Julia Extra Band 365
aufregend.
„Ich habe dich vermisst“, flüsterte er, als er ihr Kinn hob und sie leicht auf die Lippen küsste.
„Ich dich auch.“ Sie sagte es kaum hörbar. Es fiel ihr schwer, es sich einzugestehen. Sich und ihm.
„Ich brauche dich heute Nacht“, stieß er rau hervor und küsste sie wieder. Dieses Mal ohne die geringste Zurückhaltung.
„Ja“, murmelte sie zwischen zwei Küssen.
„Ich habe im Hotel del Sol eine Suite gebucht.“
Madeline kämpfte mit aller Kraft gegen die plötzlich aufsteigende Übelkeit an. Was hatte sie denn erwartet? Dass er sie in sein Mailänder Apartment einlud? Würde sie das denn im umgekehrten Fall tun? Natürlich nicht. Er würde dadurch in ihre Privatsphäre eindringen. Und Menschen, die nur eine rein sexuelle Beziehung wünschen, wollen so was nicht.
„Ich … vielleicht nicht heute Abend“, brachte sie mühsam hervor.
Er schob sie von sich. „Eine Suite passt dir nicht? Oder ist das Hotel vielleicht nicht exklusiv genug?“
„Hör auf. Du weißt, dass das für mich keine Rolle spielt.“
Eine alte Wunde, an der er gar nicht schuld war, schürte ihren Zorn auf ihn.
„Gut, wenn du zu tun hast, hast du zu tun.“ Er vermied es, sie anzusehen.
„Habe ich“, antwortete sie steif.
„Dann bis morgen.“ Er setzte sich wieder an den Schreibtisch und widmete seine Aufmerksamkeit dem Computer.
Es war eine klare Aufforderung zu gehen.
Sie war doch diejenige, die Nein gesagt hatte. Welches Recht hatte sie also, so verletzt und wütend zu sein? Sie biss die Zähne zusammen und verließ sein Büro.
Recht hin oder her, sie war wütend.
Selbst wenn sie es gerne nicht gewesen wäre – sie war es!
Die Frauen liefen Aleksej nach, nicht umgekehrt. Das war schon immer so gewesen, auch als er noch kein Geld hatte.
Aber heute war er nahe daran gewesen, Madeline zu bitten, zu ihm zu kommen. Sein unbefriedigtes Verlangen ließ ihn nicht schlafen. Es belastete ihn, dass er sie so kalt behandelt hatte. Da war dieser Schmerz in ihren Augen gewesen, ein Schmerz, der tiefer ging als ihr kleiner Streit.
Und er hatte sich abgewandt, wollte nichts zu tun haben mit diesem Schmerz. Das nagte jetzt es an ihm.
Er streckte die Hand aus und hielt über der Tastatur des Telefons zögernd inne.
Plötzlich sah er es vor sich: Madeline nackt, das schwarze Kleid bauschte sich um ihre Füße. Ein anderes Bild überlagerte es: Madeline, wie sie in seinem Büro stand, die blauen Augen voller Verzweiflung.
Zum Teufel mit dem Stolz. Er wählte ihre Nummer.
„Hallo?“ Es klang, als hätte sie schon geschlafen. Oder geweint. Bei dem Gedanken zog sich etwas in ihm zusammen. Auf gar keinen Fall wollte er an ihrem Kummer schuld sein.
„Maddy.“
„Aleksej.“ Sie klang zurückhaltend. „Es ist nach elf.“
„Ich weiß. Kommst du zu mir in mein Apartment? Es ist über dem Studio.“
„Ich … ja.“
„Soll ich dir einen Wagen schicken?“
Er hörte ein Rascheln im Hintergrund, vielleicht die Bettdecke. „Nein, ich kann fahren. In zehn Minuten bin ich da.“
Es waren lange zehn Minuten. Als sie vor dem Apartment auftauchte, hatte er schon die Tür für sie geöffnet.
Er zog sie in die Arme und küsste sie. Lange. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn.
„Komm herein“, sagte er schließlich und schloss die Tür hinter ihr. Er war ungeduldig. Seit Stunden sehnte er sich schon nach ihr.
„Das Wohnzimmer ist nicht so gemütlich“, meinte er und nahm sie bei der Hand. „Ich zeige dir mein Schlafzimmer.“
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, und sie kniff die Augen zusammen, wie sie es immer tat, wenn sie wirklich glücklich war. „Ganz schön raffiniert, Aleksej“, lachte sie.
„Aber es funktioniert, oder?“
Ihr Lächeln wurde noch strahlender. „Natürlich.“
Er führte sie durch den großen Wohnbereich zur Doppeltür, die sein Schlafzimmer vom restlichen Teil des Apartments trennte. Normalerweise nahm er keine Frauen mit in seine Wohnung. Weder in diese hier noch in eine seiner anderen. Dafür gab es Hotels. Bei Madeline war das etwas anderes. Bei ihr hatte er nicht das Gefühl, dass sie ein Eindringling war.
„Es gefällt mir.“ Sie blickte sich im Schlafzimmer um. „Sehr maskulin.“
Er lachte. „Ach ja? Ich hatte einen Innenarchitekten.“
Sie warf ihre Jacke auf den Stuhl neben dem Bett. „Er scheint gut zu sein. Das Bett ist auf jeden Fall sehr einladend. Vielleicht liegt das aber mehr an dem Liebhaber als an der schwarzen
Weitere Kostenlose Bücher