Julia Extra Band 372
gegeben.“
„Nein.“ Jill war erleichtert. Die Namensgebung war schon immer ein Zeichen für das Einverständnis ihres Vaters gewesen. Sie blickte auf den Hund zu ihren Füßen. „Ich finde sie wunderschön. Vielleicht nenne ich sie Bella.“
Die Miene ihres Vaters zeigte, dass er sie für genauso verrückt hielt wie Maisie. Da ertönte plötzlich ein durchdringendes Piepen.
„Das ist für mich“, meinte Jill unnötigerweise.
„Dann muss es wohl was Wichtiges sein.“
Nur sie trug den Notfall-Pager. Da sie gerade von der Notaufnahme eines großen Krankenhauses kam, hatte ihr Vater ihr diesen Pager gleich am ersten Tag ihres vorübergehenden Einsatzes als seine Assistentin hier gegeben.
„Du bist viel eher dafür geeignet als ich“, hatte er gesagt. „Im Jeep befindet sich eine komplette Notfallausrüstung.“
Jill eilte zum Telefon an der Küchenwand. Sie kritzelte die Informationen auf einen Zettel und legte dann wieder auf.
„Ein Leichtflugzeug ist abgestürzt“, berichtete sie ihrem Vater. „Es wollte zum Landeplatz, kam aber ein paar Weiden davor auf der Farm von Bruce Mandeville runter. Nur ein Insasse, aber er ist bewusstlos.“
„Dann mal los.“
„Es ist meilenweit weg. Der Krankenwagen macht gerade einen langen Krankentransport, und außerdem komme ich zu spät zur Sprechstunde.“
„Die übernehme ich.“
„Bist du sicher?“ Jill lief bereits zur Tür. Sie merkte kaum, dass der Hund ihr auf Schritt und Tritt folgte.
„Natürlich“, antwortete ihr Vater unwillig. „Was glaubst du wohl, wie ich in den letzten sechs Monaten zurechtgekommen bin?“
„Sorry.“ Sie öffnete die Fliegentür. „Bis später.“
Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. Eine eigenartige Spannung lag in der Luft. Oder bildete sie sich das nur ein?
Jill öffnete die Fahrertür des Jeeps, stellte das Blinklicht aufs Dach und steckte das Kabel in den Zigarettenanzünder. Sobald sie den Wagen anließ, würde das Licht anfangen, grell orange zu blinken.
Als sie einsteigen wollte, sah sie den Hund, der einfach nur dasaß und offensichtlich erwartete, wieder einmal verstoßen zu werden. Da Jill keine Zeit hatte, einen sicheren Platz für das Tier zu suchen, befahl sie: „Spring rein, Bella. Wir machen eine kleine Spritztour.“
2. KAPITEL
Der Mann war inzwischen wieder bei Bewusstsein.
Jill sah ihn auf einem Hang im langen trockenen Gras sitzen, den Kopf in die Hände gestützt. Er wirkte deprimiert.
Kein Wunder. Unterhalb von ihm lag ein kleines, viersitziges Flugzeug verkehrt herum auf dem Dach. Es sah nagelneu aus, doch der Propeller war stark verbogen.
Bruce Mandeville stand neben der Maschine und rieb sich den sonnenverbrannten Nacken. Vor ihm saßen drei schwarzweiße Hunde mit hängenden Zungen. Kaum erblickte Bella, die aus dem Seitenfenster geschaut hatte, die Farmhunde, verkroch sie sich sofort auf dem Boden hinter den beiden Vordersitzen. Holpernd brachte Jill ihren Wagen zum Stehen, nachdem sie wieder einmal ein Kaninchenloch erwischt hatte.
Mit seinem schwarzen ärmellosen T-Shirt, den weiten Kaki-Shorts und dem dazu passenden uralten Hut, Wollsocken und robusten Arbeitsstiefeln sah Bruce wie der typische Schaffarmer aus, der er auch war.
„Hübscher kleiner Vogel“, meinte er anerkennend zu Jill. „Muss eine schöne Stange Geld gekostet haben.“
Jill holte die Notfallausrüstung von der Ladefläche des Jeeps. „Wie geht es dem Piloten?“
„Er lebt.“ Bruce schaute zu der regungslosen Gestalt auf dem Hügel hinüber. „Und er ist nicht besonders höflich. Kann ich doch nichts dafür, dass er ausgerechnet mitten in einer Schafherde gelandet ist, oder?“
„Wie lange war er bewusstlos?“, fragte Jill.
„Nicht lange. Ich hab auf der Nachbarweide gearbeitet und gesehen, wie er runterkam. Hörte sich an, als hätte der Motor versagt. Die Schafe sind vor ihm weggelaufen, und er hat den Hügel angesteuert. Aber vermutlich wurde das Flugzeug vom Wind erfasst und ist umgekippt. Der Typ ist aufgewacht, gleich nachdem ich in der Notrufzentrale angerufen hatte.“ Bruce klopfte auf das Handy, das an seiner Hosentasche klemmte. „Ich hab ja nie viel von diesen neumodischen Dingern gehalten. Aber ich schätze, manchmal können sie ganz nützlich sein.“
„Wie ist er aus der Maschine gekommen?“ Jill ging auf den Mann zu. „Von selbst?“
„Ja.“ Bruce blieb, wo er war. „Er wollte keine Hilfe. Ein ziemliches Ekel, wenn du mich
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