Julia Extra Band 368
verbrachte – für seine Haushälterin war er ein Held. Es gab so vieles, das Kiki nicht von ihm wusste, und sie hatten so wenig Zeit. Er hatte kaum etwas von seinem Leben hier erzählt.
Als sie bei Tee und Granatapfelküchlein beisammensaßen, kam Stefano herein, und plötzlich wirkte das riesige Zimmer viel kleiner.
„Ah, hier seid ihr. Ich sehe, dass ihr schon Tee hattet.“
Elise sprang auf. „Und Kuchen. Möchten Sie auch etwas, Euer Hoheit?“
Stefano hatte sich umgezogen und trug jetzt lässigere Hosen und ein Hemd, sodass Kiki hoffte, dass er seine Pflichten erfüllt hatte.
„Nein, danke.“ Er sah auf die Uhr und dann Kiki an. „Ich will nicht drängeln, aber es ist leichter, früh zurückzufliegen, weil es dann weniger Auftrieb gibt. Wäre es dir recht, wenn wir jetzt zum Krankenhaus aufbrechen?“
Auftrieb? Na toll. „Natürlich.“ Kiki bemühte sich, ein optimistisches Gesicht aufzusetzen. „Fliegen wir?“
„Nein.“ Er lächelte, als wenn er ihren Bluff durchschaut hätte. „Wir fahren. Aber dann müssen wir zurück zum Schiff.“
Ihr Ausflug begann auf einer gewundenen Straße, die vom Schloss über die Insel führte. Rechts und links waren Klippen, tief unten das Meer, und Kiki dachte, dass es kaum anders war als im Helikopter. Stefano lenkte den Sportwagen schnell, aber sicher.
„Ich hoffe, das ist nicht die Straße, wo du deinen Unfall hattest?“
Stefano lachte. „Es war nicht ganz so dramatisch. Ich bin auf dem Weg zur Klinik mit einer Kuh zusammengestoßen.“
Unten zeigte Stefano ihr die Rennbahn, wo in der folgenden Woche der Prince’s Cup starten sollte. Kiki fiel ein, was Ginger gesagt hatte. „Eine Krankenschwester hat mir erzählt, dass das Rennen von allerlei gesellschaftlichen Ereignissen begleitet wird.“
Stefano lächelte. „Viele Touristen kommen extra dafür her, und wir bekommen damit so viel Geld zusammen, dass das Krankenhaus für ein Jahr finanziert ist und auch noch ein paar Forschungsprojekte angeschoben werden können. Letztes Jahr haben wir für die Gynäkologie gesammelt, die neu dazu gekommen ist und in ein paar Tagen aufmacht.“
„Ach so, es ist also nicht nur ein Fest?“ Das gefiel Kiki.
Er schüttelte den Kopf. „Es ist eine Woche voller langweiliger Termine, wo ich überall auftauchen muss, auch wenn ich lieber zu Hause bleiben würde, aber um der guten Sache willen lege ich mich natürlich mächtig ins Zeug.“
„Armer, trauriger Prinz. Dann hast du gar keinen Spaß?“
Er grinste. „Doch, manchmal schon. Das Rennen ist super. Wenn du mich begleiten würdest, hätte ich sicher noch mehr Spaß.“
Darauf konnte sie wetten, aber es wäre unvernünftig. „Tut mir leid, aber ich muss arbeiten.“
Wieder grinste er sie an. „Ich wusste, dass du das sagen würdest.“
Kiki runzelte die Stirn. Etwas in seiner Stimme machte sie misstrauisch, aber dann war der Moment verflogen. Mittlerweile fuhren sie an Olivenhainen vorbei, die sich überall ausbreiteten. Die Blätter leuchteten samten in der Sonne.
„Auf Aspelicus wachsen drei Sorten Oliven, und wir sind berühmt für das gute Olivenöl. Einer meiner Ahnen hat bestimmt, dass jede Familie drei Olivenbäume im Jahr pflanzen muss. Mittlerweile sind es Tausende.“
„Und wann werden die Oliven geerntet?“
„Im November, alles per Hand.“ Kiki hob eine Braue, und Stefano lachte. „Nicht meine Hand, das gebe ich zu.“
Die größte Ansiedlung, die schon fast eine Stadt war, begann hinter den Olivenhainen und zog sich den Südhang eines Berges hinauf. Rot gedeckte Häuser und Bürogebäude klammerten sich an den Hügel.
Einige Kirchtürme und eine große Kathedrale ragten aus dem Häusermeer hervor.
„Ich liebe diese schmalen Steinstraßen. Ich wette, im Sommer ist es dort kühl und schattig.“
Stefano sah auf die Stadt. „Wenn du dann wiederkommst, zeige ich es dir. Die Stadt ist schön und etwas Besonderes, die meisten Familien wohnen schon seit vielen Generationen dort.“
„Und deine Familie sogar schon seit tausend Jahren“, neckte Kiki ihn, aber langsam verstand sie, dass er sich für sein Erbe verantwortlich fühlte.
Stefano sah sie an. „Ah, du hast Unterricht bei Elise gehabt.“
Als wenn er das nicht wüsste. „War das nicht Sinn der Übung?“
Unschuldig zuckte er die Achseln. „Es würde mir nicht im Traum einfallen, dich zu langweilen.“
„Du weißt, dass es nicht langweilig war.“
Sie verstanden sich zu gut, und Kiki konnte sich leicht vorstellen,
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