Julia Extra Band 367
Gesicht der Frau war ihr eigenes. Da Tom und sie sich niemals verliebt an den Händen gehalten hatten, war sie zunächst irritiert, doch dann betrachtete sie den Körper und die Kleidung der Frau genauer. Hektisch blätterte sie durch den Stapel Fotos – auf einem küssten sich die beiden, auf einem anderen umarmten sie sich. „Das ist vielleicht mein Gesicht, aber nicht mein Körper, sondern der von Melissa. Alle diese Fotos zeigen Tom und seine Frau Melissa, nur dass die Bilder bearbeitet wurden, damit es so aussieht, als wäre ich es!“, rief sie ungläubig aus.
„Bearbeitet?“ Christo stand neben ihr, während sie die Fotos auf dem Tisch ausbreitete. „Wie darf ich das verstehen?“
„Wer immer dir diese Fotos geschickt hat, hat meinen Kopf auf Melissas Körper montiert“, erklärte sie aufgebracht. „Wir sind zwar beide blond, das ist aber auch die einzige Gemeinsamkeit. Den Pullover würde ich aus tausend Meter Entfernung erkennen! Wie konntest du nur glauben, dass ich es bin?“
Christo starrte auf die Fotos und erkannte, dass Erin im Recht war. „Auf keinem einzigen bist du mit Tom zu sehen“, sagte er fassungslos. „Warum ist mir der Unterschied nicht selbst aufgefallen?“
„Weil du, wie du selbst gesagt hast, immer erst handelst und dann fragst. Deine Geheimniskrämerei ist einfach nicht zu fassen! Du hast drei Briefe mit verleumderischen Fotos erhalten, aber sie mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt. Kein Wunder, dass dir meine Freundschaft mit Tom so verdächtig vorkam!“
Im Rückblick fiel ihr wieder ein, dass sich Christos Verhalten von einem Tag auf den anderen geändert hatte. Erst jetzt begriff sie, welch schlimmer Verdacht damals an seinem Herzen genagt hatte.
Erin versuchte zu begreifen, wieso er damals angesichts einer solchen Provokation geschwiegen hatte. Gleichzeitig war es erschütternd, dass sie selbst so viel Kummer und Leid hatte ertragen müssen, weil eine gehässige Person beschlossen hatte, Christos Vertrauen in Erin zu zerstören und ihn zur Trennung zu bewegen.
„Warum hast du mir damals die Fotos nicht gezeigt?“, wollte sie wissen.
Mit nachdenklicher Miene lief Christo im Zimmer auf und ab. Im schwindenden Sonnenlicht glänzte sein pechschwarzes Haar wie Onyx.
„Ich war einfach zu stolz“, gab er schließlich zu. „Ich quälte mich mit der Frage, ob aus deiner Freundschaft zu Tom mehr geworden sei. Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte. Deshalb habe ich angefangen, an dir zu zweifeln …“
„Und als du dann den fremden Mann in meinem Hotelzimmer vorgefunden hast, bist du stillschweigend davon ausgegangen, dass ich dich betrogen habe“, vervollständigte sie seinen Gedanken. „Wieso hast du mir keine Chance gegeben, mich zu verteidigen?“
„Das werde ich mein Lebtag bereuen“, gestand er und stopfte die Fotos zurück in einen Umschlag. „Ich habe mehr als die ersten zwei Lebensjahre meiner Kinder verpasst. Wenn ich erst herausgefunden habe, wer unser Leben mutwillig zerstört hat, möchte ich nicht in der Haut dieser Person stecken!“
„Aber die Sache im Hotelzimmer war nur ein unglücklicher Zufall“, warf Erin ein. „Nachdem ich die Fotos gesehen habe, verstehe ich endlich, wieso du glauben musstest, dass ich dich betrüge. Hast du eine rachsüchtige Exfreundin? Eifersüchtige Frauen können grausam sein. Wer würde sonst solche Kosten und Mühen auf sich nehmen, uns auseinanderzubringen?“
„Ich habe keine Ahnung, aber ich werde es herausfinden“, schwor er grimmig. Dann warf er den Umschlag achtlos zur Seite und zog sie entschlossen an sich.
Er senkte den Kopf und küsste Erin sanft auf die leicht geöffneten Lippen. Die unerwartete Wendung schickte einen Stromstoß durch ihren gesamten Körper. Sein sinnlicher Lockruf verfehlte seine Wirkung nicht, und ihr wurde schamhaft bewusst, dass sich ihre Brustknospen unübersehbar aufrichteten. „Ich möchte mit dir einen Neuanfang wagen“, flüsterte er heiser, während sein Atem ihre Wange streichelte. „Lassen wir den ganzen Unsinn einfach hinter uns.“
„Das, was du ‚Unsinn‘ nennst, hat mir viel Kummer bereitet“, antwortete sie. Tränen brannten in ihren Augen, und sie begriff nicht, warum sie sich mit einem Mal so unsicher und verletzlich fühlte. Ich möchte mit dir einen Neuanfang wagen. Damit hatte sie weiß Gott nicht gerechnet!
„Wir haben es beide vermasselt“, verbesserte er. Der ernste Zug um seine Mundwinkel ließ Christo energischer wirken als je
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