Julia Extra Band 365
Hier.“ Sie drückte es ihm in die Hand. „Ich war kurz abgelenkt.“
„Wodurch?“
„Durch Sie, Brody“, sagte Kate ohne zu überlegen. „Ja, Sie lenken mich ab.“
„Das beabsichtige ich gar nicht.“ Er umfasste ihr Kinn mit festen und zugleich sanften Fingern. „Ich sage mir ständig, ich darf das nicht tun, ich darf das, was zwischen uns ist, nicht weitertreiben. Aber jedes Mal, wenn ich aus dem Laden gehe, denke ich anschließend immer nur an dich. Und wenn ich bei dir bin, denke ich immer nur daran, wie gern ich dich küssen möchte.“
„Wirklich?“ Kate schluckte. „Aber … du hast es nie getan.“
„Willst du, dass ich dich küsse, Kate?“
„Ja! Ja, ich will es.“
„Gut!“ Er neigte sich zu ihr, bis seine Lippen nur noch Millimeter von ihren entfernt waren.
Verlangen erfüllte Kate und blendete die ganze Welt aus. Es gab nur noch sie und Brody. Wie gebannt sah sie ihm in die leuchtend blauen Augen.
„Oh, Kate“, flüsterte er heiser.
Er schob ihr eine Hand in die Haare, mit der anderen presste er Kate an sich. Es war ein wilder Kuss, wie ein plötzlicher Sommersturm. Sie schmiegte sich fest an ihn, von Hitze durchflutet. Mit ihren Händen strich sie über seinen Rücken und fühlte seine durchtrainierten Muskeln, spürte die Wärme seiner Haut. Es war genau so, wie sie es sich ausgemalt hatte. Sein leidenschaftlicher Kuss nahm kein Ende.
Kate konnte nicht mehr denken. Nicht mehr atmen. Sich nicht rühren. Sehnsucht pulsierte durch ihren Körper, und für eine lange, lange Sekunde vergaß sie, wo sie war. Sie wusste nur, dass Brody sie küsste, und dass es die erotischste, exquisiteste, hinreißendste Erfahrung ihres ganzen Lebens war. Noch enger presste sie sich an ihn und spürte, wie sehr auch er nach ihr verlangte.
Nun wollte sie mehr, viel mehr …
Ganz unvermittelt und ohne Vorwarnung löste Brody sich von ihr. Leise fluchend wandte er sich dem Fenster zu und blickte starr hinaus.
„Tut mir leid, Kate“, entschuldigte er sich. „Ich hätte das nicht tun dürfen. Ich habe nicht nachgedacht, sondern …“
Sie legte ihm die Hand auf die nackte Schulter und wartete, bis er sich umdrehte.
„Brody, ich habe es genauso gewollt wie du“, versicherte Kate ihm eindringlich.
„Ich weiß. Aber ich muss unbedingt mit dir reden, bevor wir …“
Die Wanduhr schlug.
„Kann das Gespräch warten?“, rief Kate und verfluchte das schlechte Timing. „Wir müssen los, sonst kommen wir zu spät. Es wird ohnehin knapp, weil der Feierabendverkehr bereits eingesetzt hat.“
„Ja, klar, das Gespräch kann warten“, versicherte Brody und zog das T-Shirt an. „Aber nicht zu lange. Einverstanden?“
„Das klingt ja ernst. Hoffentlich ist es nichts Schlimmes“, meinte sie besorgt.
„Nur etwas, was ich dir schon länger erzählen wollte.“
„Okay.“ Sie hob den Stapel von Kuchenschachteln hoch und platzierte ihn auf seinen Armen. „Und jetzt los. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.“
Bevor sie sich auf den Weg nach Boston machten, fuhren sie kurz in der Praxis vorbei, wo Brody immer ein sauberes Hemd und ein Jackett bereithielt, falls bei der Sprechstunde mal ein Missgeschick passierte.
„Du siehst besonders schön aus heute“, sagte er, als er wieder ins Auto gestiegen war.
„Danke.“ Kate strich kurz über den seidigen Stoff des schwarzen Kleids und fuhr los. „Heute Abend findet eine ganz spezielle Feier statt.“
„Ein Großereignis für deinen Laden?“
„Eher ein bedeutsames für mich“, verbesserte sie leise. „Es geht um ein Dankeschön für die Leute, die mir nach Andrews Tod beigestanden haben: seine Kameraden und Vorgesetzten.“
Sie spürte, wie er sich verspannte. Was er bisher in sich verschlossen hatte, schien unter der Oberfläche zu brodeln. Wie Lava in einem Vulkan. Warum nur?
„Beschäftigt dich etwas?“, fragte sie direkt.
Er blickte schweigend nach vorn. „Ja und nein“, sagte er nach einer Weile.
„Möchtest du darüber reden?“
Nach einiger Überlegung atmete er hörbar tief durch. „Ja. Es ist so: Schon seit einiger Zeit kämpfe ich mit einem Problem, und ich hätte schon längst darüber reden sollen, aber das ist leichter gesagt als getan.“ Er schüttelte den Kopf über sich selbst und schwieg eine Zeit lang. „Mein letzter Einsatz für Medizin ohne Grenzen war schwer. Ich habe einen Patienten verloren, und der Gedanke an seinen Tod verfolgt mich Tag und Nacht.“
„Oh, Brody, das tut mir so leid!“
„Das
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