Julia Extra Band 370
es“, sagte Hayden.
Er klang ernst und aufrichtig. „Du hast nicht mit Caryn geschlafen?“
„Nein.“
„Na gut. Okay.“ Wie peinlich! dachte Shirley.
„Entschuldigung angenommen.“ Sein Mund zuckte, doch man konnte es nicht wirklich ein Lächeln nennen. Und dann wurde seine Stimme gefährlich leise. „Was geht es dich eigentlich an, was ich tue oder mit wem ich es tue?“
„Ich … Nichts.“
„Und warum interessiert es dich dann so?“
„Du hast mir erzählt, wie sie dich den ganzen Abend vollgequasselt hat. Deshalb war der Gedanke, dass du direkt von … dass du zu ihr läufst …“
Sein Blick wurde scharf. „Direkt von dir zu ihr?“
Shirley richtete sich kerzengerade auf. „Direkt von unserem Streit zu ihr.“
„Nein. Von dir zu ihr. Das ist es, was dich ärgert.“
Also gut. „Du hast mich gestern geküsst, und nur Stunden später hast du sie geküsst.“
„Habe ich nicht.“
„Das wusste ich ja nicht.“ Shirley holte tief Luft. „Es … es hat mich enttäuscht.“
„Ich bin dir zu nichts verpflichtet. Wir sind Freunde.“ Hayden sah weg. „Falls wir das überhaupt sind.“
Autsch. Das tat unerwartet weh. „Wir sind Freunde.“
„Wie habe ich dann dein Vertrauen enttäuscht?“
„Ich habe einfach …“ Was? Shirley hatte keine Ahnung, warum sie so große Erwartungen in ihn setzte. Sie sank zurück gegen die Stuhllehne. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie. Es tut mir leid.“
Hayden sah sie verlegen an. „Du musst mich ebenso wenig um Verzeihung bitten, wie ich dir irgendetwas erklären muss.“
Freunde entschuldigten sich bei ihren Freunden. Freunde erklärten ihren Freunden Dinge.
Sich nicht bei ihm entschuldigen zu müssen untermauerte, dass sie nicht einmal zu einer richtigen Freundschaft in der Lage waren. Als hätte sie sich an eine Illusion geklammert.
Vielleicht habe ich das, dachte Shirley.
„Ich glaube, ich werde heute arbeiten“, brach Hayden schließlich das Schweigen. „Mal sehen, wie viel ich erledigen kann.“
War sie etwa überrascht, dass er nicht scharf darauf war, Zeit mit ihr zu verbringen? „Okay. Viel Glück.“ Sie stand auf. „Ich gehe duschen.“
„Dann bis später.“
Er klang alles andere als begeistert.
Oh Mann. Das konnten vier lange Tage werden.
8. KAPITEL
Der Konvoi fuhr davon, und Hayden und Shirley blieben am Rand des Highways zurück. In der Ferne wurde Twuwus Kopf kleiner und kleiner.
Shirley nahm die herrliche Aussicht in sich auf: Bergketten und grüne Flusstäler, am Horizont hatte sich eine weiße Wolkenschicht um die schneebedeckten Gipfel gelegt.
„Da sind wir“, sagte sie.
„Erwarten sie uns?“
„Sie wissen, dass wir heute kommen, nur nicht, wann.“
Die Rucksäcke in der Hand gingen sie auf einen entfernten Parkplatz zu. Dahinter zog sich eine alte Hängebrücke über den fünfzig Meter darunter strömenden Fluss. Alles war voller Menschen, obwohl es noch nicht neun Uhr war.
Ein lang gezogener Schrei durchbrach die Stille, gefolgt von Beifallsrufen und Pfiffen.
Shirley holte tief Luft.
„Bist du nervös?“, fragte Hayden.
Bis zu diesem Moment war sie viel zu beunruhigt darüber gewesen, dass sich Hayden emotional zurückgezogen hatte, um wegen des Sprungs nervös zu sein. Jetzt plötzlich bezweifelte sie, dass sie den Schritt ins Nichts schaffen würde.
„Wir werden wohl herausfinden, wie es ist, auf der Brücke zu stehen und in die Tiefe zu sehen.“
Die Veranstalter teilten sie beide der Gruppe zu, die nach dem laufenden Durchgang an der Reihe war. Hayden und Shirley warteten eine Stunde auf der Aussichtsplattform, die hoch über der Schlucht hing. Der Boden wurde immer rutschiger, als diejenigen, die gesprungen waren, nach oben kamen und sich unter die Zuschauer mischten.
„Das ist ein gutes Zeichen“, sagte Hayden leise. „Wenn es traumatisch wäre, würden die Leute wohl kaum dableiben, um zuzusehen, wie andere es durchmachen.“
Allzu bald wurden sie zu den beiden Steintürmen geschleust, die die Brücke verankerten. Zuerst gab ihnen ein junges Mädchen Sicherheitsanweisungen und Ratschläge. Dann fragte ein junger Mann: „Einzel- oder Tandemsprung?“
„Einzel“, sagte Shirley.
„Tandem“, sagte Hayden gleichzeitig.
Fragend sah sie ihn an.
Er zog die Augenbrauen hoch. „Glaubst du wirklich, du schaffst das allein?“
Sie richtete den Blick wieder auf den jungen Mann. „Tandem. Danke.“
„Auspendeln, Kontakt oder Eintauchen?“
„Äh …“
„Willst du
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