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Julia Extra Band 366

Julia Extra Band 366

Titel: Julia Extra Band 366 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter , Kim Lawrence , Caitlin Crews , Leah Ashton
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was er verabscheute und verachtete, doch selbst mit dem übertriebenen Hüftschwung war sie der Inbegriff der Anmut.
    Mühsam riss Lucy sich von seinem unwiderstehlichen, fast hypnotischen Blick los und begrüßte lächelnd die junge Frau. „Hallo, Carmella.“ Nach der Art und Weise zu urteilen, wie sie Ramon anschaute, hegte sie keine schwesterlichen Gefühle für ihn. Sie war offensichtlich verrückt nach ihm, und sein Bruder musste es bemerkt haben. Dennoch benutzte er sie. Anscheinend kümmerte es ihn nicht, wessen Gefühle er mit Füßen trat.
    Ramon hatte recht: Es war an der Zeit, dass Santiago es mit gleicher Münze heimgezahlt bekam.
    „Carmella ist Balletttänzerin“, verkündete Ramon.
    „Letzte Reihe des Corps de Ballet“, sagte sie.
    Inzwischen hatten sie eine Eingangshalle von gewaltigen Ausmaßen durchquert. Wohnlich konnte man dieses Schloss nicht nennen, aber es war beeindruckend.
    „Wie interessant“, sagte Lucy und meinte es ernst. Sie hatte selbst Ballettunterricht gehabt, bis klar wurde, dass sie zu groß und schwer werden würde.
    Santiago hatte leise mit einem dunkel gekleideten Mann gesprochen, der geräuschlos aufgetaucht war. „Danke, Josef“, murmelte Santiago jetzt und drehte sich wieder zu ihnen um. „Unser Essen ist fertig. Was machen Sie beruflich, Miss Fitzgerald?“
    Ich lebe auf Kosten leicht beeinflussbarer Jungs, hätte sie fast erwidert, antwortete dann aber: „Ich weiß schon, mich zu beschäftigen.“
    „Und Sie wohnen im Hotel? Ich liebe das Spa dort“, schwärmte Carmella.
    „Ich wohne bei einer Freundin.“ Staunend sah Lucy sich um.
    Der Raum, den sie betreten hatten, war so groß wie ein Prunksaal. An den Wänden hingen Gobelins, die wahrscheinlich unbezahlbar waren. Es fehlte nur jemand, der die Laute auf der Spielmannsgalerie spielte. Auf dem mit Tafelsilber und funkelnden Kristallgläsern gedeckten antiken Eichentisch waren die Kerzen angezündet. Man würde ein Megafon brauchen, um mit einer Person zu reden, die am anderen Ende des Tisches saß.
    „Wie … gemütlich“, sagte Lucy sarkastisch.
    „Bei einer Freundin?“ Santiago richtete die Frage an seinen Bruder, während er für Lucy einen Stuhl herauszog und sicherstellte, dass sie nicht neben Ramon saß. Nicht, dass Santiago überrascht gewesen wäre, wenn die Frau über die Tischplatte gerutscht wäre, um sich an ihr Opfer zu hängen.
    Plötzlich sah er sie im Geiste auf dem Tisch liegen, das blonde Haar um sich ausgebreitet. Das hochgezogene Kleid entblößte ihre langen Beine, flehend hob sie den Arm. Santiago verdrängte die Vorstellung, aber ihm war heiß geworden.
    Drei Augenpaare richteten sich auf ihn, als er sich räusperte. „Welche Freundin?“
    „Harriet Harris“, antwortete Ramon.
    Zweifelnd blickte sein Bruder Lucy an. „Die Cambridge-Dozentin?“
    Lucy hätte sich über seinen Snobismus amüsiert, wenn er ihn nicht ständig an ihr ausgetobt hätte. „Ja, das ist richtig.“ Tut mir leid, dass ich nicht in die Schublade passe, in die du mich stecken willst, dachte sie. Wahrscheinlich vermutete er, dass Harriet und sie nichts gemeinsam hatten.
    „Woher kennen Sie Harriet Harris?“
    „Sie war in Cambridge meine Dozentin.“ Es war ihr eine Genugtuung zu sehen, dass Santiago seine Überraschung nicht verbergen konnte.
    „Sie haben in Cambridge studiert?“
    Lächelnd nickte Lucy, aber sein skeptischer Unterton machte es schwer, ihre wachsende Wut im Zaum zu halten.
    „Haben Sie einen akademischen Grad erworben?“, fragte Santiago.
    Er klang, als wäre das höchst unwahrscheinlich. Lucy, die ihre überragende Intelligenz aus alter Gewohnheit herunterspielte, hätte ihm in diesem Moment gern ihre Abschlusszeugnisse vorgelegt.
    Ramon bewahrte sie davor, weiter von Santiago ausgefragt zu werden: „Sie ist Harriet zu Hilfe gekommen.“
    „Noch jemandem“, sagte Santiago spöttisch, was ihm einen verwirrten Blick seines Bruders eintrug. „Wobei braucht Harriet Hilfe?“ Anfangs hatten die Einheimischen die Engländerin argwöhnisch beäugt, die vor zwei Jahren hierher gezogen war. Wegen ihres bunt gefärbten Haars und ihrer Liebe zu den Eseln wurde sie noch immer für exzentrisch gehalten, aber die Leute mochten sie inzwischen, weil sie Spanisch gelernt und sich in die Gemeinde eingefügt hatte.
    „Sie hat sich das Bein gebrochen.“
    „Um Himmels willen!“, rief Santiago.
    Dass er besorgt war, nahm Lucy diesem Mann nicht ab. Sie schrieb seine Reaktion einem übertriebenen

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