Julia Extra Band 365
Und das mit weltweitem Erfolg.
„Pauline kam bei einem Autounfall ums Leben. Deshalb kann das hier“, er deutete aufs Bett, „nie mehr sein, als es ist. Ich werde nicht noch einmal heiraten. Ich kann nicht.“
Der Hals war ihr wie zugeschnürt. „Ich will dich gar nicht heiraten. Ich glaube noch nicht einmal an die Liebe.“
„Ich schon. Aber der Teil meines Lebens ist Vergangenheit.“
Sie kämpfte gegen den Schmerz, den sie für ihn empfand. Und gegen das Schuldgefühl. Wegen genau dieser Gefühle, die jetzt in ihr brannten, hatte sie nicht wissen wollen, warum er eine Beziehung ablehnte.
Und weil sie ihm nun auch erzählen müsste, warum sie keine Beziehung wollte. Weil sie ihm dann die größte Demütigung ihres Lebens erzählen, ihm ihre Dummheit, ihre Schwachheit enthüllen müsste. Sie müsste ihm sagen, weshalb sie einem Mann wie William ausgeliefert gewesen war. Von Anfang an.
„Komm zu mir.“
Sie ging zum Bett und schlüpfte unter die Decke. Er zog sie an sich und küsste sie.
„Die Vergangenheit spielt keine Rolle mehr“, sagte er. „Wir haben das Jetzt. Wir beide wollen dasselbe.“
Sie küsste ihn leidenschaftlich, voll Verzweiflung. Sex, Begierde, Lust – damit konnte sie umgehen.
Sie schob all den Schmerz, den sie für sich und für ihn fühlte, beiseite und gab sich ihrem Verlangen hin.
Zu mehr war sie nicht fähig.
Eigentlich hätte es Aleksej nichts ausmachen sollen, dass Madeline sich von ihm zurückzog, nachdem sie das mit Pauline herausgefunden hatte. Es machte ihm aber etwas aus.
Er trug die halb fertige Kette nicht aus Kummer über Paulines Tod mit sich herum. Der wütende Schmerz hatte längst nachgelassen. Nein, die Kette sollte ihn immer daran erinnern, was geschieht, wenn man zulässt, dass man jemanden liebt. Wenn einem ein anderer Mensch die ganze Welt bedeutet. Und wenn diese Welt dann zusammenbricht.
Ein Jahr lang hatte er getrunken und versucht zu vergessen.
Dann war ihm klar geworden, dass er sich zu Tode trinken würde, wenn es ihm nicht gelang, wieder nach vorne zu blicken. Ab da hatte er sich um sein Unternehmen gekümmert und weltweit Anerkennung gefunden.
Wenn es auch nicht das war, wovon er als junger Mann geträumt hatte, so war es immer noch besser, als in den Abgrund zu stürzen. Erfolg war seine Medizin gegen die Depressionen gewesen.
Bei Madeline schien es ähnlich zu sein. Sie schien immer ihre Rüstung zu tragen. Es beunruhigte ihn, dass er überhaupt darüber nachdachte.
Es klopfte leise an der Tür.
„Herein.“
Madeline trat ein. In knielangem Rock und Pulli sah sie sehr seriös aus. So seriös, dass er gerne etwas daran geändert hätte.
Seit sie vor vier Tagen Luxemburg verlassen hatten, hatten sie keinen Sex mehr gehabt. Er wunderte sich, wie sehr er ihre Zärtlichkeiten vermisste. Dabei hatte er durchaus schon monatelang ohne Sex gelebt. Seltsamerweise kamen ihm diese vier Tage wie eine Ewigkeit vor.
Er wollte lieber nicht wissen, warum das so war.
„Wir haben ein kleines Problem mit der Pariser Ausstellung.“
„So?“ Aleksej lehnte sich zurück und versuchte, sich zu konzentrieren.
„Ja. Es gibt eine doppelte Buchung. Und sie wollen, dass einer von uns seinen Termin verlegt.“
„Das können die anderen tun.“
„Habe ich auch gesagt.“
„Und?“
„Sie sagten, ich solle das mit der Firma, die zur gleichen Zeit den Festsaal gebucht hat, aushandeln.“
Sie gab ihm ihr Handy und ließ ihn die zuletzt gewählte Nummer anrufen.
Es folgte ein Wortschwall in Französisch aus Aleksejs Mund, von dem Madeline kaum ein Wort verstand.
Danach gab er ihr das Handy zurück. Dabei streiften seine Finger leicht ihre. Sofort überlief sie ein so angenehmer Schauer, dass sie am liebsten geschnurrt hätte wie eine Katze. Sie war immer noch fest entschlossen, ihre Affäre zu genießen, und hatte keine Lust, ihre Gefühle zu unterdrücken.
„Erfolg gehabt?“
„Natürlich.“
Natürlich. So sprach ein Mann, der ein Nein nicht akzeptierte. Ein Mann, der sein ganzes Leben unter Kontrolle hatte.
Aber er war nicht immer so gewesen. Der Gedanken an seine Frau und den Schmerz, den er ertragen musste, machte ihr zu schaffen. Warum belastete sie das so?
„Natürlich“, erwiderte sie lächelnd.
Er kam hinter dem Schreibtisch hervor und nahm sie in die Arme. Aber er küsste sie nicht. Er schmiegte nur sein Gesicht in ihr Haar und streichelte ihren Rücken. Zufrieden atmete sie seinen Duft ein. Er war so vertraut. So
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