Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Extra Band 365

Julia Extra Band 365

Titel: Julia Extra Band 365 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carole Mortimer , Lynne Graham , Shirley Jump , Maisey Yates
Vom Netzwerk:
besser, als Andrew vermutet hatte? Andererseits kannte der sie als Bruder ja besser und hatte guten Grund, Kate schützen zu wollen. Möglicherweise hatte er aber ihre Stärke unterschätzt.
    Auch hier drehten sich die Gedanken wieder im Kreis.
    Nach nur zwei Wochen Bekanntschaft kenne ich Kate einfach nicht gut genug, um zu wissen, wie sie reagiert, wenn ich ihr alles erzähle, dachte Brody verzweifelt.
    Da wurde geklopft, und Mrs Maguire kam herein. „Brauchen Sie noch etwas, bevor ich gehe?“, erkundigte sie sich.
    „Nein, danke.“
    Sie zögerte kurz, dann kam sie näher und legte die Hand auf die Lehne des Besucherstuhls.
    „Ich habe bemerkt, wie bedrückt Sie in letzter Zeit sind“, sagte Mrs Maguire sanft. „Darf ich Ihnen einen Rat geben, den ich selber vor Längerem von Doc Watkins bekommen habe?“
    „Ja, gern.“ Sie sah so ehrlich um ihn besorgt aus, dass er ihr die Bitte nicht abschlagen konnte.
    „Sie wissen ja, dass ich eine Tochter habe. Sharon“, begann sie und setzte sich.
    „Ja. Sie ist verheiratet und hat Ihnen drei Enkel beschert, die Sie, liebe Helen, maßlos verwöhnen.“
    „Richtig. Aber vor einigen Jahren gab es eine Phase, in der ich dachte, sie würde ihr Leben wegwerfen.“
    „Wirklich?“ Bisher hatte er immer nur Gutes über die Familie gehört. „Was war denn?“
    „Da muss ich ein bisschen weiter ausholen. Als alleinerziehende Mutter hatte ich alle Hände voll zu tun, alles unter einen Hut zu bringen. Sharon fühlte sich wohl vernachlässigt. In der Highschool geriet sie in schlechte Gesellschaft. In sehr schlechte.“ Sie seufzte tief. „Das alte Lied: Haschisch, dann Kokain, dann Crack. Ich versuchte, sie davon abzubringen, aber ich schaffte es nicht. Hilflos musste ich zusehen, wie sie ins Verderben rannte.“
    „Das muss schlimm für Sie gewesen sein!“
    „Ja. Vor allem, da ich mich als gelernte Krankenschwester zum Helfen berufen fühle. Aber es war, als sollte ich einen Blutsturz mit einem Heftpflaster stoppen. Und Sharon wollte sich einfach nicht helfen lassen.“
    „Wie ging es weiter?“
    „Ich bat Doc Watkins um die Kündigung“, berichtete Mrs Maguire. „Mit der Begründung, dass ich ganz für meine drogensüchtige Tochter da sein wollte. Da sagte er mir auf den Kopf zu, das wäre das Schlimmste, was ich tun könnte. Sie lachte. „Sie wissen ja selbst, wie direkt er war. Er sagte weiter, ich solle nicht alles auf meine Schultern laden, sondern Fachleute zu Hilfe holen. Dann gab er mir die Adresse einer sehr guten Entzugsklinik. Ich brachte Sharon dorthin. Die Trennung hat mir fast das Herz zerrissen.“
    Nun schimmerten Tränen in ihren Augen, und sie schluckte mühsam.
    „Es war das Schwerste, was ich je getan habe, Doctor McKenna. Und das Beste. Drei Monate später wurde Sharon entlassen. Sie war clean und ist es geblieben.“
    „Wie schön, dass alles funktioniert hat“, sagte Brody ehrlich. Sein Respekt für die tüchtige Sprechstundenhilfe war in den letzten Minuten noch erheblich gewachsen. Diese Frau besaß eine unglaubliche innere Stärke.
    „Ja, und jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Rat: Man kann nicht immer helfen, so gern man auch möchte. Man kann keine Wunder bewirken. Das muss man sich selbst verzeihen.“
    „Ich versuche es ja, Mrs Maguire. Ehrlich!“
    „Das glaube ich nicht. Ich beobachte Sie, seit Sie aus Afghanistan zurück sind. Was immer dort passiert ist, Sie geben sich die Schuld daran. Die hängt Ihnen wie ein Mühlstein um den Hals.“ Sie sah ihn eindringlich an. „Ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich glaube fest, dass Sie nichts dafür konnten. Also hören Sie auf, sich selbst für etwas zu bestrafen, was Sie nicht verhindern oder ändern oder wiedergutmachen konnten. Man kann nicht alles reparieren.“
    Einen Moment lang schwieg sie, dann stand sie auf und strich sich den Rock glatt.
    „So, jetzt habe ich meine Predigt gehalten und lasse Sie ab jetzt in Ruhe, Doktor. Was Sie tun, müssen Sie natürlich selbst entscheiden. Bis morgen.“
    Sie lächelte ihm noch einmal freundlich und aufmunternd zu, dann verließ sie das Sprechzimmer.
    Brody stand auf und ging ans Fenster. Während er den dichten Feierabendverkehr beobachtete, dachte er an das, was er gerade gehört hatte. An Schuld, die wie ein Mühlstein auf einem lastete, an Entscheidungen, für die man sich schuldig fühlte, auch wenn man keine wirkliche Wahl gehabt hatte.
    Er dachte an Andrew, und an Kate.
    Und er beschloss, dass es an der Zeit war,

Weitere Kostenlose Bücher