Julia Extra Band 370
Ihnen Ihre Post zu bringen. Und dass ich Sie dort mit hohem Fieber angetroffen habe … ohne ärztliche Versorgung und Medikamente. Also habe ich Sie hierher gebracht.“
Sie blinzelte ihn an, während in ihrem Kopf weitere Puzzleteile an ihren Platz fielen. Plötzlich erinnerte sie sich dunkel, wie erbärmlich sie gefroren hatte, obwohl sie in Schweiß gebadet gewesen war. Sie hatte so gezittert, dass sie mit den Zähnen geklappert hatte. Um sie herum war ein Höllenlärm gewesen. Und dann hatte irgendwer sie hochgehoben. Starke Arme. Ihr Kopf war gegen einen harten warmen Brustkorb gepresst worden, als man sie weggebracht hatte … eingeladen in ein Auto. Sie kniff die Augen zusammen, während sie dem Duke in das immer noch ausdruckslose Gesicht blickte.
„Das waren Sie“, sagte sie langsam. „Sie haben mich gerettet.“
Titus lachte zynisch auf. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Wollte sie jetzt um eine Geschichte, die sich besser nie ereignet hätte, auch noch schwärmerische Schulmädchenfantasien ranken? „Ich fühlte mich verpflichtet, Sie da rausholen, weil ich zumindest teilweise dafür verantwortlich bin, dass Sie überhaupt dort gelandet sind. Deshalb habe ich beschlossen, Sie hierher zu bringen und meinen Freund Guy Chambers zu bitten, Sie sich anzusehen …“
„Mich anzusehen ?“, keuchte sie. „Was soll das heißen?“
„Guy ist Arzt, kein Voyeur. Er hat eine Lungenentzündung diagnostiziert und Ihnen Antibiotika und Bettruhe verordnet.“
Aber Bettruhe und Antibiotika waren doch nicht alles, oder? Ihre Haut und ihr Haar dufteten und fühlten sich sauber an und … Roxy legte ihre Hand auf ihr heftig klopfendes Herz, wobei sie unter ihren Fingern die glatte Seide spürte. Als sie die Bettdecke ein winziges Stück zurückzog, schaute sie auf ein aprikosenfarbenes seidenes Nachthemd, das bestimmt teuer gewesen war. Mit neu aufflackerndem Argwohn zog sie sich die Bettdecke bis zum Kinn hoch und schaute ihn an.
„Was habe ich da an?“
„Na, was wohl?“, murmelte er, mehr als ungehalten über die unkontrollierte Reaktion seines Körpers, dem es die provozierenden Formen ihrer Brüste unter der Bettdecke offenbar angetan hatten.
„Aber ich bin nicht in einem Seidennachthemd hier angekommen! Wem gehört es?“
„Es gehört jetzt Ihnen. Sie brauchten schließlich etwas zum Wechseln.“
„Aber wer … ich meine … Sie wollen damit doch wohl nicht sagen, dass Sie mich …?“
Titus lachte kurz auf. „Keine Aufregung. Ich habe eine Pflegekraft eingestellt. So verzweifelt, dass ich mir bewusstlose Frauen ins Haus holen muss, bin ich zum Glück noch nicht.“ Er musterte sie einen Moment schweigend und fuhr dann fort: „Außerdem sind Sie gar nicht mein Typ.“
Roxy verzog keine Miene, aber getroffen fühlte sie sich trotzdem, selbst wenn es noch so idiotisch war.
„Sie meiner auch nicht“, erwiderte sie und hustete.
„Ich bin untröstlich!“
„Offen gestanden sind mir arrogante Aristokraten ein Gräuel.“
„Verstehe. Und ein ebenso unüberwindliches Hindernis dürfte mein Junggesellenstatus sein“, vermutete er sarkastisch. „Weil Ihnen die verbotenen Früchte wohl am besten schmecken. Andernfalls wüsste ich nicht, was Sie an dem Verwalter meines Vaters gereizt haben sollte. Oder sind Sie wegen dieser extrem günstigen Miete mit ihm ins Bett gegangen?“
„Ich war mit Martin Murray nicht im Bett!“, fauchte sie und ließ sich erschöpft wieder in die Kissen sinken. „Wie lange bin ich hier?“
„Fünf Tage.“
Fünf Tage? Roxy fasste es kaum. Fünf Tage, die ihr einfach fehlten! Und jetzt lag sie hier im Haus eines wildfremden Mannes in dessen Bett. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie lange sie sich schon nicht mehr allein mit einem Mann in einem Schlafzimmer aufgehalten hatte. Geschweige denn mit einem so attraktiven Mann! Er trug einen weichen dunklen Pullover, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen hochgeschoben hatte, sodass seine sehnigen Unterarme zur Geltung kamen. Die enge ausgewaschene Jeans betonte seine schmalen Hüften und die langen muskulösen Beine. Im Moment wirkte er eher wie ein Rockstar als wie ein Duke. „Das ist ziemlich lange“, stellte sie fest, wobei sie ein leichtes Kribbeln auf der Haut spürte.
Wem sagst du das, dachte Titus grimmig. Fünf endlose Tage und Nächte hatte er versucht, nicht an diesen aufregenden Körper zu denken, der sich, zitternd vor Kälte, instinktiv an ihn gepresst hatte, als er ihn in dieser eisigen Nacht ins Haus
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