Julia Extra Band 370
benutzen, wenn wir uns näherkommen.“
Shirley wurde starr. „Das tue ich nicht.“
„Doch.“
„Dann sehe ich das anders.“
Frustriert seufzte Hayden. „Ich sage dir, wie ich es sehe. Wir fühlen uns stark zueinander hingezogen. Aber anstatt dieser Anziehungskraft nachzugeben, liegen wir uns ständig in den Haaren und lassen sie im Sand verlaufen. Ich stehe bloß neben dir, Shirley Marr, und mir tut alles weh vor Verlangen. Wenn wir allein in dem kleinen Boot gewesen wären und wenn nicht ständig Leute dort ins Wasser springen würden und wenn nur zählen würde, was ich will, dann hätten wir jetzt Sex, statt hier rumzustehen und uns zu streiten.“
„Das sind ziemlich viele Wenns, Hayden.“
„Du lügst, wenn du behauptest, dass du es nicht spürst.“
„Ich will es nicht spüren!“, brauste Shirley auf.
„Ja, das kapiere ich. Es muss dich wahnsinnig machen, dass du dich zu ‚einem Mann wie mir‘ hingezogen fühlst.“
„Oh, hör bitte auf damit. Ich war wütend.“
„Du bist immer wütend, Shirley. Und es nervt allmählich.“
Sie blickte ihn an, suchte nach Worten und fand keine. Abgesehen vielleicht von der Wahrheit. „Du bist gefährlich für mich, Hayden“, flüsterte sie.
Es dauerte einen Moment, bis er sich auf den schnellen Richtungswechsel eingestellt hatte. „Das Leben ist immer gefährlich. Aber du musst es leben, oder du kannst gleich alles aufgeben.“
„Wie du es in den letzten Jahren getan hast?“
Sein Blick flackerte nicht. „Ja. Genau so. Ich habe nur noch Luft geholt und mich um nichts mehr gekümmert.“
„Warum?“
„Nein, Shirley, du kannst nicht beides haben. Du kannst mich nicht auf Abstand halten und dann erwarten, dass ich mich dir mitteile.“
„Hast du deshalb nie enge Beziehungen? Damit du dich nicht mitteilen musst?“
Seine Kiefermuskeln spannten sich an. „Der Bus kommt.“
Tatsächlich rollte der stündliche Shuttle nach Queenstown über die Brücke. Sie holten ihre Rucksäcke aus dem Schließfach. Shirley meldete sich kurz beim Besitzer des Bungee-Jumping-Unternehmens und bekam eine Telefonnummer für ein späteres Interview, dann joggte sie über den Asphalt und stieg in den wartenden Bus.
Hayden saß ziemlich weit hinten und blickte aus dem Fenster. Als sie sich näherte, sah sie, dass auf dem freien Sitz neben ihm sein Rucksack lag.
Na schön. Shirley machte kehrt und ließ sich auf einem Platz gleich hinter dem Fahrer nieder. Der verständigte gerade über Funk seinen Kollegen im bereits abgefahrenen Bus nach Invercargill, der die Geschwindigkeit verlangsamte, sodass sie ihn auf dem Highway abfangen konnten. Sie stiegen am Straßenrand schnell um und waren dann unterwegs nach Süden. Diesmal ließ Hayden den Sitz neben sich frei. Wortlos setzte sich Shirley hinein und sah die gesamte Fahrt über aus dem Fenster, weg von Hayden. Aber er beherrschte trotzdem ihre Gedanken. Er und die heißen Küsse im Schlauchboot.
„Willkommen zurück an Bord!“, sagte das Crewmitglied der Paxos. Es war der gleiche Mann, der ihnen bereits nach dem Ablegen in Sydney ihre Kabinen gezeigt hatte.
Nun führte er sie wieder in den Kabinentrakt und drehte sich mit einer schwungvollen Handbewegung zu ihnen um. „Zwei!“, verkündete er, sichtlich zufrieden mit sich selbst.
Aufgrund der Einreisebestimmungen hatten sie ihre Kabinen bei der Ankunft vollständig verlassen müssen, die Koffer standen im Gang. Shirley starrte ihren Koffer an, als hätte sie ihn noch nie gesehen.
Haydens Worte schossen ihr durch den Kopf.
Das Leben ist immer gefährlich.
Sie konnte vor den Gefühlen davonlaufen, die mit jedem Tag verwirrender und stärker wurden, oder sie konnte sich ihnen stellen. Zu ihren Bedingungen. Vielleicht war sie dann in der Lage, die Situation zu kontrollieren.
„Eine Kabine“, hörte sie sich sagen.
„Eine Kabine?“, wiederholten beide Männer gleichzeitig.
Shirley blickte Hayden in die Augen. Sie holte tief Luft. „Was dagegen?“
Einen Moment lang sah er sie fragend an, dann nickte er dem Crewmitglied zu. „Eine Kabine.“
Der Mann von der Paxos schimpfte auf Griechisch laut vor sich hin, während er die beiden Koffer in Haydens alte Kabine stellte und dann nach draußen stapfte.
Shirley folgte Hayden in den Raum und schloss die Tür, ihr Herz klopfte wie verrückt.
„Du wolltest das nicht“, sagte Hayden argwöhnisch.
„Ich will es noch immer nicht.“
Er runzelte die Stirn.
„Also warum will ich es gleichzeitig so
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