Julia Extra Band 372
ersten Monaten ihrer Schwangerschaft gehabt hätte, wenn er an ihrer Seite geblieben wäre. Aber er wollte keine Verantwortung für ein Kind übernehmen und dachte nicht im Traum daran, ihr beizustehen.
Kein Wunder also, dass sie sich nicht vorstellen konnte, ein Mann könnte ihr irgendetwas zuliebe tun.
„Gehen Sie ruhig unter die Dusche. Morgen müssen wir früh los.“
Der belustigte Unterton in Jareds Stimme holte sie in die Realität zurück. Er hielt sie sicher für hysterisch. Schließlich hatte er ihr bisher immer wieder mit Molly geholfen und verstand nicht, warum sie ihm ihr Töchterchen nicht für ein paar Minuten anvertrauen mochte, obwohl sie gleich nebenan war. Aber sie würde unter der Dusche stehen und könnte nicht einfach rausrennen und nach dem Rechten sehen, denn sie wäre nackt …
Mein Gott, vielleicht war das ja ihr Problem. Es ging ihr gar nicht so sehr darum, dass sie Molly mit Jared allein ließ, sondern sie hatte einfach Angst, sie könnte etwas Verdächtiges hören und aus Panik nur halb bekleidet aus dem Badezimmer stürzen. Aber das war einfach lächerlich. Jared war durchaus in der Lage, aufzupassen, dass in den fünf oder zehn Minuten, die sie zum Duschen brauchte, nichts Schlimmes passierte. Und sie würde auch nicht aus dem Badezimmer rennen, ohne sich zumindest ein Badetuch umzubinden.
Kein Grund zur Sorge also.
Sie warf noch einen prüfenden Blick in Richtung Molly, dann ging sie ins Bad.
Nach ein paar Minuten kam sie geduscht und abgetrocknet heraus und trug Jogginghosen und ein riesiges T-Shirt zum Schlafen – das Outfit mit dem geringsten Sex-Appeal, das sie in ihrem Koffer hatte auftreiben können. Das Babybett war inzwischen gebracht und aufgestellt worden. Molly schlief tief und fest, umgeben von ihren vertrauten Decken. Jared saß auf dem Bett und sah entspannt und verdammt sexy aus.
Sie befahl sich, nicht weiter daran zu denken, doch das stille Zimmer mit nur einem Bett und die Verrichtung so intimer Dinge wie das Duschen sorgten für eine sexuell aufgeladene Atmosphäre. Sein zerzaustes Haar und der Dreitagebart verliehen Jared ein rebellisches Aussehen, das ihre weiblichen Sinne ansprach.
Sie zupfte am Saum ihres T-Shirts und zog es nervös so weit wie möglich herunter.
„Danke, dass Sie auf Molly aufgepasst haben.“
„Gerne.“ Er stand auf, nahm seine Sachen und ging ins Bad. Entweder bemerkte er ihren lächerlichen Aufzug gar nicht, oder er ignorierte ihn höflich.
Als er im Bad verschwunden war, kniff Elise die Augen zusammen. Wenn sie doch nur weglaufen könnte. Aber das ging nicht. Er war ihr Chauffeur. Sie wusste nicht mal genau, wo sie waren oder wo sie den nächsten Bus erwischen könnte. Und wie sollte sie mit Molly bei diesem Sturm draußen herumlaufen? Diese Nacht saßen sie auf jeden Fall in diesem Zimmer fest.
Schlimmer noch, in ein paar Sekunden würde Jared hinter dieser dünnen Wand nackt unter der Dusche stehen. Sie schnappte sich die Fernbedienung und suchte eine Fernsehsendung, die sie ablenken würde.
Jared wunderte sich über Elise. Ihre körperlichen Reize hätten ihn nervös gemacht, hätte er nicht gewusst, dass sie diese um alles in der Welt vor ihm verbergen wollte. Vermutlich weil sie ihm immer noch nicht über den Weg traute, und er bezweifelte, dass sich das bei ihr ändern würde.
Es kränkte ihn, dass er sie nach all der Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, noch immer hatte überreden müssen, auf Molly aufzupassen, während sie unter der Dusche war. Er glaubte ihr, dass Michael sie für das Wohnungshüten gut bezahlt und sie das ganze Geld gespart hatte. Beides waren gute Gründe dafür, dass sie ihre Ausgaben gern selbst bezahlen wollte. Daher hatte er erst jetzt gemerkt, als sie sich dagegen sträubte, dass er auf Molly aufpassen wollte, wie stur sie in dieser Hinsicht war.
Dabei war ihm etwas klar geworden, worauf er zuvor besser hätte achten sollen, es aber geflissentlich ignoriert hatte. Sie wollte nicht nur unabhängig von ihm sein, was die Kosten betraf; sie mochte es einfach nicht, dass er etwas für sie tat. Sie war die erste Frau seit fünf Jahren, die ihn nicht als Antwort für all ihre Probleme betrachtete. Natürlich waren die einzigen Frauen, mit denen er Umgang hatte, seine Mandantinnen, daher erwarteten sie natürlich, dass er seinen Job machte. Aber dass er sich das „Privileg“, Elise zu helfen, so hart erkämpfen musste, stimmte ihn nachdenklich.
Er zog sich aus und trat unter die Dusche.
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