Julia Extra Band 370
einem Bild, das eine nackte Frau zeigte, die vor einem Spiegel ihr langes Haar bürstete, blieb sie leise aufseufzend stehen.
„Mögen Sie es?“, fragte er.
„Es ist wunderschön. Die Frau wirkt so lebendig, dass man fast nicht anders kann, als sie zu berühren. Aber keine Sorge, ich reiße mich zusammen“, fügte sie mit einem verschmitzten Lächeln hinzu.
„Das will ich hoffen“, brummte er.
Während sie zum nächsten Gemälde weitergingen, machte sich zwischen ihnen ein Schweigen breit, bei dem Roxy sich rasch unbehaglich fühlte. Es war fast, als ob eine Bombe tickte. Sie musste unbedingt etwas sagen, ganz egal was.
Sie räusperte sich. „Und womit genau beschäftigt sich so ein Duke eigentlich den lieben langen Tag?“
„Raten Sie“, sagte er, während er aus dem Augenwinkel beobachtete, wie sie ein überdimensionales Schlachtengemälde studierte.
Roxy straffte die Schultern und warf ihm einen Blick zu. „Also, ich weiß, dass Sie Ihren Tag mit einem Ausritt beginnen, weil ich zufällig mitbekommen habe, dass sich die Stallburschen über Ihr frühes Aufstehen beschwert haben.“
„Derartige Klagen sind mir auch schon zu Ohren gekommen.“
„Und wenn Sie zurück sind, frühstücken Sie.“
„Und was mache ich nach dem Frühstück?“
Roxy war für einen Moment so abgelenkt von seinen Augen, die ganz dunkel geworden waren, dass sie kein Wort herausbrachte. Ob er ahnte, wie wild ihr Herz klopfte? „Nach dem Frühstück ziehen Sie sich in Ihr Arbeitszimmer zurück.“
„Und was mache ich dort?“, fragte er.
Sie zuckte die Schultern. „Keine Ahnung … vielleicht Angry Birds spielen?“
„Glauben Sie wirklich, dass ich meine Zeit mit geistlosen Computerspielen verplempere?“, fragte er streng.
Sie musste sich ein Grinsen verkneifen. „Na ja, dann … vielleicht machen Sie vor dem Mittagessen ja ein paar Anrufe?“
Er erdolchte sie fast mit seinem Blick. „Dann glauben Sie also, dass mein Tag nur aus Essen und Faulenzen besteht, ja?“
Roxy wurde ganz heiß, aber welcher Frau würde nicht heiß werden, wenn Titus Alexander sie so anschaute?
„Also na ja … ehrlich gesagt weiß ich es einfach nicht“, brachte sie mühsam heraus.
„Das scheint mir auch so. Aber vielleicht hilft es ja, wenn ich Ihnen erzähle, womit ich meine Tage in letzter Zeit verbracht habe, Roxanne.“ Er merkte, dass sich seine Atmung beschleunigte, als ihm dämmerte, was er vorhatte. „Nun, heute bin ich zum Beispiel später aufgewacht als sonst.“
„Vielleicht sollten Sie sich ja einen Wecker stellen?“
„Normalerweise brauche ich keinen Wecker. Aber normalerweise wälze ich mich auch nicht die halbe Nacht schlaflos im Bett herum und denke immer nur dasselbe.“
„Oh, das kenne ich“, beteuerte sie eifrig. „Und je verzweifelter man versucht einzuschlafen, desto weniger klappt es.“
„Ich rede nicht von meinem verdammten Schlaf!“
„Entschuldigen Sie, Titus, aber genau das haben Sie eben getan.“
Schluss jetzt mit diesen verdammten Spielchen, die sie ja wirklich ziemlich meisterhaft beherrschte! Entschlossen streckte er die Hand nach ihr aus und zog sie an sich. Er schaute ihr in die weit geöffneten blauen Augen, wobei er die aufwallende Hitze in seinem Schritt und den wilden Schlag seines Herzens spürte. „Ich rede von Ihnen“, stieß er hervor. „Ganz recht, von Ihnen ! Weil ich nämlich offensichtlich ständig an Sie denken muss, Roxanne.“
In seinen Augen brannte Leidenschaft. Roxy wurde der Mund trocken, als sie die Hitze fühlte, die von seinem Körper ausging. „Aber ich bin doch gar nicht Ihr Typ“, wandte sie atemlos ein. „Das haben Sie selbst gesagt. Und Sie sind definitiv nicht meiner.“
Er lächelte dünn. „Sind Sie sich da ganz sicher?“
„Absolut.“
„Lügnerin“, erwiderte er weich und küsste sie.
Die Leidenschaft flammte zwischen ihnen auf wie trockenes Reisig, an das man ein brennendes Streichholz hält. …. Als Roxy die Lippen öffnete, eroberte er ihren Mund. Seine Zunge drang in ihre Mundhöhle ein, während er ihr seine Hände besitzergreifend um die Taille legten. Sein Kuss war so leidenschaftlich, dass ihr schwindlig vor Verlangen wurde. Von ihm geküsst zu werden war, als ob alle romantischen Songs, die Roxy je gesungen hatte, auf einmal wahr würden. Songs, in denen die Glocken läuteten und die Engel sangen, während man sich wie auf einem Karussell fühlte, das sich so rasend schnell drehte, dass an Absteigen nicht zu denken war.
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