Julia Extra Band 367
kultiviert, selbstbewusst – eben eine Theron.“ Er schwieg und atmete tief durch. „Eins jedoch muss ich dir lassen, Kim. Dich zu verführen gestaltete sich als weitaus schwieriger, als ich angenommen hatte. Denn ausgerechnet du bist das einzige Familienmitglied mit Prinzipien.“ Er verbeugte sich spöttisch.
Kims Lippen teilten sich und für einen Moment sah sie ihm mit einem herzzerreißenden Ausdruck in die Augen. Dann drehte sie sich um und ließ ihn stehen.
„Kim!“
Sie reagierte nicht. Wie eine aufgezogene Puppe ging sie weiter.
„Kim!“ Reith versperrte ihr den Weg und hielt sie an den Schultern fest. „Es tut mir aufrichtig leid, das hätte ich nicht sagen dürfen. Ich möchte mich entschuldigen.“
Er betrachtete ihr blasses Gesicht, die übergroß wirkenden Augen. „So bin ich leider, seit ich zehn bin, ich kann es nicht ändern.“ Er zog sie in die Arme und spürte, wie sie am ganzen Körper bebte. „Hast du verstanden? Ich entschuldige mich!“, sagte er leise ganz dicht an ihrem Ohr.
Kim, die das Gefühl hatte, jeden Moment zusammenbrechen zu müssen, machte einen halbherzigen Versuch, sich aus seinen Armen zu befreien. Als Antwort hob er sie hoch, trug sie ins Wohnzimmer und setzte sich mit ihr aufs Sofa.
Reith versuchte nicht, sie mit Worten zu trösten. Er hielt sie im Arm, bettete ihren Kopf an seine Schulter und streichelte ihr Haar.
Langsam beruhigte sich Kim, und das unkontrollierte Zittern legte sich. Sie schloss die Augen. Ein tiefer innerer Friede breitete sich in ihr aus. Sie hatte das Gefühl, nach einer anstrengenden Reise endlich wieder zu Hause angekommen zu sein. Sie brauchte nicht lange zu überlegen, um sich ihre Empfindungen zu erklären.
Trotz allem, was geschehen war, trotz aller Meinungsverschiedenheiten und Missverständnisse der letzten Monate, gab es für sie nichts Schöneres, als in Reiths Armen zu liegen!
Sie drehte den Kopf, um Reith ins Gesicht zu sehen, und ihre Blicke trafen sich.
„Reith?“, fragte sie staunend.
„Kim?“
Die Welt schien stillzustehen, beide bewegten sich nicht, sahen sich nur an – bis Reith den Zauber brach, Kim in die Arme zog und leidenschaftlich küsste.
Das Eheschlafzimmer in Saldanha war ein großzügig geschnittener, ausgesucht elegant möblierter Raum, in dem dezente Naturtöne vorherrschten: taubenblau, elfenbein und beige.
In der Mitte stand ein breiter antiker Diwan, auf den Beistelltischen daneben verbreiteten Lampen aus dünnem chinesischem Porzellan ein gedämpftes Licht. Alles bot den perfekten Rahmen für Kim, die nackt auf dem seidenen Laken lag. Sie hielt den Atem an und regte sich nicht.
Reith hatte sie betont langsam und zärtlich entkleidet. Wie sie das überlebt hatte, ohne dabei vor Lust zu vergehen, war ihr selbst ein Rätsel. Er hatte sich etwas zur Seite gerollt und sah sie an. Wie faszinierend und attraktiv er war!
Der Kontrast zwischen ihnen erregte Kim. Reith war groß, breitschultrig, tiefgebräunt und schwarzhaarig. Ihr Teint dagegen war hell und zart und ihre Figur grazil. Neben Reith fühlte sich Kim zerbrechlich und verletzlich.
Und wie einfühlsam Reith sie liebkost hatte! Behutsam hatte er die Hände über ihren Körper gleiten lassen und ihre empfindsamsten Stellen zärtlich mit den Lippen berührt.
Jetzt schob er das Bein zwischen ihre Schenkel und senkte den Kopf, um die Brustwarzen zu küssen.
„Reith! Reith, ich brauche dich!“ Kim bog sich ihm entgegen.
Erst langsam, dann immer schneller bewegten sich die beiden im uralten Rhythmus der Liebe, bis für beide die Welt in einem Rausch von Farben und Klängen versank.
Kim bewegte sich, und Reith deckte sie zu. Noch waren beide zu erschöpft, um zu reden, waren in Gedanken immer noch bei dem Wunder, das sie gerade gemeinsam erlebt hatten.
Reith war es, der schließlich das Schweigen brach. „Wie ist es uns nur gelungen, so viele Monate eine rein platonische Ehe zu führen?“
Sie hob die Hand und spielte mit seinem Haar. „Ich bin … Du hast mich so glücklich gemacht, Reith, wie ich es noch nie gewesen bin. Das erste Mal im Leben fühle ich mich vollkommen.“
„Kim, dieses Kompliment habe ich nicht verdient! Nicht nachdem …“
Sie legte ihm den Finger auf die Lippen. „Lass die Vergangenheit ruhen“, bat sie leise.
„Ich bin dir eine Erklärung schuldig.“
Doch diesmal brachte sie ihn mit einem Kuss zum Schweigen …
Einige Wochen später erhielt Kim morgens einen Anruf von Alice – Reith befand sich das
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