Julia Extra Band 365
brachte das Essen: Hamburger und Pommes frites für Riley, Waldorfsalat für Brody.
„Dein Essen ist weniger toll“, fügte Brody kritisch hinzu. „Du weißt doch, was das Fett in deinen Adern anrichtet.“
Unbeeindruckt aß Riley eine Fritte. „Da wir gerade über ungesundes Essen reden: Der Hochzeitskuchen sollte für fünfzig Gäste reichen. Wir wollen die Feier eher klein halten. Am liebsten wäre es mir, nur mit Stace zu feiern.“
Brody nickte und versuchte, sich den Neid über das Glück seines Bruders nicht anmerken zu lassen. Erst Finn, jetzt Riley. Seine beiden Brüder hatten die Frau fürs Leben gefunden. Und er selbst?
„War schön, dich zu sehen“, sagte Brody, als sie aufgegessen hatten, und legte ein paar Geldscheine auf den Tisch. Er stand auf und zog sich die Jacke an. „Ich sage der Bäckerin dann wegen des Kuchens Bescheid.“
„Klar. Und … Brody?“
„Ja?“
„Wie geht es dir wirklich?“, fragte Riley leise.
Brody dachte an die Patienten in seiner Praxis, die von ihm erwarteten, dass er sie wieder gesund machte. In Afghanistan hatte er einen Monat lang geglaubt, tatsächlich etwas bewirken zu können.
Bis er hilflos mit ansehen musste, wie das Licht in Andrews Augen erlosch …
„Ich dachte, es geht mir gut“, gestand Brody rau. „Aber ich habe mich geirrt.“
Kate betrachtete den Stapel von Bestellungen auf dem Schreibtisch und dachte dabei an den gut aussehenden Arzt, der vor Kurzem im Geschäft gewesen war. Er war freundlich gewesen, hatte aber zugleich … sorgenvoll gewirkt. Ja, das war das treffende Wort.
Als sie scherzhaft vorgeschlagen hatte, er könne als Gegenleistung für den Geschenkkorb ja Reklame für sie machen, hatte er erwidert, das wäre nicht genug.
Was konnte er nur damit gemeint haben? Sie hatte doch nichts Großartiges für ihn getan.
Kate stand auf und ging zum Fenster. Die Szenerie draußen nahm sie nicht wahr, denn sie dachte weiterhin über ihren attraktiven Kunden nach. Sie wusste so gut wie nichts über ihn, außer dass er Brody McKenna hieß, ein Fan der Red Sox war und ganz in der Nähe eine Arztpraxis besaß. Er hatte für seine Großmutter einen Geschenkkorb ausgesucht, der eher für einen Mann gepasst hätte, also war er vielleicht einer von diesen zerstreuten Wissenschaftlern, die in ihrem Fach brillant waren, aber mit dem richtigen Leben nicht wirklich klarkamen.
Seufzend wandte sie sich vom Fenster ab. Sie hatte wirklich anderes zu tun, als sich über einen gut aussehenden Arzt Gedanken zu machen! In ihrem Leben waren ihr bisher nur zwei Sorten Männer begegnet: nichtsnutzige Faulpelze, die sich von ihr durchfüttern lassen wollten, oder ehrgeizige Karrieristen, die mehr Energie in den Beruf als in die Beziehung investierten.
Männer wie ihr Bruder waren selten. Männer, die für andere da waren und jeden Tag mit Herz und Elan angingen. Bis sie so einen kennenlernte, waren ihr eine gute Tasse Kaffee und ein Stück frisch gebackener Kuchen allemal lieber als ein Date.
Die Ladenglocke klingelte, und Kate ging ins Geschäft. Dort stand ihre Großmutter hinter dem Tresen und stibitze sich gerade einen Cupcake.
„Grandma! Was für eine nette Überraschung.“
„Ach wirklich?“ Die alte Dame umarmte sie lachend. „Ich bin doch fast jeden Tag hier und versorge mich mit meiner Dosis Zuckerzeug.“
„Und du weißt, wie ich mich darüber freue“, versicherte Kate ehrlich.
„Sag bloß deinem Großvater nicht, wie viele Cupcakes ich hier esse. Er findet mich süß genug.“
„Ja, weil er dich liebt“, sagte Kate und lächelte.
Ihre Großeltern führten eine ausgesprochen glückliche Ehe, ganz anders als ihre Eltern, die den Kleinkrieg zur täglichen Gewohnheit gemacht hatten, bevor sie sich scheiden ließen.
Ja, Grandma ist in Grandpa verliebt, war es immer und wird es immer bleiben, dachte Kate ein bisschen neidisch. Nicht vielen Menschen war dieses Glück vergönnt.
„Wie läuft es so?“, erkundigte ihre Großmutter sich und aß einen Bissen Kuchen.
„Gut. Ich habe viel zu tun.“
„Und wie steht es mit der Suche nach einem zweiten Laden?“
Kate zuckte die Schultern. „Darum habe ich mich nicht mehr gekümmert.“
„Du hattest doch schon Pläne gemacht, Kindchen.“
„Ja, Grandma, aber das war bevor …“
„Schon gut, ich verstehe.“
Als Andrew noch lebte, hatten sie geplant, weitere Läden aufzumachen. Vor einiger Zeit hatte sie per Internet in Weymouth ein geeignetes Geschäft ausfindig gemacht. Seit
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