwandte und ausstieg.
Aber Markos hatte seine Zweifel. Sie sah überhaupt nicht so aus, als ob alles wieder okay wäre. Sie war immer noch viel zu blass, und ihre Augen flackerten unruhig. Doch was sollte er tun? Ihm blieb gar nichts anderes übrig, als ihr zu folgen und dem erleichterten jungen Mann seinen Autoschlüssel auszuhändigen.
Markos nahm Evas Arm, während sie zu dem hell erleuchteten Haus gingen, wo sich die Gäste bereits die Türklinke in die Hand gaben. „Gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte, bevor wir da reingehen?“, drängte er sanft.
Jetzt blitzten Evas Augen spöttisch auf. „Was denn zum Beispiel?“
Markos wusste es nicht. Hatte sie mit dem verwitweten Gastgeber vielleicht eine Affäre gehabt? Was angesichts des fortgeschrittenen Alters des Mannes allerdings eher unwahrscheinlich war.
„Pass auf, dass deine Fantasie nicht mit dir durchgeht“, fügte sie belustigt hinzu.
„Ah, Markos, wie schön, Sie bei mir begrüßen zu dürfen“, wurden sie von der wohltönenden Stimme ihres Gastgebers unterbrochen. Markos, der spürte, dass Eva erstarrte, ergriff ihren Arm fester, bevor er sich zu dem älteren Mann umwandte.
„Jonathan.“ Er nickte etwas hölzern. „Darf ich Ihnen …“
„Evangeline?“ Der ältere Mann, der sie erst jetzt bemerkte, schien einen Moment völlig perplex zu sein, er fing sich jedoch sofort und lächelte gewinnend. „Es freut mich sehr, dich wieder einmal hier bei mir zu sehen, meine Liebe.“
„Jonathan.“ Eva küsste ihn leicht erst auf die eine und dann auf die andere Wange. „Dir geht es gut, wie man sieht.“
„Ja, prächtig, danke“,
Weitere Kostenlose Bücher