Julia Extra Band 370
nur, dass du mich benutzt hast.“
Es blieb eine Weile still, während sie nach Worten suchte … und ihre Empörung nach einem Ventil. Sie hatte ihn benutzt ? Wie könnte sie ihn benutzen, wo sie ihn doch liebte? Sie liebte ihn mehr als alles auf der Welt, und sie wusste, dass sie nie wieder einen Mann so lieben würde wie ihn. Aber für ihre Liebe gab es keine Hoffnung. Deshalb war es wahrscheinlich sogar besser, wenn er jetzt wütend von hier wegging, in dem Glauben, dass sie ihn ausgenutzt hatte. Weil er sie so wenigstens in Zukunft in Ruhe lassen würde. Denn was wäre, wenn es ihr gelänge, ihn von ihrer Unschuld zu überzeugen?
Dann würde wahrscheinlich alles wieder von vorn anfangen. Sie würden sich versöhnen und wieder leidenschaftlichen Sex haben. Vielleicht würde er ab und zu hier auftauchen, bis sich seine Leidenschaft etwas abgekühlt hatte und er der Realität seines Lebens ins Auge blicken musste. Und sie würde mit gebrochenem Herzen zurückbleiben, noch viel elender als jetzt.
Aber wenn er schäumend vor Wut hier rausrannte, überzeugt, dass sie ihn ausgenutzt hatte …
„Ja“, sagte sie mit hohler Stimme. „Ich habe dich benutzt, um meine Karriere wieder in Schwung zu bringen. Das war eine so einmalige Gelegenheit, die konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen, verstehst du? Ist es das, was du von mir hören wolltest, Titus? Dann hast du es jetzt gehört und kannst mich vergessen. Tu am besten so, als ob es mich nie gegeben hätte. Und jetzt möchte ich dich bitten zu gehen, ich muss nämlich gleich weg.“
In seinem Kopf herrschte so ein Tohuwabohu, dass er sich wie in einem Albtraum fühlte.
„Ist es ein Mann?“, fragte er schroff.
Sie holte tief Atem. Das schaffst du schon, Roxy. Du schaffst es, ihn davon überzeugen, dass du genau die Art Frau bist, die er in dir sieht. „Ich fürchte, ja“, antwortete sie leise.
Titus zuckte zusammen. Das tat weh. Sein erster Impuls war es, sie an sich zu reißen und leidenschaftlich zu küssen, um sie anschließend zu fragen, ob sie das, was sie bei ihm spürte, schon jemals bei einem anderen Mann gespürt hatte, ob sie jemals bei einem anderen Mann so vor Lust gestöhnt hatte wie bei ihm.
Aber sprach da nicht die pure Arroganz aus ihm? War es wirklich so unvorstellbar, dass sie einem anderen Mann den Vorzug gab? Dass sie vielleicht nicht zu den Frauen gehörte, die sich als vom Schicksal auserwählt betrachteten, nur weil er ihnen die große Gnade erwies, sie als seine zeitweilige Geliebte zu akzeptieren? Vielleicht hatte sie ja einen Mann kennengelernt, der sich ganz selbstverständlich zu ihr bekannte. Und vielleicht war er ja selbst schuld, dass sie beschlossen hatte, ihre Chance zu nutzen.
Er spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte, und plötzlich drängte es ihn, sie um Verzeihung zu bitten, aber irgendetwas hinderte ihn daran. Lag es daran, dass es ohnehin zu spät war oder weil es ihm noch nie leichtgefallen war, sich zu entschuldigen? Da er auf diese Frage keine Antwort hatte, nickte er einfach nur. Zuckte die Schultern wie ein guter Verlierer, der akzeptierte, dass am Ende eben der Bessere gewonnen hatte. Es war das für seine Verhältnisse vorbildlichste Verhalten, das er jemals an den Tag gelegt hatte. Seine Mutter hätte stolz auf ihn sein können.
„Dann bleibt mir nur, dir für die Zukunft alles Gute zu wünschen, Roxanne“, sagte er, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte und das Apartment verließ.
Ihm war kaum bewusst, wie er mit dem Aufzug nach unten fuhr. Bei seinem Auto angelangt, merkte er, dass er zitterte. Der feine Nieselregen hatte sich wie ein feuchter Film über sein Gesicht gelegt, den abzuwischen er sich nicht die Mühe machte. Es war fast, als wollte er die nasse winterliche Kälte einladen, in jede Pore seines Körpers zu kriechen. Er überlegte, ob er nach Hause oder in seinen Club fahren sollte. Und da er sich nicht entscheiden konnte, ging er einfach zurück ins Granchester und setzte sich in die Piano-Bar.
Hier konnte er sich wenigstens in aller Ruhe betrinken, und später würde er mit dem Taxi nach Hause fahren. Aber dann saß er einfach nur im dämmrigen hinteren Teil der Bar und starrte dumpf auf sein Whiskyglas, das er noch nicht einmal angerührt hatte.
Nach einer Weile kam ein mittelalter Mann im Smoking herein, der sich an den großen weißen Flügel setzte und begann, ein Medley aus bekannten Musicals zu spielen. Als die ersten Akkorde des schmerzlich vertrauten „Thanks for the
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