Julia Extra Band 370
getragen hatte. Und auch nicht an diesen flüchtigen Moment, als sie im Fieberwahn an ihrem Nachthemd gezerrt und dabei unwissentlich für eine Sekunde ihre aufreizenden Kirschnippel entblößt hatte. Da war ihm klar geworden, dass er sofort eine Pflegekraft brauchte.
Er räusperte sich und versuchte zu übersehen, wie ihr das Haar über die schmalen Schultern fiel oder dass sich diese verfluchten Kirschnippel jetzt allzu deutlich unter dem seidenen Nachthemd abzeichneten. Er durfte sich auf keinen Fall ausmalen, wie es sein mochte, mit der Hand über diese seidenweiche Haut zu fahren. Diese Frau war ein echtes Ärgernis, was bedeutete, dass er sie schnellstmöglich loswerden musste.
„Und? Wie fühlen Sie sich heute?“, tastete er sich schon mal vor.
Roxy zuckte die Schultern. Sie machte sich Sorgen um ihren Job bei der Putzagentur, weil sie sich so lange nicht gemeldet hatte, aber das interessierte ihn natürlich nicht. Also rang sie sich ein unsicheres Lächeln ab und sagte nur: „Hungrig.“
„Gut.“ Er nickte. „Dann schlage ich vor, dass ich Ihnen jetzt etwas zu essen mache. Und Sie können sich unterdessen ja schon mal anziehen, in Ordnung?“
Als Roxy den abschließenden Unterton in seiner Stimme mitschwingen hörte, wurde ihr klar, dass er vorhatte, sie nach dem Essen wegzuschicken. Eine Henkersmahlzeit also. Sie nickte. „Okay.“
„Ihre Sachen sind in dem Schrank da drüben“, sagte er auf dem Weg zur Tür noch schroff. „Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich sie in die Wäscherei gegeben habe.“
Was sollte sie sagen? Dass sie sich wie ein wildes Tier vorkam, das, nachdem man es eingefangen hatte, erst einmal entwurmt und entfloht werden musste? Roxy wartete, bis er weg war, bevor sie vorsichtig aus dem Bett kletterte. Unter der Dusche merkte sie, wie wacklig sie immer noch auf den Beinen war. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis ihr einfiel, dass sie ihren Job im Kit-Kat-Club verloren hatte. Und was um alles in der Welt sollte sie jetzt machen? Sie hatte nicht einmal ein Dach überm Kopf. Sie schlüpfte in ihren frisch duftenden Pullover und zwängte sich in ihre Jeans … obwohl es da nicht viel zu zwängen gab, wie sie jetzt feststellte. Sie hatte in den letzten Tagen so stark abgenommen, dass ihr die Jeans am Po schlabberte, aber zum Glück hatte sie einen Gürtel.
Sie machte das Bett und räumte noch ein bisschen auf, doch dann hatte sie keine Ausrede mehr, um nicht nach unten gehen und einer ungewissen Zukunft ins Auge blicken zu müssen. Irgendwo im hinteren Teil des Hauses hörte sie Geschirr klappern, woraus sie schloss, dass dort die Küche sein musste.
Die wie zu erwarten riesig und technisch auf dem allerneuesten Stand war. Trotzdem wirkte sie mit dem großen Eichentisch und der wunderschönen antiken Anrichte, die kostbares altes Geschirr enthielt, richtig gemütlich. Am anderen Ende des Raums sah Roxy zwei bequeme Sofas, die vor einem Fenster mit Blick auf einen für Großstadtverhältnisse riesigen Garten standen.
Titus Alexander stand am Herd und rührte mit einem Kochlöffel in einer Bratpfanne – ein ziemlich irritierender Anblick, wie Roxy fand. Sie beobachtete ihn einen Moment schweigend, wobei sie sich wie ein Eindringling fühlte. Aber das war noch längst nicht alles, wie sie zu ihrem größten Unbehagen erkannte, als sie das Verlangen spürte, das bei seinem Anblick in ihr aufstieg. Es gab doch bestimmt eine Frau in seinem Leben, oder? Was mochte die wohl davon halten, dass er fast eine ganze Woche lang in seinem Haus eine Fremde beherbergte?
Er schien sie gehört – oder ihre Anwesenheit gespürt – zu haben, weil er sich umdrehte und sie mit versteinerter Miene anblickte.
„Setzen Sie sich. Ich mache Ihnen gerade ein paar Rühreier.“
Wobei er allerdings vergessen hatte zu fragen, ob sie überhaupt Eier aß. „Wo ist mein Handy?“, wollte sie wissen, während sie sich am Tisch niederließ.
„Essen Sie erst mal was.“ Er kam zu ihr herüber und stellte einen Teller mit Rührei vor sie hin.
Seine selbstherrliche Art passte ihr nicht, aber die Eier dufteten so köstlich, dass Roxy sich eine spitze Bemerkung verkniff. Sie aß ihren Teller bis auf den letzten Krümel leer und verputzte anschließend noch zwei Marmeladentoasts, dazu trank sie eine große Tasse schwarzen Kaffee. Nachdem sie fertig war, schaute sie auf und sah, dass Titus Alexander am Herd lehnte und sie beobachtete … immer noch mit diesem abweisenden Gesicht.
Als sie ganz
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