Julia Extra Band 368
nicht küssen würde.
Sie behielt recht.
Franco erhob sich. „Auf Wiedersehen, Dr. Fender.“ Er verbeugte sich tief. „Euer Hoheit.“
„Du hast dich widerwärtig benommen.“
Stefano nickte und lächelte, als sich die Würdenträger verneigten, während sie den Saal verließen. Er ignorierte Kikis Flüstern und hielt ihre Hand fest in seiner. Zum Teufel mit den Klatschtanten.
Es war ein höchst ungewöhnlicher Tag gewesen. Wahrscheinlich sollte er wirklich versuchen, sein Verlangen, jeden Mann umzubringen, der mit Kiki sprach, in den Griff zu bekommen, ganz zu schweigen von jenen, die ihr die Hand küssten, aber es war die Sache wert gewesen.
Langsam begriff er die Vorzüge des Piratenlebens seiner Vorfahren, die sich Frauen geraubt und auf die Burg geschleppt hatten. Seine Mutter wäre entsetzt gewesen. Aber dann fiel ihm etwas ein, was sie ihm mal über seinen Vater erzählt hatte. Vielleicht wäre sie doch nicht so empört gewesen.
Diesmal setzte Stefano sich im Hubschrauber nach hinten zu Kiki.
„Ich glaube, ich gehe nach vorn …“, begann sie, aber er lachte nur und ließ ihren Gurt einschnappen. Kiki schüttelte den Kopf, aber dann lachte auch sie.
Stefano verspürte eine Erleichterung, die ihm zugleich auch eine Warnung war: Es war erschütternd, wie viel ihm die Meinung dieser Frau bedeutete. So war es sonst nie gewesen. Es wäre besser, wenn er Kiki ins Bett bekäme – dann würde sie ihm nicht so den Kopf verdrehen, sondern nur seine Lust befriedigen.
Andererseits verlor er sein Gesicht, wenn andere mitbekamen, dass sie ihn kritisierte. Dagegen musste er etwas tun, wusste aber nicht, was. Er hatte den Verdacht, dass sie ihn einfach stehen lassen würde, wenn er ihr etwas befahl.
Kiki machte ein ernstes Gesicht. „Ich bin nicht glücklich über dein Benehmen.“
Stefano neigte den Kopf und vergaß alle Vorsicht. „Ich muss auch ein paar Dinge zu deinem Verhalten ansprechen. Wollen wir das beim Abendessen tun? Nur wir beide? Sagen wir, um sieben in meiner Suite?“
„Halb sieben, ich muss morgen arbeiten. Und im Restaurant.“
Kiki fragte sich, ob sie zu weit gegangen war. Sie war erstaunt, dass Stefano nicht selbst zurückfliegen wollte, und enttäuscht, dass sie keine Pause zum Nachdenken hatte, wie es ihm gelungen war, einfach ihre Hand zu packen und sie zum Hubschrauber zu führen.
Ein paar Leute waren eindeutig überrascht gewesen – sie eingeschlossen.
Das Problem war nur, dass sie willenlos war, sobald er sie berührte. Kiki sah auf ihre Hand hinunter, um zu sehen, ob sie im Dunkeln leuchtete. Noch immer spürte sie Stefanos Wärme, da, wo er sie berührt hatte, und seine Macht.
Sie bewegte die Finger, bis Stefano sie mit seiner Hand bedeckte. Als sie aufsah, entdeckte sie ein teuflisches Funkeln in seinen Augen. Er weiß es. Kiki wurde rot und zog die Hand weg.
Stefano lächelte. „Du darfst diesmal wählen, also das Restaurant.“ Dann sah er aus dem Fenster.
Das Flugzeug landete weich, und schon bald befanden sich Stefano und Kiki auf dem Rückweg zum Schiff.
Kiki war angespannt. Plötzlich wirkte Stefanos Nähe irgendwie bedrohlich auf sie – es gab so viele Unterschiede zwischen ihnen, Stefano war ganz anders groß geworden als sie. Sie wäre dumm, zu denken, dass sie mit Stefano eine Zukunft haben könnte, und hätte seine Einladung zum Abendessen gar nicht annehmen sollen.
„Danke für den interessanten Tag, Eure Hoheit. Verzeihung, dass ich jetzt schnell wegmuss, aber ich muss mich mit den Kollegen abstimmen.“
Wissend lächelnd beugte sich Stefano zu ihr hinüber. „Lügnerin“, wisperte er.
„Tyrann“, zischte sie wütend zurück, alle Vorsicht vergessend.
Er hob die Brauen. „Wir sehen uns in zwei Stunden.“
Kiki floh.
Die nächsten zwei Stunden hatte sie das Gefühl, als wenn eine große Uhr in ihrem Kopf ticken würde. Die Verabredung rückte immer näher. Eine Stunde davor hatte sie sich lauter Ausreden überlegt – eine lahmer als die andere –, und schließlich ging sie vor lauter Verzweiflung in die Krankenabteilung hinunter. Sie war abgeschlossen.
Kiki entschied sich, die Treppen zu nehmen. Es war Dinnerzeit, und der Lift war voller schick angezogener Passagiere. Außerdem würde es ihr guttun, etwas von der nervösen Energie, die sie erfüllte, abzuarbeiten.
Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als sich umzuziehen und es hinter sich zu bringen. Wenn sie doch nur wüsste, was sie wollte.
Wenn sie ehrlich war, gab es viele
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