Julia Extra Band 368
zurück. „Aber du hast zumindest über die Stelle nachgedacht, ja?“
„Und über die Nachteile.“ Kiki machte sich nichts vor, Stefano würde sie nicht heiraten. Sie wollte auch gar keine Prinzessin sein, die ihrem Mann an einem Tisch voller Würdenträger aus der Ferne beim Essen zusah. Aber das war ohnehin zu weit gedacht.
Stefano runzelte die Stirn. „Nachteile? Welche denn?“
Ihre Vorspeise wurde gebracht, und Kiki wechselte schnell das Thema. „Elise hat mir erzählt, dass du ihren Sohn operiert hast. War die Entstellung so schlimm?“
„Ja, sehr. Es waren mehrere Operationen nötig.“
Stefano erklärte ihr ausführlich die Methode, und Kiki verstand gut, was er meinte – er war in der Tat ein guter Lehrer.
Sie könnte so viel von ihm lernen.
„Seine Mutter ist glücklich, dass es ihm jetzt gut geht“, sagte Kiki.
„Elise hat es nicht leicht. Sie hätte gern noch mehr Kinder gehabt. Allerdings ist ihr Mann kürzlich gestorben. Sie müsste erst mal einen neuen Partner finden.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihre Position im Schloss aufgeben würde. Sie bewundert dich sehr.“
„Sie arbeitet für unsere Familie, seit sie ein Kind war. In den letzten Jahren war sie meine Haushälterin, und sie will, dass alles perfekt für mich ist.“
Jetzt wurde es interessant. „Sie hat mir gesagt, dass du heiraten musst, ehe du vierzig bist. Setzt dich das unter Druck?“ Wollte sie das wirklich wissen? Stefano sollte auch nicht denken, dass sie sich als Braut anbieten wollte. „Es gibt sicher ein Dutzend Frauen, die in den Startlöchern stehen“, setzte sie deshalb schnell hinzu.
„Ein paar, ja.“
Stefano beobachtete sie scharf, und Kiki wusste nicht, wo sie hingucken sollte. „Und was passiert, falls du nicht heiratest?“
Er zuckte die Achseln. „Dann verliere ich mein königliches Erbe.“
Stirnrunzelnd bemerkte sie, dass ihn das gar nicht zu beunruhigen schien. „Könnte schwer sein, wieder als normaler Mensch zu leben.“
Erneut zuckte er die Achseln. „Ich verdiene genug Geld und gebe es für das Krankenhaus aus. Ich hätte mehr als genug, um davon zu leben, und ein Prinz wäre ich trotzdem noch. Aber ich könnte mein Land nicht im Stich lassen, nur um mein Ding zu machen.“
Kiki wurde es schwer ums Herz. „Dann willst du also heiraten?“
„Ja.“ Er lächelte freudlos. „Mein Vater kennt ein paar Frauen, die er gutheißt.“
Und Kiki kannte eine, die er nicht guthieß. „Gratuliere.“
„Das ist noch zu früh.“ Stefano betrachtete ihren Teller und sah, dass sie fertig war. „Dessert?“
„Nein, danke.“ Kiki faltete ihre Serviette zusammen und legte sie neben den Teller.
Er hob die Flasche. „Noch etwas Wein?“
Kiki schüttelte den Kopf. „Ich bleibe bei Mineralwasser.“
„Gut.“ Stefano gab dem Kellner ein Zeichen und konzentrierte sich dann wieder auf sie. „Was willst du von mir, wenn du die Stelle annimmst?“
Stefano hatte Mumm, dass er das fragte.
„Dasselbe könnte ich dich auch fragen“, gab sie zurück.
„Ladies first.“
„Ich glaube nicht.“ Sie hob das Kinn.
„Wie dickköpfig.“ Stefanos Miene war unergründlich. „Du bist entschlossen, mir den Respekt zu verweigern, den ich gewohnt bin.“
Da hatte er recht, aber sie glaubte nicht, dass sie sich ändern könnte. „Ich will dich nicht verletzen, aber ich will mich auch nicht von dir kontrollieren lassen.“ Anderenfalls würde ich jegliche Selbstachtung verlieren. Am Ende würde sie nur noch die haben.
„Nun, lass mich überlegen.“ Stefano betrachtete Kiki und lächelte dann. „Ich gebe zu, dass es verlockend wäre, dir dabei zuzusehen, wie du deine chirurgischen Kenntnisse unter meiner Anleitung verbesserst, bis du zu der Kapazität herangewachsen bist, die du zweifelsohne werden kannst.“
Kiki musste zugeben, dass ihr diese Vorstellung auch sehr gefiel. „Das klingt gut.“
Stefanos Stimme wurde ganz weich, als er fortfuhr: „Ich würde dir auch so gern die Schönheit meiner Heimat zeigen. Wir haben Feste und Veranstaltungen wie die Gala nach der Ernte, die Festtage der Heiligen, das Marktfest …“
Kiki fand seine Begeisterung sehr liebenswert.
„Vom Palast führen lange Tunnel bis zur Küste, es gibt Kunstwerke, die niemand sonst zu sehen bekommt, und so kostbare Manuskripte, dass nicht mal der Papst sie transportieren lässt, weil er fürchtet, sie könnten zerfallen.“
Kiki bewunderte den Stolz und das Verantwortungsgefühl, mit dem Stefano
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