Julia Extra Band 368
du mit und meine Heimat kennenlernen?“
Er ließ ihr keine Zeit zu einer Antwort.
„Ich könnte dir meine Abteilung für plastische Chirurgie zeigen. Dort dürfte es einiges geben, was dich interessieren könnte.“
Kiki spürte seine Begeisterung für seine Arbeit und erkannte, dass sie in dieser Hinsicht gleich waren. „Wie weit ist Aspelicus denn weg?“
Er schnipste mit den Fingern. „Nur eine Stunde.“
Die Frau des Kapitäns beugte sich vor. „Sie sollten das Angebot annehmen, meine Liebe, es ist fantastisch. Der Prinz wird sicher gut auf Sie aufpassen.“
„Genau davor habe ich ja gerade Angst“, murmelte Kiki leise.
6. KAPITEL
Kiki hatte sich die ganze Nacht über geärgert, dass sie Stefanos Angebot, ihn nach Aspelicus zu begleiten, angenommen hatte. Doch als das Schiff am nächsten Morgen in Livorno anlegte, konnte sie ihre Verblüffung kaum verbergen, als Stefano ihr bei der Gangway entgegentrat.
Er trug eine schwarze Galauniform mit einer goldenen Kette voller Würdenabzeichen und Edelsteinen, die in der Sonne blitzten. Es war das erste Mal, dass sie ihn in königlichem Ornat sah, und sie musste zugeben, dass ihm das sehr gut stand.
Auch die Passagiere, die sich über die Reling beugten, schienen beeindruckt zu sein, wenn man nach den vielen Blitzlichtern der Kameras gehen konnte.
Ein Chauffeur öffnete ihnen den Schlag einer Limousine und half ihnen beim Einsteigen. Zum Glück handelte es sich um einen diskreten dunkelgrauen Wagen, sodass hoffentlich niemand gaffen und mit den Fingern auf sie zeigen würde. Kiki setzte sich und war plötzlich froh, ihre beste Hose und ein edles Top mit Blazer angezogen zu haben. Es könnte ein Tag werden, an dem sie stilvoll auftreten wollte.
„Tut mir leid, dass du warten musstest.“ Stefano setzte sich neben sie, und obwohl er auf Abstand blieb, konnte sie die Hitze spüren, die von ihm ausging.
„Was für ein Auftritt.“
Verwirrt sah er sie an. „Wie bitte?“
Kiki wünschte, sie hätte das Thema nicht aufgebracht. „So prinzlich.“
„Ich bin ein Prinz.“
Nun, das hatte sie verdient. Aber er sah so überaus bedeutend aus, dass sie sich plötzlich ganz klein vorkam. Wie sollte das erst werden, wenn sie im Palast waren?
Ihr Minderwertigkeitsgefühl ließ Kiki die Schultern straffen. „Du hast gesagt, dass du etwas erledigen musst? Was soll ich so lange machen?“
Stefanos Blick wurde weicher, als er ihre Unsicherheit spürte. „Ich habe gedacht, dass du vielleicht gern den Palast besichtigen würdest. Elise, unsere Haushälterin, könnte dich herumführen. Sie wird dir ohne Zweifel ein Ohr abquatschen mit ihren historischen Anekdoten. Elise ist sehr stolz auf die Inselgeschichte.“
Sie sollte also an die Haushälterin abgeschoben werden, um nicht im Weg zu sein. „Klingt interessant.“
Stefano sah sie nicht an. „Das ist es auch, aber wenn du nicht in Stimmung für eine Geschichtslektion bist, kannst du dich auch in der Bibliothek entspannen. Wir haben eine beachtliche Sammlung von Erstausgaben, meine Mutter hat sie gesammelt.“
„Das klingt beides verlockend.“ Aber Geschichte reizte sie mehr, in eine Bibliothek konnte sie schließlich jeden Tag gehen.
Endlich wandte Stefano sich ihr zu und musterte sie. „Ich brauche nicht lange, ich muss nur ein paar Papiere unterschreiben und eine Sache abschließen, über die mein Vater sich Sorgen macht. Deshalb wollte ich das heute erledigen.“
Das Auto war jetzt am Flughafen angekommen.
Stefano sah aus dem Fenster. „Ich hoffe, du hast keine Angst vor einem Hubschrauberflug?“
„In letzter Zeit nicht.“ Sie war noch nie mit einem geflogen.
Sie hatte allenfalls mit einem kleinen Learjet gerechnet.
„Das ist okay.“ Auch wenn das Gefährt mehr wie eine große Hummel aussah denn wie ein Fluggerät.
Jetzt schwang sich Stefano auch noch hinter das Steuer, und Kiki spürte einen Kloß in der Kehle. Stefanos Assistent öffnete ihr die hintere Tür. „Ach so, ich sitze hinten“, murmelte sie und stieg widerstrebend auf den Rücksitz, auch wenn sie sich nichts anmerken ließ. Immerhin hatte sie Sinn für Abenteuer.
Stefano sprach in sein Funkgerät und drehte sich dann um, um sicherzustellen, dass sie die Gurte angelegt hatte, ehe er den Motor startete.
Die Rotorblätter begannen sich zu drehen, die kleine Kabine wurde durchgerüttelt, und Kiki suchte Zuflucht bei den tiefen Atemzügen, die sie in ihrer Zeit auf der Gynäkologie gelernt hatte.
Einatmen, dann den Atem drei
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