Julia Extra Band 372
schmeißen.“
„Aber warum willst gerade du mir helfen?“
„Wir sind doch alte Freunde, oder nicht? Und Freunden hilft man eben.“
Freunde. Ja, sie waren Freunde gewesen. Eine Zeit lang auch mehr, sehr viel mehr. Bei Grace’ Anblick überfluteten ihn sofort die Erinnerungen, und er war ihnen hilflos ausgeliefert. Oh nein, sie war ihm noch lange nicht gleichgültig. Im Grunde wusste er es schon, seit sie an der Kreuzung in diesem für den Winter außerordentlich unpraktischen Auto fast in ihn hineingekracht war.
Er hatte sie nicht vergessen. Kein bisschen. „Du hast recht. Das meiste habe ich bisher alleine gemacht, und ich kann wirklich jede Hilfe gebrauchen. Seit dem Zeitschriftenartikel geht es hier drunter und drüber.“
Grace lächelte. „Na, dann arbeiten wir jetzt wohl Hand in Hand“, sagte sie. „Hoffentlich macht dir das nichts aus.“
Er machte einen Schritt auf sie zu und war ihr so nahe, dass er die goldenen Pünktchen in ihren Augen sah und erneut ihr unglaubliches Parfüm roch. „Ich habe damit kein Problem. Du hoffentlich auch nicht.“
Sie reckte das Kinn nach oben, eine herausfordernde Geste, die er nur zu gut kannte. „Ganz im Gegenteil. So kann ich in meinen Ferien zumindest etwas Sinnvolles tun.“
„Und anschließend fährst du wieder?“
„Das bringt mein Job so mit sich.“
„Nein, das ist nicht der Job. Das bist du. Nirgends lange bleiben und keine engen Bindungen zulassen. Und keinen Gedanken verschwenden an das, was du zurücklässt. Oder wen.“
Sie schüttelte den Kopf und wandte sich ab. „So ist es nicht.“
„Dann beweis es mir, Grace, und bleib bis zum Ende.“
„Bis zu welchem Ende?“
„Egal. Bis zum Ende von allem, was hier passiert.“ J. C. verstand sich selbst nicht mehr. Was machte er hier gerade? Warum ließ er sie nicht einfach in Ruhe?
Als sie sich abwandte, sah er, wie recht er mit seiner Furcht hatte. Sie würde niemals bleiben. Und obwohl er das eigentlich schon gewusst hatte, war er enttäuscht. Wann lernte er endlich, wie vergeblich seine Sehnsucht nach ihr war? Grace würde sich nie auf einen anderen Menschen einlassen. Jede neue Annäherung würde zwangsläufig wieder im Unglück enden.
Er griff nach dem Blatt mit Medienkontakten, das er für sie rausgesucht hatte, und nahm es wieder an sich. „Wenn ich es mir recht überlege, kann ich auf deine Hilfe verzichten. Wir sind bisher ohne dich ausgekommen und werden es auch in Zukunft.“
Damit stürmte er hinaus.
3. KAPITEL
Grace widerstand der Versuchung, J. C. nachzulaufen. Dabei hätte sie ihm gerne gesagt, was sie von seiner Meinung über sie hielt. Der Mann ging ihr auf die Nerven. Schon immer.
Na ja, vielleicht nicht so ganz. Es gab eine Zeit, da …
Doch das war Vergangenheit.
Sie stopfte ihren Notizblock in die Tasche und verließ den Gemeindesaal. Draußen schien hell die Sonne. J. C. stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite und telefonierte.
Er sah verdammt gut aus. Männlich, stark, selbstbewusst. Wie ein Panther auf dem Sprung, die Muskeln zum Äußersten gespannt. Ihr wurde warm, als sie sich an die Freuden erinnerte, die ihr dieser Körper bereitet hatte.
Doch dann dachte sie an die furchtbare Trennung, als mit einem Mal alles vorüber gewesen war. Sie hatte ihm vertraut und war so unendlich enttäuscht worden.
Schluss damit. Sie sollte sich lieber auf den Artikel konzentrieren, den sie schreiben wollte und für den ihr nur wenig Zeit blieb. Sie musste unbedingt Einblick in die Geschehnisse hinter den Kulissen des Wintervergnügens bekommen! Nur so würde sie Sachen erfahren, von denen die anderen Journalisten nichts wussten. Und dafür musste sie zunächst J. C. überzeugen, dass niemand anders als sie für die Pressearbeit infrage kam. Im Grunde verstand sie sogar, dass er ihr nicht so recht vertraute. Lange hatte sie es tatsächlich nie an einem Ort ausgehalten.
Sie setzte ein Lächeln auf und überquerte die Straße. Es war ein nettes Lächeln, eines, das sagte: Gib mir eine Chance. „J. C., hast du gleich eine Minute?“
Er nickte, dann widmete er sich wieder seinem Telefonat. „Schicken Sie mir die Zahlen bitte bis heute Abend, Charles. Ich melde mich, wenn ich einen Blick darauf geworfen habe.“ Während er zuhörte, legte er die Stirn in Falten. „Ja, natürlich komme ich zu den Meetings, aber eigentlich bin ich erst im neuen Jahr wieder zurück im Büro. Die Firma wird nicht gleich zugrunde gehen.“ Erneut runzelte er beim Zuhören die Stirn,
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