Julia Extra Band 368
Sekunden anhalten und anschließend langsam wieder ausatmen. Kiki war es egal, dass ihr Atem in der Kabine sehr laut klang und dass Stefanos Assistent sie seltsam ansah.
Nach sechs tiefen Atemzügen ließ das Zittern zum Glück langsam nach, und als sie die Augen wieder aufschlug, waren sie schon zwei Meter über dem Boden und gewannen schnell an Höhe.
Danach ging alles sehr schnell. Der Helikopter drehte ab, und bald darauf lag das Mittelmeer vor ihnen. Das Wasser schimmerte so grell, dass Kiki rasch nach ihrer Sonnenbrille griff. Links blieb das Schiff unter ihnen zurück.
Am Horizont tauchte eine Reihe kleiner Vulkaninseln auf. Nach einer Stunde, in der sie den Flug in der Vogelperspektive mehr und mehr genoss, näherten sie sich einer größeren Insel, die die Form eines Wals hatte. An einer Küste war ein herrlicher Sandstrand auszumachen, an dem eine Pferderennbahn entlangführte, und Kiki nahm an, dass das der Ort war, von dem Ginger so geschwärmt hatte.
Sie näherten sich den Klippen und flogen auf einen Palast voller Erker und Türmchen zu. Von oben sah man die gewundenen Serpentinen, in denen sich die Straße zum Tor hochschlängelte. Die Autos sahen von hier oben winzig aus, wie Spielzeugautos, und Kiki fragte sich, ob Stefano hier seinen Unfall gehabt hatte.
Zur einen Seite erstreckten sich meilenweit grüne Hügel voller Olivenbäumchen, nur ab und zu von kleinen Dörfern unterbrochen, und auf der anderen Seite erhaschte sie einen kurzen Blick auf die Stadt, ehe der Palast ihr die Sicht nahm. Kikis Magen machte einen Satz, als der Hubschrauber mit einem leichten Stoß auf dem H aufsetzte, das auf den Landeplatz vor dem Palast gemalt war, und dann drehte Stefano sich zu ihr um, setzte die Kopfhörer ab und lächelte ihr zu. Er hatte seine Zeit an den Kontrollhebeln eindeutig genossen. Warum überraschte sie das nicht?
Die Tür ging auf, frische Bergluft strömte in die Kabine, und Kiki fummelte an der Schnalle des Sicherheitsgurtes herum. Draußen wartete Stefano, um ihr aus dem Hubschrauber zu helfen.
„Willkommen auf Aspelicus, Dr. Fender“, begrüßte er sie förmlich, aber an seinen funkelnden Augen erkannte sie, dass er sich freute, dass sie hier war.
Kiki hatte keine andere Wahl, als seine Hand zu ergreifen, und natürlich war ihr das Gefühl nur zu vertraut, als seine Finger sich um ihre schlossen. Sie musste lernen, den Körperkontakt mit diesem Mann zu vermeiden.
„Danke, Eure Hoheit.“ Kiki sah sich um. „Dein Schloss ist sehr schön.“ Wie surreal das klang.
„Das finde ich auch.“ Stefano drehte sich zu einer großen, grauhaarigen Frau um, die herbeigekommen war. Sie hatte warme, freundliche Augen und schien Stefano zu vergöttern. „Elise, das ist Dr. Fender. Kannst du dich bitte um sie kümmern, bis ich wieder da bin?“
„Natürlich, Euer Hoheit.“ Sie neigte den Kopf, offenbar bereit, alles zu tun, was er wollte.
Stefano nickte und verschwand in Richtung einer Treppe, wo ein paar Männer in Anzügen auf ihn warteten.
So viel zu „Auf Wiedersehen“, dachte Kiki. Für ihren Geschmack fielen Stefanos Abschiede ein bisschen zu abrupt aus.
„Hier entlang, Dr. Fender.“ Elise zeigte auf den Haupteingang.
Kiki hob das Kinn. „Nennen Sie mich doch bitte Kiki.“ Sie lächelte die ältere Dame an. „Darf ich Elise zu Ihnen sagen?“
„Natürlich. Willkommen auf Aspelicus.“
Sie stiegen die breite Steintreppe hoch, auf deren Stufen die Füße vieler Generationen über die Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen hatten.
Kiki sah sich um und bewunderte, wie sauber und gepflegt alles war. „Das Schloss sieht alt aus, aber sehr schön.“
„Es ist über tausend Jahre alt, und zum Glück ist es immer mit Respekt und Sorgfalt gepflegt und behandelt worden.“
Elise sah sich kritisch um, und Kiki rechnete damit, dass sie gleich Müll aufheben würde.
„Hat die Familie von Prinz Stefano immer schon hier geherrscht?“ Kiki konnte kaum glauben, dass sie über den Mann sprach, mit dem sie tags zuvor noch geschlafen hatte. Ihre Wangen wurden rot, und rasch blieb sie stehen, um eine besonders hässliche Steinfratze zu bewundern, bis ihr Atem sich wieder beruhigt hatte.
Elise wartete geduldig. „Ja, das hat sie, obwohl so etwas selten ist. Die Familie hat Glück, dass die Söhne immer Nachkommen gezeugt haben.“
Voller Bedauern dachte Kiki an ihr Baby.
„Jetzt, wo Prinz Theros geheiratet hat, wird die Linie sicher fortbestehen. Und Prinz Stefano wird sicher auch
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