Julia Extra Band 370
wird.“
„Das ist ja lächerlich. In welchem Boulevardblatt hast du das denn gelesen? Beim Sex geht es doch gerade um Intimität, oder?“
„Um körperliche Intimität, aber nicht um Gefühle. Wenn die ins Spiel kommen, ist es viel mehr als Sex“, erklärte er.
„Ich beschränke mich lieber auf reinen Sex. Mehr brauche ich nicht.“
„Weil du Angst vor deinen wahren Gefühlen hast.“
„… sprach der Meisterpsychologe. Dass ich nicht lache, Angelo! Allein im vergangenen Jahr hattest du fünf Beziehungen.“
„Du hast also doch mitgezählt.“ Er lächelte zufrieden.
Natalie zog sich in eine Zimmerecke zurück. „Diese texanische Millionenerbin war viel zu jung für dich. Fast noch ein Schulmädchen.“
„Ich habe nicht mit ihr geschlafen.“
„Das glaube ich dir aufs Wort. Mit deinem gefühlvollen Gesülze hast du sie wahrscheinlich zu Tode gelangweilt.“
Angelo biss sich auf die Lippe. Er durfte jetzt nicht die Geduld verlieren. „Ich werde nicht ewig auf dich warten, Natalie. Mein Imperium braucht einen Erben. Seit meinem einundzwanzigsten Lebensjahr stehe ich unter dem Druck, einen Nachfolger zeugen zu müssen. Wenn du dich verweigerst, dann muss ich eben eine andere Frau finden.“
„Deshalb hast du mich gezwungen, dich zu heiraten. Mein Bruder hat dir direkt in die Hände gespielt. Auf so eine Gelegenheit hattest du nur gewartet“, zischte sie wütend.
„Mit deinem Bruder hat das überhaupt nichts zu tun“, behauptete er. „Hier geht es nur um uns. Es ist immer nur um uns gegangen.“
Natalies Blick wurde zynisch. „Eins wüsste ich trotzdem gern, Angelo: Hättest du meinen Bruder wirklich ins Gefängnis geschickt?“
Unnachgiebig musterte er sie. „Nur du kannst das verhindern. Seine Zukunft liegt in deinen Händen, Natalie.“
Trotzig hob sie das Kinn. „Ich könnte es darauf ankommen lassen.“
„Dann musst du auch die Konsequenzen tragen, sweetheart .“
8. KAPITEL
Nachdem Natalie sich zwei Stunden lang schlaflos im Bett hin- und hergeworfen hatte, stand sie frustriert auf und ging hinaus in den in Mondschein getauchten Garten. Wenn sie auch nur den Versuch gemacht hatte, die Augen zu schließen, waren sofort die verstörenden Bilder der Vergangenheit vor ihrem geistigen Auge abgelaufen.
Morgen war der Todestag ihres kleinen Bruders.
Die Stunden davor waren immer besonders belastend. Vielleicht war sie vorhin so über Angelo hergefallen, um sich abzulenken.
Ich werde ihn auf die Probe stellen, dachte Natalie. Mal sehen, ob er wirklich so rücksichtslos ist, wie er tut. Allerdings würde dann Lachlan der Leidtragende sein.
Das konnte sie nicht verantworten. Wenigstens er hatte noch eine Zukunft, im Gegensatz zu Liam. Jahrelang hatte Lachlan seinen Eltern zuliebe seine eigenen Ziele und Hoffnungen hintangestellt. Er interessierte sich nicht für das Familienunternehmen. Für Natalie war das nur zu offensichtlich, nicht jedoch für ihren Vater. Vielleicht wollte er es auch einfach nicht wahrhaben. Und ihrer Mutter war sowieso nur wichtig, wo sie die nächste Flasche fand.
Natalie seufzte frustriert und warf einen Blick auf die schimmernde Wasseroberfläche des Pools. Normalerweise mied sie Swimmingpools wie der Teufel das Weihwasser, denn sofort wurde die Erinnerung wieder wach. Der Chlorgeruch genügte schon, sie in Panik zu versetzen. Vor Liams Tod war sie eine richtige Wasserratte gewesen. Im Sommer war sie kaum aus dem Pool auf Armitage Manor herauszubekommen gewesen. Aber nachdem Liam ertrunken war, hatte ihr Vater den Pool durch einen Tennisplatz ersetzen lassen.
Eine leichte Brise bewegte die Wasseroberfläche und formte die Illusion eines silbernen Blitzes.
Warum war sie hergekommen? In der Hoffnung, endlich Frieden zu finden? Vergebung? Erlösung von den Schatten der Vergangenheit?
Natalie fuhr erschrocken herum, als sie hinter sich Schritte hörte. Dabei stolperte sie und wäre fast im Wasser gelandet. „Was fällt dir ein, dich von hinten anzuschleichen?“, zischte sie, als sie Angelo erkannte.
„Kannst du nicht schlafen?“, fragte er.
Sie rieb sich die Arme, obwohl es noch angenehm warm war. „So spät ist es ja noch nicht.“
„Drei Uhr nachts.“
Das hätte sie nicht gedacht. „Schon?“
„Ich beobachte dich schon seit einer Weile.“
„Wozu?“
„Weil ich mir Sorgen um dich mache.“
„Ach ja? Befürchtest du, ich könnte mir etwas antun, um nicht für immer an dich gefesselt zu sein?“
„Ich fürchtete, du könntest schwimmen
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