Julia Extra Band 370
sie sich bei ihrer gertenschlanken Figur eigentlich nicht erlauben konnte. Er sollte sich wohl erkundigen, ob sie in letzter Zeit krank gewesen war. Das wäre eine Erklärung für ihre hageren Wangen.
Doch im Moment sagte er nur: „Das sieht gut aus. Hast du für mich einen mit bestellt?“
Ihre grünen Augen funkelten belustigt, als sie dem Kellner ein Zeichen gab. „Ich wollte ihn dir eigentlich vorenthalten.“
Der Kellner brachte jedoch den vorbestellten Cocktail und nahm die weitere Bestellung auf.
„Ich hatte ganz vergessen, wie gern du mich immer gehänselt hast“, meinte Ariston lächelnd.
„Hast du nicht gesagt, ich sei unvergesslich? Aber das bezog sich wohl nur auf das Sexuelle, richtig?“
Er war nicht dumm genug, um zuzustimmen. Er mochte während der Ehe den Arglosen gespielt haben, aber das war er weiß Gott nicht. „Es gibt vieles, an das ich mich erinnere, Chloe.“ Und das war die Wahrheit.
Sie kniff leicht die Augen zusammen. „Ich muss die Erste gewesen sein, die dich verlassen hat. Das ist mit Sicherheit erinnerungswürdig.“
„Das ist das Problem mit Vermutungen. Sie haben meist nicht viel mit der Realität zu tun.“
Ihre Überraschung war fast greifbar. „Ich wusste gar nicht, dass du vor mir überhaupt eine ernste Beziehung hattest. Dass sie dich hat sitzen lassen, kann ich mir auch nicht vorstellen.“
„Wieso nicht? Hast du doch auch getan.“
„Weil mir keine andere Wahl blieb.“
„Da wir andere Erwartungen hatten, nicht wahr?“, spöttelte er. „Doch wenn ich mich recht entsinne, hast du bei den Videokonferenzen mit mir und meinem Großvater der Heirat zugestimmt und auch versichert, dass du Kinder haben möchtest.“
„Ich bin nicht diejenige, die die Scheidung eingereicht hat.“
„Das hätte ich auch nicht, wärst du bei meiner Rückkehr aus Hongkong noch da gewesen.“
Ihre Miene besagte eindeutig, dass sie ihm nicht glaubte. Doch anstatt sie von etwas zu überzeugen, das er selbst lieber vergessen wollte, konzentrierte Ariston sich auf das andere Thema. „Shannon war die einzige feste Freundin, die ich hatte. Und das ist lange her. Ich war jünger, als du bei unserer Hochzeit warst.“
„Wie alt?“
„Neunzehn.“
„Und sie?“, hakte sie mit unerwarteter Hellsichtigkeit nach.
„Siebenundzwanzig.“ Also sehr viel erfahrener in Sachen Sex und mit dem ganzen Mann-Frau-Ding als Ariston damals. Er war völlig unvorbereitet für einen Piranha wie Shannon gewesen.
Chloe schluckte. „Wie lange hat es gedauert?“
„Lange genug, dass sie ausreichend Informationen sammeln konnte, um mir einen Multi-Millionen-Dollar-Deal vor der Nase wegzuschnappen.“ Und lange genug, um ihr seine Liebe zu gestehen.
Doch schon damals hatte Ariston seine Vorbehalte gegen die Ehe gehabt. Als Shannon das Thema Heirat aufbrachte, hatte er sich damit herausgeredet, dass sie auch ohne legale Papiere zusammengehörten. Später war er froh über diese Voraussicht gewesen.
„Oh …“ Chloe runzelte die Stirn. „So war es bei uns aber nicht.“
„Nein?“
„Natürlich nicht. Ich habe nicht versucht, einen Deal für meinen Vater zu ergattern.“
„Unsere Heirat hat ihm eine kräftige Finanzspritze eingebracht.“
„Das war aber deine Idee – deine und seine. Ich kam erst ins Bild, als der Deal abgeschlossen war.“
„Stimmt.“ Er runzelte die Stirn. Es ärgerte ihn, dass das Gespräch schon wieder eine ungeplante Wendung nahm. „Vorhin sind wir massiv vom Thema abgekommen. Du hast meine Frage nie beantwortet.“
Chloe sah einen Moment verwirrt drein, dann jedoch erschien auch auf ihrer Stirn eine Falte. „Du meinst, warum ich mich mit dir treffen wollte? Gibst du noch immer vor, es nicht zu wissen?“
„Ich weiß es nicht. Du sagst, zwischen dir und deinem Vater besteht keine Beziehung mehr, und doch bist du hier.“
„Weil meine Schwester mich darum gebeten hat. Und weil ihr Mann mich angefleht hat, meine Schwester zu retten.“ Sie zuckte mit den schmalen Schultern. „Ich glaube zwar nicht, dass es in meiner Macht steht, aber zumindest werde ich es versuchen.“
„Um das Familienvermögen zu retten.“
„Um meine Familie zu retten“, korrigierte sie. „Oder besser – den Teil der Familie, der mir wichtig ist. Rhea hat mich auch an die unzähligen Leute erinnert, die bei Dioletis Industries arbeiten. Ich kann die vielen Familien nicht im Stich lassen. Ich muss dich einfach bitten, Gnade zu zeigen.“
Schon vor fünf Jahren hatte ihr Vater
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