Julia Extra Band 370
davon ausgegangen, dass dies im Rahmen der ersten drei Ehejahre der Fall sein würde.
Scheinbar hatte er sich geirrt. So wie er sich offensichtlich auch bei anderen Dingen geirrt hatte.
Nein, Chloe war nicht damit einverstanden gewesen, aufgrund von Geschäftsinteressen verheiratet zu werden. Jetzt wurde ihm auch klar, warum sie in den zwei Jahren nach ihrer Trennung nichts mehr mit Dioletis Industries zu tun gehabt hatte. Warum sie ein neues Leben für sich aufgebaut hatte.
Bezeichnenderweise verabschiedete sich Ariston nur zu gern von dem geringschätzigen Bild, das er sich während der letzten beiden Jahre von seiner Exfrau gemacht hatte – Chloe war offensichtlich kein berechnendes Biest.
Eigentlich hatte sein Instinkt ihm von Anfang an gesagt, dass sie unschuldig war. Aber sein Wissen über Chloes Täuschung hatte immer schwerer gewogen als diese innere Einsicht. Die neuen Informationen warfen jetzt ein ganz anderes Licht auf seine Rachepläne und öffneten Türen zu Möglichkeiten, die er bisher noch gar nicht in Betracht gezogen hatte.
Ariston wäre nicht da, wo er heute war, wenn er neue Chancen ignorieren würde. Er war sogar berüchtigt dafür, dass er seine Meinung jederzeit ändern konnte, um neue Wege einzuschlagen, die sich als lohnender anpriesen.
Jetzt musste er wohl oder übel einsehen, dass Chloe keineswegs die Dame neben ihrem Vater auf dem Schachbrett gewesen war, sondern nur ein kleiner Bauer, der geopfert werden sollte. Welche Gründe auch immer Chloe gehabt haben mochte, die Pille zu nehmen, ihr Vater hatte damit nichts zu tun.
Ihn verwunderte nur, dass die Familie so leichtfertig bereit war, das Aktienpaket zu riskieren. Immerhin handelte es sich dabei um gut fünfzig Millionen Dollar. Laut Vertrag behielt Ariston während der ersten drei Ehejahre die volle Kontrolle über dieses Aktienpaket. Bei einer Scheidung nach diesen drei Jahren kontrollierte er immer noch den Hauptanteil davon. Hätte Ariston sich aber vor Ablauf der drei Jahre von Chloe scheiden lassen, hätte er jeden Anspruch verloren. Wäre in den drei Jahren ein Kind aus der Ehe hervorgegangen, wären die Aktien dem Nachkömmling überschrieben worden, und Ariston hätte das Vermögen lediglich bis zu dessen Volljährigkeit verwaltet. Ein Kind hätte Chloe bei einer Scheidung in jedem Fall erhebliche finanzielle Vorteile eingebracht. Sie hätte also jeden Grund gehabt, schwanger zu werden. Ariston hatte das bewusst so arrangiert, um ihrer Ehe eine entsprechende Richtung zu geben.
Scheinbar hatte er sich auch hier getäuscht, und das passte ihm ganz und gar nicht. Jedenfalls bezweifelte er inzwischen, dass Chloes heimliche Verhütung in irgendeinem Zusammanhang mit dem Aktienpaket gestanden hatte. Immerhin konnte auch Eber nichts davon gewusst haben, dass seine Tochter bewusst eine Schwangerschaft verhinderte – sonst wäre er wohl kaum davon ausgegangen, dass Ariston nach den vereinbarten drei Jahren die Trennung verlangen würde.
Deshalb hatte Eber auch Erkundigungen über die rechtlichen Schritte Aristons eingezogen und dann seiner Tochter umgehend eine Kopie der Scheidungspapiere gefaxt! Ihr Vater hatte Chloe so schnell und gewinnbringend wie möglich an den nächsten investitionskräftigen Kandidaten verheiraten wollen …
Ariston musste unbedingt klären, wie Eber an die Papiere gekommen war.
Pünktlich um acht kam Ariston im Restaurant an, doch Chloe saß bereits am reservierten Tisch. Ihr warm schimmerndes braunes Haar mit den goldenen Strähnchen zog seinen Blick automatisch an, und schon von Weitem konnte er sehen, dass sie ihren Shrimpscocktail genoss – ein gemeinsames Lieblingsgericht von ihnen.
„Ich hoffe, ich habe mich nicht verspätet“, sagte er, als er sich ihr gegenübersetzte.
Chloe sah auf und verzog leicht den Mund. „Du weißt genau, dass du auf die Minute pünktlich bist. Doch seit einiger Zeit lebe ich wieder wie ein normaler Mensch und esse gegen sechs zu Abend. Ich hatte schlicht Hunger.“
Er freute sich, dass sie überhaupt aß. Seit der Scheidung hatte sie viel Gewicht verloren. Er würde es gerne sehen, wenn sie das wieder aufholte. Um ihrer Gesundheit willen, nicht etwa, weil ihre überschlanke Figur ihn abstoßen würde. Das würde wohl nichts schaffen. Aus irgendeinem Grund hatte seine Libido die Antennen allein auf sie ausgerichtet.
Schon während der Ehe hatte Chloe nie viel gegessen. Die kleinste Erkältung hatte sie von den Füßen geworfen und ihr Pfunde geraubt, was
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