Julia Extra Band 372
gekommen, gefolgt von einem jungen Mann und einer jungen Frau in Jeans und Anorak. „Wenn ich doch nur zwanzig Jahre jünger wäre“, stöhnte Mrs Brimmer.
„Dann wärst du immer noch alt genug, um seine Mutter zu sein“, gab Miss Watson zurück. „Ob sie wegen des Fests unterwegs sind?“
„Welches Fest?“, fragte Grace, sich dumm stellend. So kam man oft an die besten Informationen. Bei ihrer Großmutter hatte sie in den Zeitungen über das Wintervergnügen gelesen, außerdem ein wenig im Internet gestöbert. Aber bisher war sie auf keine Story gestoßen, die neuen Schwung für ihre Karriere versprach.
„Unser Wintervergnügen natürlich. Es feiert seinen zweihundertsten Geburtstag, wie unsere Stadt.“
„Und du kannst dich noch an jedes einzelne Fest erinnern“, zog Miss Watson sie auf.
Mrs Brimmer ignorierte ihre Freundin. „Beckett’s Run hat es dieses Jahr sogar in eine Zeitschrift geschafft. Wegen der unvergleichlichen Weihnachtsstimmung hier. Wussten Sie das nicht?“
Grace sah noch einmal zu den drei vom Fernsehen. Dann würden sicher bald auch Medienvertreter von außerhalb kommen. Umso wichtiger, dass sie einen besonderen Aufhänger für ihre Geschichte fand. Einen, mit dem sie Paul, ihren Chefredakteur, beeindrucken konnte. „Wer leitet eigentlich das Wintervergnügen?“
„Ein Mann, den Sie sehr gut kennen“, erklärte Mrs Brimmer verschwörerisch. „J. C. Carson. Was dieser Mann in den letzten Monaten für die Stadt getan hat, ist einfach unglaublich. Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass Beckett’s Run wie verwandelt scheint?“
Grace nickte. „Doch.“ Viele der Geschäfte hatten neue Farbe bekommen, und auch viele der Markisen sahen neu aus. Die Bäume und Büsche waren beschnitten worden, der Wildwuchs früherer Jahre beseitigt. „Alles glänzt wie neu. Und J. C. leitet also das Festkomitee?“
„Ja. Er macht einen exzellenten Job. Und das, obwohl sich die anderen vom Komitee vor jeder Verantwortung drücken. Alles muss er entscheiden, und ständig wollen die Leute seinen Rat. Als hätte er nicht sonst schon genug um die Ohren“, sagte Mrs Brimmer mitfühlend. „Er lässt sich einfach nicht unterkriegen, und ich wäre überrascht, wenn dieses Jahr nicht …“
Grace hörte ihr nicht länger zu. In ihrem Kopf ratterte es. Das war es. Ein Mann und sein Kampf für seine Stadt. Sie stand auf. „Leider wartet ein Anruf auf mich. Wir sehen uns nächsten Dienstag.“
Sie eilte aus dem Laden und zog im Gehen ihr Handy aus der Hosentasche. Bevor sich die Tür hinter ihr schloss, hörte sie noch Miss Watson rufen: „Sie haben Ihr Buch vergessen. So werden Sie nie erfahren, wie es ausgeht.“
Grace tat, als hätte sie es nicht gehört. Was Jane Austen sich als Ende ihres Romans ausgedacht hatte, interessierte sie nicht. Viel wichtiger war ihr eigener Neubeginn.
Und dafür musste sie J. C. Carson gewinnen.
J. C. bedauerte, Kekse und Kaffee mitgebracht zu haben. Es hatte schon Sitzungen gegeben, die effektiver verlaufen waren. Vielleicht lag es einfach daran, dass die Leute hier in Beckett’s Run ein anderes Tempo gewöhnt waren. Aber vielleicht lag es auch nur an den Keksen. „Bitte, Leute, können wir weitermachen? Wir haben noch viel zu erledigen, und uns läuft die Zeit weg.“
Walter Westmoreland, Carla Wilson, Sandra Perkins und ihre Tochter Anna sahen J. C. an. „Haben wir nicht noch Zeit für eine kleine Kaffeepause?“, fragte Mrs Perkins. „Ich muss regelmäßig etwas essen. Wegen meines Blutzuckers.“
„Genau. Sonst kann sie sich nicht konzentrieren“, ergänzte ihre Tochter. Sandra Perkins würde bald ihren achtzigsten Geburtstag feiern, Anna war zwanzig Jahre jünger. Ein eingespieltes Team. Kein Wunder, hatten sie doch ihr Leben lang zusammengewohnt und waren so gut wie nie getrennt zu sehen.
Doch wo Sandra hinging, da war auch Walter Westmoreland nicht weit, und so bildeten sie ein untrennbares Trio. Sehr zum Leidwesen von Anna, die ihn nie hatte ausstehen können.
„Nimm dir so viele, wie du willst, meine Liebe“, meinte Walter und schob Sandra den Keksteller zu.
„Gut, dann können wir jetzt ja weitermachen“, sagte J. C. erleichtert.
„Essen und reden gleichzeitig bekommt meinem Magen nicht“, brummte Walter.
J. C. riss sich zusammen. Er liebte die Stadt und die Menschen hier, aber manchmal … „Gut, dann lasst euch noch ein paar Minuten Zeit. Und überlegt euch schon mal, ob einer von euch die Pressearbeit übernehmen möchte. Louise
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