Julia Extra Band 369
schwerfiel, Kontakte zu knüpfen.“
„Weil du Angst hattest, dich anderen zu öffnen.“
„Auch.“ Und weil sie einfach unsicher gewesen war.
Sanft umfasste Asad ihr Kinn, damit sie ihn ansah. „Ich hätte mich sicher mit dir angefreundet.“
Iris musste lachen. „Nein, wohl kaum. Du hättest zu den beliebten Schülern gehört und mich nicht einmal wahrgenommen.“
„An der Uni habe ich dich wahrgenommen. Und ich schätze, du hattest dich nicht großartig verändert.“
„Stimmt.“ Sie fragte sich, warum sie ihm wieder etwas von damals anvertraute. „Willst du das wirklich hören? Es ist schließlich Geschichte.“
„Erzähl mir von dieser Wette.“
„In meinem zweiten Jahr auf der Schule haben die älteren Jungen darum gewettet, wer die meisten Jungfrauen flachlegt.“
„Aha. Und in dem Alter warst du offenbar noch Jungfrau.“
„Richtig. Als der betreffende Junge, der mich zu seinen Eroberungen zählen wollte, mit mir flirtete, hatte ich keine Ahnung. Es war mitten im Schuljahr, aber da die meisten Schüler von der Wette wussten, waren die Mädchen vor diesen Jungen auf der Hut.“
„Aber du bist keine Klatschtante und hast von alldem nichts mitbekommen.“
„Genau. Es hätte sowieso keine Rolle gespielt. Ich dachte, er wollte einfach nur mein Freund sein. Und weißt du, was das Komische war? Er ist tatsächlich mein bester Freund geworden.“
Asad zuckte zusammen. „Und dann hattet ihr Sex.“
„Ja. Allerdings hat er mich trotz meiner Naivität nicht so leicht herumbekommen – weil die Vorstellung, dass er mit mir schlafen wollte, völlig abwegig für mich war.“
„Und Sex wäre etwas sehr Intimes für dich gewesen, etwas, was du zu vermeiden gelernt hattest.“
„Du verstehst mich wirklich gut.“ Iris biss sich auf die Lippe. „Das hat Darren auch getan. Wir haben es dann in der Woche vor den Prüfungen gemacht. Nur ein einziges Mal. Es hat mir nicht besonders gut gefallen.“
„War er grob?“
„Nein. Er hat mich ständig gefragt, ob es so in Ordnung für mich sei. Aber es war das erste Mal für mich, und ich habe es nicht getan, weil ich ihn wollte. Ich wollte ihm einfach nur nahe sein. Ich habe nie einen Mann begehrt, bis ich dir begegnet bin.“
„Was für ein mieser Kerl!“
„Nein. Egoistisch und gedankenlos? Ja.“ Sie zuckte die Schultern. „Ich habe erst zwei Tage später von der Wette erfahren, als einer der anderen Beteiligten zu mir gekommen ist und mir erzählt hat, dass er fast gewonnen hätte, wenn Darren ihn nicht meinetwegen übertrumpft hätte.“
„Dieser Idiot!“
„Ja, das war er. Er wollte mich verletzen, aber ich hatte nie geglaubt, dass Darren mich lieben würde.“ Sie hatte ihn für ihren Freund gehalten und sich deswegen verraten gefühlt, doch sie hatten es dann geklärt.
„Und trotzdem hattest du Sex mit ihm.“
„Ich erwarte ja gar nicht, dass du es verstehst.“ Darren hatte dann erfahren, wie sehr die Wette sie gekränkt hatte, obwohl sie es sich nicht hatte anmerken lassen. „Seine Schuldgefühle waren viel schlimmer als meine Scham.“
„Heißt das etwa, du hast ihm verziehen?“
„Er ist noch immer einer meiner besten Freunde.“ Darren und sie hatten sich seitdem zwar nur einige Male gesehen, telefonierten aber regelmäßig miteinander und schrieben sich Mails.
Er hatte sie zu seiner Hochzeit eingeladen und seiner Frau als das Mädchen vorgestellt, das ihn zu dem Mann gemacht habe, der er jetzt sei. Er hatte ihr einmal erzählt, dass sie ihm dabei geholfen hatte, sich von den anderen zu emanzipieren. Sie hatte ihn einen Idioten genannt, jedoch in ihrem tiefsten Inneren gewusst, dass er recht hatte. Was ihn allerdings wirklich befreit hatte, war seine Reue über sein Verhalten ihr und den anderen Mädchen gegenüber.
„Das ist nicht dein Ernst“, sagte Asad nun.
„Doch. Darren hat daraus gelernt, dass er andere nicht benutzen darf.“ Sie hingegen hatte nicht gelernt, sich nicht mehr ausnutzen zu lassen – jedenfalls nicht damals.
„Du kannst unmöglich mit diesem Typen befreundet sein. Ich verbiete es dir.“
Iris lachte. Ihm all das zu erzählen war ihr leichter gefallen, als sie angenommen hatte. „Zu spät. Er ist erwachsen geworden, hat geheiratet, zwei Kinder bekommen und arbeitet im diplomatischen Dienst. Er hat mich zwar verletzt, mich aber nicht im Stich gelassen, so wie du. Und dem Mitschüler, der mir von der Wette erzählt hatte, hatte er sofort die Freundschaft gekündigt.“
„Er war also
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