Julia Extra Band 372
aufwachte und sie zum Abendessen anhielten.
Danach fuhren sie noch weitere zwei Stunden. Es hatte wieder zu regnen begonnen, und Jared schlug vor, Elise solle nach einem Motel Ausschau halten. Schon kurz darauf hatte sie eins entdeckt, doch als sie zum Aussteigen die Wagentür öffnen wollte, legte ihr Jared die Hand auf den Arm.
„Bevor wir hineingehen, sollten wir uns noch kurz unterhalten.“
Die unerwartete Berührung elektrisierte sie. Dann bemerkte sie seinen ernsten Tonfall und erstarrte innerlich.
„Wir sollten uns kurz unterhalten“, so hatte es auch ihre Mutter damals ausgedrückt, als sie ihr erklärt hatte, dass ihr Vater sie beide verlassen hatte. Und als Elise schließlich Patrick ausfindig gemacht hatte, nachdem er nicht von seiner vorgeblichen Jobsuche zurückgekehrt war, hatte auch er gesagt, sie sollten sich mal unterhalten. Die „Unterhaltung“ hatte dann ergeben, dass er sie seit geraumer Zeit nicht mehr liebte und es für ihn schlichtweg eine Horrorvorstellung war, Vater zu werden. Dann hatte er sie aus dem Apartment seiner neuen Freundin hinausgeworfen, und in null Komma nichts stand sie allein da. Allein und schwanger.
Solche „Unterhaltungen“ endeten für sie immer als Katastrophe.
„Und warum müssen wir uns unterhalten?“
Er holte tief Luft. „Ich weiß, dass Sie nicht viel Geld haben, ich hingegen schon. Daher möchte ich, dass unsere Fahrt ganz auf meine Rechnung geht.“
Sie war erleichtert, dass er nicht verärgert war, doch als ihr klar wurde, was er da vorgeschlagen hatte, stieg leichte Wut in ihr hoch. „Ich brauche Ihr Mitleid nicht.“
„Das weiß ich. Aber betrachten Sie es sozusagen als mein Weihnachtsgeschenk, dass ich das Hotelzimmer bezahle.“
Sie lachte. „Sie hätten mir ja auch kein Weihnachtsgeschenk gekauft, wenn wir noch in Clover Valley wären. Daher, nein danke.“
„Warum wollen Sie denn mein Geschenk nicht annehmen?“
„Weil ich es nicht brauche.“ Weil sie sich nicht verpflichtet oder, schlimmer noch, von ihm abhängig vorkommen wollte. Jedes Mal, wenn sie sich auf jemanden verlassen hatte, insbesondere auf einen Mann, hatte der sie im Stich gelassen. Dieser Liste wollte sie keinen weiteren Namen hinzufügen.
„Michael hat mich für das Wohnungshüten gut bezahlt. Ich musste in den vergangenen sechs Monaten keine Miete zahlen und konnte einiges sparen. Ich bin sparsam, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich kein Geld habe.“
Sie knallte die Autotür hinter sich zu und blieb im selben Augenblick wie erstarrt stehen. Draußen herrschte schneidende Kälte. Der Sturm heulte, und Regentropfen klatschten ihr ins Gesicht. Sie fühlten sich an wie eisige Nadeln. Dennoch hastete sie zum Kofferraum, um ihre Sachen zu holen, aber Jared kam ihr zuvor.
„Sie nehmen Molly und gehen hinein ins Warme.“ Er deutete auf die Hotellobby. „Ich komme gleich nach und bringe die Sachen.“
Elise schnappte sich Molly und rannte in die Lobby. Wie versprochen, folgte ihr Jared mit der Wickeltasche, ihrem Koffer, der Kühlbox und seinem eigenen Kram.
„Geschafft.“
„Ja, geschafft“, bestätigte Jared, aber sein Blick wanderte zum Empfang. „Sieht ganz so aus, also wären wir nicht die Einzigen, die hier übernachten wollen. Ich stelle mich besser mal in die Schlange, bevor alle Zimmer ausgebucht sind. Und Sie setzen sich mit Molly dort rüber.“ Er deutete zu der Sitzecke mit Kaminfeuer hinüber. „Inzwischen arrangiere ich das mit den Zimmern.“
Sie fasste ihn am Arm. „Aber das Zimmer bezahle ich selbst.“
„Ich mache das mit meiner Kreditkarte. Sie können mir ja morgen beim Auschecken das Geld für die Übernachtung geben.“
Sie war froh, dass er ihren Wunsch respektierte, und entspannte sich. „In Ordnung.“
„Ich finde es trotzdem verrückt, dass Sie meine Hilfe nicht annehmen.“
„Das ist mir egal.“
Am Empfangstresen half jetzt noch ein weiterer Angestellter aus, um das Einchecken zu beschleunigen, und bald war Jared an der Reihe.
Da Elise damit beschäftigt war, Molly zu unterhalten, achtete sie nicht darauf, was am Empfang passierte, bis sie Jared sagen hörte: „Ist das Ihr Ernst?“
Sie stand auf und trat hinter ihn, da sie vermutete, dass die Zimmerpreise aufgrund der gestiegenen Nachfrage in die Höhe geschnellt waren. Jared bat gerade den Empfangschef: „Wiederholen Sie ihr bitte, was Sie mir gerade gesagt haben.“
Der Hotelangestellte erklärte mit bedauerndem Lächeln: „Tut mir leid, Miss, aber
Weitere Kostenlose Bücher