Julia Extra Band 367
lebte und bestimmte und nicht er, der rechtmäßige Erbe. Da er nicht mit ihr sprach, konnte sie es jedoch nur vermuten.
Auf dem Weg zurück nach Saldanha holten Reith und Kim den kleinen Darcy vom Internat ab. Es hatte Halbjahreszeugnisse gegeben und nun lagen drei Tage Ferien vor ihm, die er bei ihnen verbringen sollte.
Kim hatte alles gut geplant. Reith musste während Darcys Ferien keinen einzigen Termin wahrnehmen, dafür hatte sie zusammen mit Alice gesorgt. Auch hatte sie bereits vor Wochen ein Pferd von der Weide geholt, das ihrer Meinung nach zu Reith passen würde, es gründlich geputzt und gestriegelt, und es einige Male geritten.
Gleich beim Frühstück am folgenden Morgen setzte sie ihren Plan in die Tat um. Der Hänger sei bereits angekuppelt, eröffnete sie Vater und Sohn, und man wolle sofort an den Strand fahren, um einen gemeinsamen Ausritt zu unternehmen.
Reith blickte erstaunt von seinem Teller auf. „Ich bin seit Jahren nicht geritten!“
„Das verlernt man nicht.“ Kim lächelte ihn an.
„Dabei fällt mir ein, was ich dich schon die ganze Zeit fragen wollte.“ Stirnrunzelnd sah er sie an. „Heute, morgen und übermorgen weist mein Terminkalender nur leere Seiten auf. Geht das zufällig auf dein Konto?“
„Wie kommst du denn darauf?“ Gespielt unschuldig sah sie ihn an, brauchte sich aber glücklicherweise nicht weiter zu rechtfertigen, da Darcy sich aufgeregt in das Gespräch mischte.
„Rimfire wird begeistert sein! Kennt er das Meer schon?“
Kim schüttelte den Kopf. „Du wirst es ihm zeigen und der Erste sein, der mit ihm über den Strand galoppieren darf. Geh es also bitte langsam an, Rimfire ist bestimmt nervös und aufgeregt.“
„Na klar, das ist kein Problem für mich.“ Mit vor Freude geröteten Wangen sah er seinen Vater an. „Wenn du dich unsicher fühlst, kann Kim dich ja zu Anfang an den Führzügel nehmen, das hat sie bei mir auch getan. Sie ist echt eine ganz, ganz tolle Reiterin.“
Kim musste sich das Lachen verkneifen, so entgeistert blickte Reith seinen Sohn an. Doch schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle und nickte ernst.
„Ich glaube, das ist nicht nötig“, antwortete er gefasst.
Darcy zuckte die Schultern. „Ich dachte nur. Schließlich bist du lange nicht geritten, das hast du selbst gesagt.“
„Stimmt, doch ich werde es schon packen. Trotzdem vielen Dank für den Hinweis, Darcy.“
Am Ozean herrschte ideales Reitwetter, kühl und leicht windig. Der Strand war breit und der Sand fest und feucht, da die Ebbe bereits eingesetzt hatte. Nachdem sie die Pferde eingewöhnt hatten, gab Kim das Kommando zu einem ausgedehnten Galopp.
Sie zügelte Mattie als Erste und blickte sich zu Reith und Darcy um. Seite an Seite ritten sie durch das flache Wasser, dass es nur so spritzte.
Würde dieses Erlebnis die beiden einander näherbringen? Würde Reith einen besseren Zugang zu seinem Sohn bekommen, wenn sie ein gemeinsames Hobby besaßen?
„Du bist ganz schön gerissen, weißt du das?“
Reith lag im Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und beobachtete Kim, die in einem weißen langärmeligen und hochgeschlossenen Nachthemd an der Frisierkommode vor dem Spiegel saß. Gerade schraubte sie den Tiegel ihrer Feuchtigkeitscreme zu.
„Darf ich das als Kompliment verstehen?“ Sie drehte sich zu ihm um.
„Unbedingt. Auf Reiten bin selbst ich nicht gekommen. Ich habe es mit Surfen, Rugby und Golf versucht – aber Reiten …“ Er setzte sich auf.
„Du hast ihn ja auch nie mit Pferden zusammen erlebt“, erinnerte sie ihn.
„Trotzdem.“ Er klang nachdenklich. „Ich überlege ernsthaft, Darcy nach Saldanha zu holen.“
„O Reith!“ Kims Augen glänzten vor Begeisterung. „Eine größere Freude hättest du mir nicht machen können! Und Darcy wird es bestimmt auch gefallen!“
Er schwieg. „Komm ins Bett“, forderte er sie schließlich auf.
„Das ist ein ausgesprochen altmodisches Nachthemd, das du heute anhast“, meinte Reith, als er ihr die Decke über die Schultern zog.
„Lass dich nicht täuschen, es hat ein kleines Vermögen gekostet, allein der leichte und doch warme, handgewebte Stoff ist eine Kostbarkeit, von den Spitzenbesätzen ganz zu schweigen. Meine Mutter hat eine Schneiderin, die die Hemden nach Schnitten meiner Ururgroßmutter näht – von Hand natürlich.“
„Familientraditionen begleiten dich also selbst ins Bett.“ Er küsste ihre Stirn. „Langsam verstehe ich, was sie dir bedeuten. Die
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