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Julia Extra Band 372

Julia Extra Band 372

Titel: Julia Extra Band 372 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meier , Shirley Jump , Natalie Anderson
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dageblieben, bis sie den Mut gefunden hatte, selbst nach ihrer Familie zu fragen?
    Er hatte aus egoistischen Motiven gehandelt. Das verblüffte ihn völlig. Er erinnerte sich nicht daran, schon einmal seine Interessen über die eines Mandanten gestellt zu haben. Und doch hatte er das jetzt bei Elise getan. Er hatte zuerst an sich gedacht. Er hatte ihr zwar unbedingt helfen wollen, aber er hatte ihre Gefühle falsch eingeschätzt.
    Das war das zweite Mal, dass ihm bei Elise seine eigenen Emotionen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten. Das erste Mal war ihm das in ihrem gemeinsamen Motelzimmer passiert, als in ihm ein sexuelles Verlangen, das er seit Jahren nicht mehr verspürt hatte, erwacht war. Aber zumindest hatte er sich damals rasch unter Kontrolle bringen können. Wäre er doch nur in der Anwaltskanzlei ebenso zurückhaltend gewesen, seine Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken!
    „Sagen Sie mir, wie ich fahren soll?“
    Elise blickte auf das Blatt Papier, das ihr Mr Collins gegeben hatte. „Fahren Sie einfach die Hauptstraße entlang aus der Stadt, und nach zwei Meilen sollen wir nach einem Briefkasten in Form einer Katze Ausschau halten.“
    „Den finden wir sicher.“ Das Städtchen war wirklich wie aus dem Bilderbuch und so hübsch weihnachtlich geschmückt, dass es ihm noch mehr leidtat, nicht einfach noch eine Zeit lang hiergeblieben zu sein und mit seinen Fragen nach ihrer Familie gewartet zu haben.
    „Dann war Ihre Großmutter wohl eine echte Katzenliebhaberin?“, fragte er lachend. Er versuchte verzweifelt, die Atmosphäre im Auto zu entspannen, damit sie ihm seine Einmischung verzeihen würde.
    Aber Elise würdigte ihn keiner Antwort und lachte nicht. Sie sagte ihm auch nicht, er solle sie in Ruhe lassen. Sie saß einfach nur da und starrte unbewegt geradeaus, bis sie sich ihm plötzlich zuwandte. „Wir brauchen noch Milch.“
    Er atmete erleichtert auf. Was sie gesagt hatte, bedeutete jedoch nicht viel mehr, als dass sie nicht so wütend war, darüber zu vergessen, was ihr Kind brauchte.
    „Wir halten dort an“, sagte er und zeigte auf einen kleinen Lebensmittelladen. „Und ich gehe rein und kaufe welche.“ Als er ausstieg, ließ er die Schlüssel im Zündschloss stecken. Wenn sie mit seinem Wagen durchbrennen wollte, dann bitte …
    Doch Elise stieg ebenfalls aus.
    „Ich habe doch gesagt, ich gehe in den Laden?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich mache das schon.“
    Er stöhnte auf. „Jetzt lassen Sie sich doch helfen. Es tut mir leid, dass …“
    Aber Elise sah ihn nicht einmal an. Sie holte Molly aus der Trageschale und betrat dann den Laden. Jared folgte ihr zur Kühltheke. Sie nahm eine Flasche Milch und ging damit zur Kasse.
    „Guten Tag!“, grüßte der kahlköpfige Besitzer Elise strahlend.
    Sie stellte wortlos die Milch vor ihn hin. Jared sah, dass sie um sich herum gar nichts wahrnahm, daher erwiderte er den Gruß des Mannes: „Guten Tag.“
    „Sie sind neu in der Gegend?“ Er tippte den Preis der Milch in seine altmodische Ladenkasse. „Ich bin Pete. Mir gehört dieser Laden. Wenn Sie irgendwas brauchen, finden Sie es wahrscheinlich bei mir. Wenn nicht, gibt es noch eine größere Gemischtwarenhandlung etwa acht Häuser weiter.“ Er zwinkerte Elise zu. „Und wenn Sie das Gewünschte dort auch nicht finden, dann kommen Sie zu mir zurück, und ich strecke meine Fühler aus und besorge Ihnen alles.“
    Elise hielt ihm immer noch schweigend das Geld hin. Jareds Sensoren waren auf größte Besorgnis eingestellt. Nicht weil er fürchtete, sie könnte gleich einen Wutausbruch bekommen, sondern weil er Anzeichen bei ihr sah, dass sie sich völlig in sich selbst zurückzog. Aber genau das war gefährlich, insbesondere da sie für ein Baby sorgen musste und auf Hilfe angewiesen war.
    Elise nahm die Milch und ging zum Ausgang. Jared bedankte sich lächelnd bei Pete, der Elise stirnrunzelnd nachsah. „Gern geschehen“, sagte Pete freundlich.
    Elise ging gleich zum Wagen. Sie wirkte äußerst niedergeschlagen, und Jared spürte geradezu, wie sie in eine tiefe Depression versank, so wie er es jahrelang an sich selbst erlebt hatte. Und das alles war seine Schuld. Hätte sie das über ihre Familie allein herausgefunden, dann hätte sie vermutlich besser damit umgehen können.
    Er stieg schnell in den Wagen und fuhr los. Seine Gedanken rasten schneller als eine Turbine bei Hochwasser. Er musste den Schaden wiedergutmachen. Aber wie? Wie konnte man

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