Julia Extra Band 367
zu kaschieren.
„Wir müssen reden“, unterbrach Christo sie in ihren Gedanken.
„Ich kann mich nicht erinnern, wann du diesen Satz jemals zu mir gesagt hast“, entgegnete sie gereizt. Früher war Christo sofort zur Tür hinausgestürmt, sobald sie mit diesen Worten ein ernstes Gespräch einleiten wollte.
Aus der Kabine hinter ihnen drang das Geräusch der spielenden Kinder. Jenny, die nette junge Kindergärtnerin, war von Christo eingestellt worden, um in Griechenland auf die Zwillinge aufzupassen.
„Das ist völlig überflüssig und übertrieben“, hatte Erin protestiert.
„Aber du kannst dich doch nicht rund um die Uhr um sie kümmern“, hatte Christo mit autoritärem Tonfall eingewandt.
„Warum nicht?“, hatte sie gefragt.
„Du brauchst dringend eine Pause“, war seine Antwort gewesen.
„Wenn du meinst, du kannst deine Pflichten als Vater einfach einer Jenny aufbürden, solltest du vielleicht besser noch einmal über die Elternrolle nachdenken“, hatte sie ihn angeherrscht, da sie verärgert war, dass er die Entscheidung über ihren Kopf hinweg getroffen hatte. Gut, er war der Vater von Nuala und Lorcan und wollte sich um die Zwillinge kümmern, das konnte sie akzeptieren. Aber sie würde es nicht hinnehmen, dass er sich in Dinge einmischte, von denen er nichts verstand. Sie brauchte nicht dringender eine Pause als jede andere berufstätige Mutter auch! Dennoch war die Aussicht auf ein paar Stunden Erholung verlockend, wenngleich Erin im selben Moment Gewissensbisse überkamen, weil sie so selbstsüchtig dachte.
Jetzt warf sie Christo einen kalten Blick zu. „Du findest also, dass wir reden sollten? Ganz ehrlich – erst wenn du dich aus lauter Verzweiflung vor mir auf die Knie wirfst, werde ich dir eventuell verzeihen.“
Für einen kurzen Moment flog ein verwegenes Lächeln über seinen schönen Mund. „Da kannst du lange warten“, gab er zurück.
„Wann wirst du dich bei mir entschuldigen?“, wiederholte sie trotzig und versuchte, den erhöhten Pulsschlag zu ignorieren, den sein Anblick bei ihr immer verursachte, ganz gleich, wie wütend sie auf ihn war. „Ich warte schon zu lange darauf!“
Christo öffnete den Sicherheitsgurt und sprang vom Sitz auf. „Es tut mir aufrichtig leid, dass ich dich je des Diebstahls verdächtigt habe.“
„Du hast mich nicht nur verdächtigt, sondern es als Tatsache hingestellt“, warf sie ein.
„Meine Leute holen gerade Erkundigungen über diesen Will Grimes ein. Ich kann mir nicht vorstellen, wieso ein Privatdetektiv auf dich aufmerksam geworden sein soll.“ Tatsächlich war Christo nach langem Nachdenken zu der Überzeugung gelangt, dass jemand aus seinem näheren Umfeld den Detektiv angeheuert hatte, um Erin etwas anzukreiden. Aber wer hätte Geld dafür ausgeben sollen, und vor allem, aus welchem Grund? Es ergab einfach keinen Sinn. Erin war nicht seine Ehefrau, ja, nicht einmal seine Verlobte gewesen. Warum hätte ihr jemand übel mitspielen sollen und damit indirekt auch ihm?
Erin hob trotzig das Kinn. „Es sieht wohl so aus, als wäre ich doch nicht paranoid gewesen. Ich warte also immer noch auf deine Entschuldigung.“
Seine Miene nahm harte Züge an. „Ich habe mich bereits entschuldigt, und noch einmal werde ich es nicht tun. Wenn du die Entschuldigung nicht so direkt eingefordert hättest, hätte ich um des lieben Friedens willen vielleicht klein beigegeben. Aber jetzt sage ich dir ebenso direkt auf den Kopf zu: Du hast dir das alles selbst zuzuschreiben.“
Erin starrte ihn mit offenem Mund an, da sie dieser Vorwurf wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf. Sie hatte mit einer reumütigen Entschuldigung von ihm gerechnet, hatte erwartet, dass ihm seine Fehleinschätzung peinlich gewesen wäre und er sich bemüht hätte, ihre verletzten Gefühle zu lindern. Seine arrogante Haltung löste eine Welle der Wut in ihr aus, und sie sprang ebenfalls auf. „Wie kommst du jetzt bitte darauf?“
„Ich hielt Sally Jennings für eine vorbildliche Mitarbeiterin, die sich nie etwas zuschulden hat kommen lassen. Warum hätte sie einen Grund haben sollen, mich zu belügen? Hätte ich damals schon gewusst, dass du sie beim Diebstahl ertappt hast, hätte ich ihre Aktivitäten genauer unter die Lupe genommen“, erklärte er.
Erin erstarrte, da sie erkannte, dass ihre Argumente tatsächlich schwächer waren, denn in Bezug auf Sally hatte sie die falsche Entscheidung getroffen. Trotzdem gab sie sich kämpferisch. „Sally lebte in Scheidung
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