Julia Extra Band 370
Die Fotos im Internet bewiesen es.
„Heißt das, du denkst, dass ich intelligent bin?“
„Fisch nicht nach Komplimenten, Hayden. Das ist unter deiner Würde.“
„Ich möchte es gern wissen. Du hältst mich für einen abschätzigen, niederträchtigen Müßiggänger. Es würde unser Verhältnis vielleicht ein bisschen ausgleichen, wenn irgendetwas Positives dabei wäre.“
Nichts davon hatte sie ihm an den Kopf geworfen, also musste er es aus ihrem Verhalten gelesen haben. „Du bist hochintelligent, Hayden.“
„Danke, gleichfalls.“
„Mir ist egal, was du von mir denkst.“
„Oh, das stimmt nicht, sonst würdest du nicht hier sitzen und dich danach sehnen, dich zu kämmen.“
Wieder verriet sich Shirley, indem sie an ihr Haar fasste. Sie ballte die Faust.
Es entging ihm nicht. „Frag mich, was ich damit gemeint habe, dieser Look stehe dir besonders gut.“
„Nein. Das interessiert mich nicht.“
„Doch, tut es. Du hast nur zu große Angst davor, es zu hören.“
Sie blickte ihn wütend an.
„Ich habe gemeint, dass du aussiehst, als wärst du gerade aus einem warmen Bett gekrabbelt. Du siehst sinnlich aus.“
Sofort stieg ihr die Röte ins Gesicht.
„Da ist er wieder, der Spritzer Leidenschaft.“
„Wenn du mit den Gefühlen einer Frau spielen willst, hättest du oben bleiben sollen.“
„Warum darf ich nicht sagen, dass es … anregend ist, dich so zu sehen?“
„Dafür hättest du auch oben bleiben sollen.“
„Versuchst du, mich dazu zu bringen, an Caryns Tür zu klopfen?“
„Ich glaube nicht, dass sie den Kummer verdient hat, den du ihr bereiten würdest“, erwiderte Shirley angespannt.
„Harte Worte. Glaubst du nicht, dass sie versteht, was der Sinn eines One-Night-Stands ist?“
„Ich bezweifle, dass Caryn ahnt, was ein One-Night-Stand mit einem Mann wie dir bedeutet.“
Mit dem höflich-charmanten Theater war sofort Schluss. Die Atmosphäre wurde gefährlich. „Soll heißen?“
„Soll heißen, dass es dir vielleicht nicht genügt, sie zu nehmen und zu verlassen. Zuerst würdest du sie kaputtmachen.“
Hayden blickte Shirley starr an. „Sie kaputtmachen? Ist es wirklich das, was du glaubst?“
„Es ist das, was du tust. Du nimmst Menschen auseinander.“
„Habe ich das bei dir getan?“
„Ich werde dir keine Gelegenheit dazu geben“, schwor Shirley. „Niemals.“
„Niemals ist eine lange Zeit.“
„Zum Glück bin ich sehr diszipliniert.“
Lächelnd setzte er sich auf. Lehnte sich mit dem Oberkörper vor. Kam näher. „Aber ist dir denn nicht klar, dass das auf ‚einen Mann wie mich‘ wie ein rotes Tuch wirkt?“
„Ich habe immer noch einen freien Willen.“
„Wir haben ja gerade erst heute Nachmittag gesehen, wie viel dein freier Wille gebracht hat.“
„Ich bin an einem One-Night-Stand nicht interessiert.“
Neugierig musterte Hayden sie. „Du wärst an etwas Längerem interessiert?“
„Nein. Das ist sowieso eine rein theoretische Frage. Du würdest nie etwas Längeres wollen.“
„Nicht, glaubst du?“
„Ich weiß es. Wenn du es wolltest, wärst du schon vor Jahren mit einer dieser beliebigen Frauen zusammengezogen.“
„Was hast du gegen sie? Sie waren alle sehr nett.“
„Nenn mir einen Namen“, sagte Shirley.
Hayden blickte sie verblüfft an.
„Nur einen einzigen. Wenn sie so nett waren.“ Sie wartete. „Du willst Sex ohne Bindung. Daran bin ich nicht interessiert.“
„Warum nicht?“
„Weil es zu riskant ist.“
Er kniff die Augen zusammen. „Was riskierst du denn? Du hast schon erklärt, dass ich dir nicht das Herz brechen kann.“
Meine Seele.
„Ist dies das Gespräch, das du gesucht hast, als du hier hereingekommen bist?“, fragte Shirley angespannt.
„Nein. Allerdings war es vielleicht überfällig. Jetzt weiß ich, wie du mich wirklich siehst.“
Sofort fühlte sie sich schuldig. „Hayden, ich wäre gar nicht mit dir zusammen losgefahren, wenn ich dich für einen schrecklichen Menschen halten würde. Das bist du nicht. Aber du bist kein Mann, auf den eine Frau emotional setzen sollte. Nicht, wenn sie dich erst einmal näher kennengelernt hat.“
Er zuckte zurück, dann stand er auf. „In Ordnung. Bis morgen früh, Shirley.“ Er atmete nicht, bis er es nach draußen geschafft und die Tür hinter sich zugemacht hatte.
Nicht, wenn sie dich erst einmal näher kennengelernt hat.
Das glaubte er zwar selbst schon lange, doch irgendetwas daran, es so sachlich erklärt zu bekommen …
Von ihr
Weitere Kostenlose Bücher