Julia Extra Band 365
machen?“
„Nach Weymouth?“, wiederholte sie erstaunt. „Warum?“
„Um dort das Geschäftslokal anzusehen, das Sie für eine Filiale von Nora’s Sweet Shop in Erwägung ziehen.“
„Nein, Brody, das kann ich nicht, weil …“
„Können Sie nicht, oder wollen Sie nicht?“, unterbrach er sie. „Ich bin spätestens um drei Uhr mit meinen Terminen fertig. Und Sie schließen samstags um drei. Das behauptet jedenfalls das Schild an Ihrer Ladentür.“
„Aber ich …“
„Keine Ausreden mehr. Unternehmen Sie etwas, Kate.“ Er drückte ihr die Hand. „Werden Sie aktiv! Nur so können Sie Ihren jetzigen Stillstand überwinden.“
Einen Moment lang betrachtete sie ihn eindringlich, dann lächelte sie. „Ein Nein lassen Sie vermutlich nicht gelten?“
„Darauf können Sie Ihr letztes Geld wetten“, bestätigte er lächelnd.
„Gut! Dann kommen Sie um drei Uhr zum Laden. Ich rufe inzwischen den Makler an und mache einen Besichtigungstermin aus.“
Brody erhob sich, reichte Kate die Hände und half ihr auf. Sie stand nun ganz dicht vor ihm. Ein kräftiger Windstoß hätte sie ihm in die Arme wehen können …
Kate Spencer war für ihn eine einzige Versuchung – ihre glänzenden Augen, ihr wunderschönes Lächeln, ihre anmutige Gestalt. Er sah auf ihren Mund, ihre Lippen waren leicht geöffnet, als würden sie darum bitten, geküsst zu werden.
Wie sehr er das wollte!
Aber das durfte er nicht.
„Also abgemacht“, sagte er. „Wir haben um drei Uhr ein Date!“
6. KAPITEL
Ein Date.
Die Worte gingen Kate nicht aus dem Kopf, während sie eifrig in der Backstube werkte. Joanna hatte angerufen und gesagt, sie müsse noch einige Tage bei ihrer Tochter bleiben, die das Baby anstrengender fand als erwartet.
„Ich habe vorübergehend Hilfe“, hatte Kate versichert. „Bleib du, und genieße das Zusammensein mit deinem neuen Enkelkind.“
Die Zeit schien an diesem Vormittag nicht vergehen zu wollen. Drehten die Zeiger der Uhr sich langsamer als sonst?
Nun sei nicht albern, ermahnte Kate sich, als sie so etwas wie Schmetterlinge im Bauch spürte. Sie traf Brody, um mit ihm zusammen ein Geschäftslokal anzusehen, nicht für ein echtes Date mit Tanz und allem Drum und Dran.
Nun erinnerte sie sich natürlich daran, wie sie mit ihm im Seniorenheim getanzt hatte. An seine kräftigen Hände, die sie so warm und fest hielten, an die breiten Schultern und die muskulöse Brust. An die schwungvollen Drehungen und daran, wie sie sich in seinen Armen gefühlt hatte: geborgen. Geschätzt.
Aufhören! befahl sie sich streng. Es ging heute um eine Immobilie, nicht um den idealen Ehemann.
Ja, sie mochte Brody! Obwohl er Arzt war. Er hatte ihr versichert, nicht alle Mediziner wären so vom Beruf besessen wie ihr Vater, und er musste es ja wissen.
War Brody womöglich der Richtige für sie?
Sie musste vorsichtig sein, wenn sie nicht denselben Fehler wie ihre Mutter machen wollte, die blind vor Leidenschaft einen Mann geheiratet hatte, der nicht zu ihr passte. Es war besser, vorsichtig zu sein. Sie wollte einen zuverlässigen Mann. Keinen, der ihr Herz wie wild pochen ließ.
Aber Brody hatte ihr vom ersten Augenblick an keine Ruhe gelassen. Sie träumte nachts von ihm, und zu den unmöglichsten Momenten hatte sie sein Lächeln oder seinen Blick vor dem inneren Auge.
Da half kein Leugnen. Dieser Mann hatte sie völlig in seinen Bann gezogen.
Kurz nach eins läutete die Glocke über der Ladentür. Kate strich sich Haare und Rock glatt und ging in den Verkaufsraum. Dort stand Brody, und sie musste sich beherrschen, um nicht strahlend zu lächeln.
„Sie sind früh dran“, bemerkte sie sachlich. „Wollten Sie nicht um drei Uhr kommen?“
„Der Patient, der um ein Uhr einen Termin hatte, hat abgesagt. Deshalb habe ich jetzt eine Stunde frei, und die wollte ich nutzen, um nach Ihnen zu sehen.“
„Das ist lieb von Ihnen“, bedankte sie sich. „Ich war bisher sehr beschäftigt.“
„Zu beschäftigt, um zu essen?“ Er hielt die Tüte eines ortsansässigen Sandwichladens hoch.
Kate hätte sie ihm beinah aus der Hand gerissen. „Richtig. Und ich bin so hungrig, dass ich demnächst über den Teig hergefallen wäre. Sie kümmern sich ständig um mich, Brody.“
„Ich versuche es zumindest“, meinte er und gab ihr die Tüte.
„Danke!“ Kate schaute ihm in die Augen und konnte den Blick dann beinah nicht abwenden.
Woher kam nur diese Spannung, die zwischen ihnen herrschte?
Rasch drehte sie sich um und
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